Brad Binder (3.): Track Limits-Fehler von Bagnaia?
Brad Binder brauste mit der Red Bull-KTM in Silverstone nach 20 Runden und einer grandiosen Fahrt als Dritter über den Zielstrich, er kassierte 16 Punkte und rückte in der Fahrer-WM wieder auf den vierten Platz vor. Aber wenige Minuten nach der Zieldurchfahrt kursierte ein TV-Screenshot aus der letzten Runde, der Pecco Bagnaia neben der Fahrbahn im Green zeigte. Das könnte bedeuten: Der Weltmeister wird einen Platz nach hinten versetzt und Binder würde auf Platz 2 rücken.
«Ja, das Ende des Rennens war ein bisschen beängstigend, weil es immer wieder getröpfelt hat», erklärte Binder. «Ehrlich gesagt, die Verhältnisse waren sehr schwierig. Ich bin sooo happy, jetzt auf dem Podium zu sein. Ich wollte unbedingt einen Sieg für mein Team heute, denn sie hätten es verdient nach meinen zwei Fehlern in Assen, wo ich am Samstag und am Sonntag den dritten Platz wegen Missachtung der ‘track limits’ in der letzten Runde verloren habe.»
«Aber ich muss auch mit Platz 3 zufrieden sein», meinte der Südafrikaner, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass bei Bagnaia die «track limits» untersucht wurden. «Es war besonders in den letzten vier bis sechs Runden schwer zu verstehen, wie stark man bei diesen Verhältnissen pushen konnte. Es war fast so schlimm, dass ich an einem Punkt ankam, an dem ich überlegte, ob ich zum Motorradwechsel an die Box fahren sollte. Aber zum Glück habe ich es nicht gemacht, und ich glaube, es haben nur wenige Fahrer gestoppt. Doch in der letzten Runde hat es im letzten Sektor buchstäblich geregnet. Auf der restlichen Strecke war es ziemlich trocken. Nur im ersten Sektor war es auch ein bisschen feucht. Man musste genau entscheiden, wo man Gas geben konnte und wo nicht. Ja, an Tagen wie diesen scheine ich immer aufs Podest zu kommen...»
Binder hatte schon nach dem nassen Sprint-Rennen am Samstag gescherzt, er sei eigentlich kein Regenfahrer. «Das einzige Mal, dass ich im Regen schnell war, war mit Slicks…»
Damit spielte er auf den zweiten Spielberg-GP im August 2021 an. Damals siegte Binder, weil er als einziger Fahrer der sechsköpfigen Spitzengruppe nicht zum Motorradwechsel an die Box fuhr und dadurch von Platz 6 auf Platz 1 brauste und dann die Führung mit den Slicks auf der rutschigen Fahrbahn kunstfertig ins Ziel brachte und Red Bull-KTM einen Heimsieg bescherte.
Binder hatte sich vorne für den Medium-Reifen entschieden. «Für unser Motorrad war das die richtige Wahl», stellte der zweifache MotoGP-Sieger und Moto3-Weltmeister von 2016 fest. «Der weiche Reifen vorne wäre für uns zu weich gewesen, ich hatte damit in den Trainings beim Bremsen nicht genug Vertrauen. Aber mein Team hat einen unglaublich guten Job gemacht; sie haben mein Bike gegenüber dem trockenen Freitag immens verbessert. Es war großartig. Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft!»
Die KTM-Mannschaft klärte nach der Zieldurchfahrt mit den FIM-Stewards ab, warum Bagnaia wegen Missachtung der Track Limits in der letzten Runde keinen Platz verloren hat. Die Antwort: Die Fiberglas-Sensoren seien dort nicht ausgelöst worden, also kann nicht bestätigt werden, dass das Motorrad die Grünfläche berührt hat. Deshalb könne nicht mit 100-prozentiger Sicherheit bestätigt werden, dass die Reifen das Grün berührt haben.
Aber die Stewards wollten noch prüfen, ob der Sensor aktiviert war oder nicht.
«Anscheinend kämpfen wir hier gegen Windmühlen», seufzte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer auf Anfrage von SPEEDWEEK.com.
Übrigens: In Silverstone standen erstmals in der MotoGP-Geschichte je ein Werksfahrer von Aprilia, Ducati und KTM gemeinsam auf dem Podest.
MotoGP-Ergebnisse, Silverstone (6. August):
1. Aleix Espargaró, Aprilia, 20 Runden in 40:40,367 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,215 sec
3. Binder, KTM, + 0,680
4. Oliveira, Aprilia, + 0,750
5. Viñales, Aprilia, + 2,101
6. Martin, Ducati, + 7,903
7. Marini, Ducati, + 9,099
8. Miller, KTM, + 9,298
9. Zarco, Ducati, + 9,958
10. Raúl Fernández, Aprilia, + 19,947
11. Augusto Fernández, KTM, + 20,296
12. Pol Espargaró, KTM, + 1:06,120 min
13. Di Giannantonio, Ducati, + 1:27,605
14. Morbidelli, Yamaha, + 1:28,913
15. Quartararo, Yamaha, + 1:29,075
16. Nakagami, Honda, + 1:38,573
17. Lecuona, Honda, + 1:49,674
– Bastianini, Ducati, 4 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, 6 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 15 Runden zurück
– Alex Márquez, Ducati, 15 Runden zurück
– Mir, Honda, 18 Runden zurück
MotoGP-Ergebnisse Sprint, Silverstone (5. August):
1. Alex Márquez, Ducati, 10 Runden in 21:52,317 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,366 sec
3. Viñales, Aprilia, + 3,374
4. Zarco, Ducati, + 5,671
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 6,068
6. Martin, Ducati, + 7,294
7. Miller, KTM, + 9,415
8. Augusto Fernández, KTM, + 9,850
9. Binder, KTM, + 10,435
10. Oliveira, Aprilia, + 11,247
11. Marini, Ducati, + 17,365
12. Di Giannantonio, Ducati, + 20,063
13. Bastianini, Ducati, + 24,352
14. Bagnaia, Ducati, + 25,527
15. Morbidelli, Yamaha, + 27,191
16. Pol Espargaró, KTM, + 27,693
17. Mir, Honda, + 29,062
18. Marc Márquez, Honda, + 29,326
19. Raúl Fernández, Aprilia, + 29,627
20. Nakagami, Honda, + 29,909
21. Quartararo, Yamaha, + 30,326
22. Lecuona, Honda, + 47,674
WM-Stand nach 18 von 40 Rennen:
1. Bagnaia, 214 Punkte. 2. Martin 173. 3. Bezzecchi 167. 4. Binder 131. 5. Zarco 122. 6. Aleix Espargaró 107. 7. Marini 107. 8. Miller 90. 9. Alex Márquez 75. 10. Viñales 75. 11. Quartararo 65. 12. Morbidelli 59. 13. Augusto Fernández 49. 14. Rins 47. 15. Oliveira 40. 16. Di Giannantonio 37. 17. Nakagami 34. 18. 18. Bastianini 18. 19. Marc Márquez 15. 20. Raúl Fernández 14. 21. Pedrosa 13. 22. Savadori 9. 23. Folger 9. 24. Pirro 5. 25. Mir 5. 26. Petrucci 5. 26. Bradl 5. 27. Pol Espargaró 4.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 317 Punkte. 2. KTM 172. 3. Aprilia 153. 4. Honda 89. 5. Yamaha 84.
Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 295 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 274. 3. Ducati Lenovo Team 242. 4. Red Bull KTM Factory Racing 221. 5. Aprilia Racing 181. 6. Monster Energy Yamaha 124. 7. Gresini Racing 112. 8. LCR Honda 84. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 62. 10. CryptoDATA RNF 58. 11. Repsol Honda 20.