Pramac-Ducati: Kommt Bezzecchi statt Johann Zarco?
Marco Bezzecchi mit Johann Zarco: Wer bekommt den Pramac-Sitz?
Bei der Dutch-TT in Assen vor sechs Wochen waren die Ducati-Corse-Verantwortlichen überzeugt, bei den MotoGP-Fahreraufgeboten von Ducati Lenovo (Bagnaia, Bastianini) und Prima Pramac Ducati (Martin, Zarco) werde sich für die Saison 2024 nichts ändern.
Aber dann zeigte Marco Bezzecchi aus dem Mooney VR46-Ducati-Team in den Niederlanden wieder eine extrem starke Leistung. Er ging als WM-Dritter in die Sommerpause, noch dazu erst in seiner zweiten MotoGP-Saison – und auf einer letztjährigen Desmosedici GP22.
Deshalb versicherte Gigi Dall’Igna, Geschäftsführer von Ducati Corse, Bezzecchi sollte für 2024 eine aktuelle Werksmaschine erhalten, also eine GP24. Auch Mooney-VR46-Sportdirektor Uccio Salucci wurde in diese Überlegungen mit einbezogen. Denn die Leasingkosten für eine aktuelle Werksmaschinen sind empfindlich höher als die von Gebraucht-Motorrädern.
Nach reiflichen Überlegungen während der Sommerpause wurde aber bei Ducati entschieden, für das kommende Jahr nur vier GP24 für Lenovo und Pramac zu bauen. Die Fahrer von VR46 und Gresini Racing müssen mit GP23 über die Runden kommen.
Denn für 2022 waren fünf Fahrer mit GP22 ausgestattet worden, neben den Piloten von Lenovo (Bagnaia, Miller) und Pramac (Martin, Zarco) auch noch Luca Marini aus dem Mooney-VR46-Rennstall.
Diese Entscheidung hatte zur Folge, dass bei den Wintertests in Sepang 2022 von Ducati eine Motorversion ausgeliefert wurde, die zum Beispiel Bagnaia nicht behagte. Er bekam dann einen Zwitter aus 2022er- und 2023er-Motor, mit dem er nach einem mühseligen Saisonstart noch 91 Punkte auf Quartararo wettmachte und den WM-Titel gewann.
Da Ducati nur vier GP24-Fahrer haben will, wird jetzt das Pramac-Team umgebaut: Bezzecchi ist als neuer Teamkollege von Jorge Martin vorgesehen. Seinen Platz bei Mooney VR46 neben Marini wird aller Voraussicht nach Franco Morbidelli übernehmen.
Dadurch verliert Johann Zarco voraussichtlich seinen lukrativen Platz bei Pramac. Er sollte dann zu Gresini transferiert werden. Er hat aber inzwischen auch Kontakt zum LCR-Honda-Team von Cecchinello, für das er im Herbst 2019 nach der Trennung von Red Bull KTM bereits drei Grands Prix statt Nakagami bestritten hat.
Aber bisher ist nichts in Stein gemeisselt. «Zarco liefert exzellente Leistungen ab», betont Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti. «Wir müssen abwarten. Wenn er nicht bei Pramac bleiben kann, wäre Gresini eine Alternative. Und er hat auch ein Angebot von Cecchinello. Ich glaube, das weiß jeder.»
Doch Lucio Cecchinello entgegnete auf Anfrage von SPEEDWEEK.com: «Wir haben kein Angebot gemacht. Aber sein Manager Guillaume Valladeau hat uns eine Wunschliste geschickt, weil er vermutet, dass Zarco seinen jetzigen Platz verlieren könnte. Wir haben ihm gesagt, dass wir vor dem Österreich-GP gar nichts sagen können, weil Tetsuhiro Kuwata, der General Manager von HRC, dem British Grand Prix ferngeblieben ist. Er ist an diesem Wochenende beim Acht-Stunden-Langstrecken-WM-Lauf in Suzuka.»
HRC sucht bekanntlich die Piloten für LCR aus und bezahlt sie auch.
Nähere Einzelheiten wird man erst beim Österreich-GP hören. Mooney-VR46-Sportdirektor Uccio Salucci: «Ein Ziel unseres MotoGP-Teams ist es, Fahrer in Werksteams zu bringen – wie Pecco. Aber wenn ‘Bez’ zu Pramac geht, ist er weiter in einem Kundenteam… Deshalb bleibt Bezzecchi die erste Option für mich. Wenn das nicht klappt, wollen wir Morbidelli.»
Gresini Racing macht mit Alex Márquez weiter. Morbidelli bleibt ein Kandidat, wenn er den VR46-Platz nicht bekommt. Auch Moto2-WM-Leader Tony Arbolino ist bei Gresini weiter im Gespräch.