Enea Bastianini (Ducati): «Warte auf meinen Moment»
Eigentlich hatte sich Enea Bastianini vorgenommen, in der zweiten Saisonhälfte wieder um Podestplätze zu kämpfen. Denn körperlich hat sich der WM-Dritte des Vorjahres in der Sommerpause weitgehend von den Nachwirkungen des Schulterblattbruchs (Sprint-Crash in Portimão am 25. März) erholt.
Die Erfolgserlebnisse lassen beim neuen Ducati-Werksfahrer jedoch weiter auf sich warten. In Spielberg landete der 25-jährige Italiener im Sprint am Samstag auf Rang 13. Am Sonntag musste er sich nach Warm-up-Bestzeit mit Platz 10 abfinden, nachdem der Hinterreifen stark verschlissen war.
Sein Teamkollege Francesco «Pecco» Bagnaia dagegen baute mit seinem Hattrick auf dem Red Bull Ring (Pole-Position, Sprint-Sieg und GP-Sieg) seinen Vorsprung an der Spitze der WM-Tabelle auf 62 Punkte aus.
«Mental niedergeschlagen bin ich nicht», versicherte Bastianini, der erst seit dem Mugello-GP im Juni wieder dabei ist und in der WM-Tabelle auf Rang 18 liegt. «Denn ich weiß, was ich leisten kann. Ich habe da keinen Zweifel. Es geht nur darum, alles zusammenzufügen. Im Moment scheint alles gegen uns zu laufen. Jedes Mal passiert etwas, wir finden nie eine einfache Situation vor. Ich warte auf meinen Moment», fügte die «Bestia» an und lächelte zur Bestätigung.
Offensichtlich ist: Bastianini hat für die GP23 noch nicht das richtige Gefühl gefunden. Selbst Bagnaia räumte ein, dass die aktuelle Desmosedici im Vergleich zur GP22 aus dem Vorjahr mehr Arbeit erfordere – etwa bei der Abstimmung der Motorbremse, wie der Weltmeister am Wochenende verriet.
«Eine gute Sache am alten Bike war, dass dieselbe Abstimmung so ziemlich überall funktioniert hat», erklärte Bagnaia. «Mit dem neuen Motorrad musst du arbeiten. Es bietet mehr Grip als das alte, aber in der Folge haben wir mehr Mühe, andere Dinge zu tun. Das Bike ist etwas nervöser, deshalb muss man mehr damit arbeiten.»
Deshalb sei es auch kein Zufall, dass der WM-Leader am Freitag meist nicht von der ersten Session an die Zeitenliste anführt. «Mit dem neuen Motorrad ist es zu Beginn des Rennwochenendes immer knifflig. Wir wissen jetzt aber schon sehr genau, wo wir ansetzen müssen. Die Rennen, die Enea zu Beginn der Saison verpasst hat, haben zur Folge, dass diese Verbesserung langsamer voranschreitet. Sein Gefühl zum Motorrad wird aber besser, da bin ich sicher», machte Pecco seinem Teamkollegen Mut.
Beruhigt das Bastianini, obwohl er von der GP21 auf die GP23 einen noch größeren Schritt gemacht hat? «Ja, aber ich glaube, dass Pecco dennoch im Vorteil war, weil dieses Motorrad besser zu seinen Eigenschaften passt als zu meinen. Auch er musste sich anpassen, mit Sicherheit, denn auch er hatte ein anderes Motorrad als das, was er jetzt fährt. Ich aber muss noch einmal einen anderen Weg finden.»
«Das Wochenende hatte recht gut begonnen, nach der ersten Session war ich zufrieden», berichtete der vierfache MotoGP-Sieger des Vorjahres nach dem Spielberg-GP. «Als wir dann aber angefangen haben, einige Veränderungen vorzunehmen, sind wir ein bisschen rückwärtsgegangen. Am Sonntagmorgen im Warm-up war das Motorrad wieder dem sehr ähnlich, mit dem wir begonnen hatten. Das bedeutet, dass wir uns anpassen und diese Basis verstehen müssen.»
Der Montag-Test in Misano am 11. September könnte in der Hinsicht eine Hilfe sein. «Ja, für den Test haben wir sicherlich vor, viel auszuprobieren. Denn an den Rennwochenenden kann man das nicht tun, da gehen wir konservativer vor. In Barcelona werden wir aber schon etwas probieren und dann in Misano beim Test mit Sicherheit noch einen Schritt mehr», kündigte Bastianini an.
MotoGP-Ergebnisse, Spielberg (20. August):
1. Pecco Bagnaia, Ducati, 28 Runden in 42:23,315 min
2. Brad Binder, KTM, + 5,191 sec
3. Marco Bezzecchi, Ducati, + 7,708
4. Luca Marini, Ducati, + 10,343
5. Alex Márquez, Ducati, + 11,039
6. Maverick Viñales, Aprilia, + 11,724
7. Jorge Martin, Ducati, + 12,917
8. Fabio Quartararo, Yamaha, + 19,509
9. Aleix Espargaró, Aprilia, + 20,231
10. Enea Bastianini, Ducati, + 20,729
11. Franco Morbidelli, Yamaha, + 21,527
12. Marc Márquez, Honda, + 23,027
13. Johann Zarco, Ducati, + 24,259
14. Augusto Fernández, KTM, + 25,365
15. Jack Miller, KTM, + 25,475
16. Pol Espargaró*, KTM, + 28,073
17. Fabio Di Giannantonio, Ducati, + 29,998
18. Takaaki Nakagami, Honda, + 32,316
19. Lorenzo Savadori, Aprilia, + 42,392
20. Iker Lecuona*, Honda, + 46,239
– Raúl Fernández, Aprilia, 1 Runde zurück
– Joan Mir, Honda, 16 Runden zurück
– Miguel Oliveira, Aprilia, 22 Runden zurück
*= 3-Sekunden-Strafe («track limits»-Vergehen)
MotoGP-Sprint, Spielberg (19. August):
1. Pecco Bagnaia, Ducati, 14 Runden in 21:01,844 min
2. Brad Binder, KTM, + 2,056 sec
3. Jorge Martin, Ducati, + 5,045
4. Alex Márquez, Ducati, + 8,252
5. Jack Miller, KTM, + 11,365
6. Pol Espargaró, KTM, + 11,816
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 11,960
8. Maverick Viñales, Aprilia, + 11,984
9. Franco Morbidelli, Yamaha, + 13,634
10. Marc Márquez, Honda, + 14,435
11. Fabio Di Giannantonio, Ducati, + 15,251
12. Joan Mir, Honda, + 16,740
13. Enea Bastianini, Ducati, + 18,825
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 19,536
15. Fabio Quartararo, Yamaha, + 22,321
16. Iker Lecuona, Honda, + 25,593
17. Augusto Fernández, KTM, + 25,789
– Johann Zarco, Ducati, 3 Runden zurück
– Luca Marini, Ducati, 8 Runden zurück
– Lorenzo Savadori, Aprilia, 9 Runden zurück
– Takaaki Nakagami, Honda, 12 Runden zurück
– Marco Bezzecchi, Ducati, 13 Runden zurück
– Miguel Oliveira, Aprilia, 1. Runde nicht beendet
WM-Stand nach 20 von 40 Rennen:
1. Bagnaia, 251 Punkte. 2. Martin 189. 3. Bezzecchi 183. 4. Binder 160. 5. Zarco 125. 6. Marini 120. 7. Aleix Espargaró 117. 8. Miller 96. 9. Alex Márquez 92. 10. Viñales 86. 11. Quartararo 73. 12. Morbidelli 65. 13. Augusto Fernández 51. 14. Rins 47. 15. Oliveira 40. 16. Di Giannantonio 37. 17. Nakagami 34. 18. Bastianini 24. 19. Marc Márquez 19. 20. Raúl Fernández 14. 21. Pedrosa 13. 22. Savadori 9. 23. Folger 9. 24. Pol Espargaró 8. 25. Pirro 5. 26. Mir 5. 27. Petrucci 5. 28. Bradl 5.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 354 Punkte. 2. KTM 201. 3. Aprilia 166. 4. Honda 93. 5. Yamaha 93.
Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 314 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 303. 3. Ducati Lenovo Team 285. 4. Red Bull KTM Factory Racing 256. 5. Aprilia Racing 203. 6. Monster Energy Yamaha 138. 7. Gresini Racing 129. 8. LCR Honda 84. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 68. 10. CryptoDATA RNF 58. 11. Repsol Honda 24.