Formel 1: Funk-Rätsel um Frontflügel

Marc Márquez (Honda): «Für mich ist Jorge WM-Favorit»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez verfolgte die Geschehnisse am Samstag in Mandalika mit zwiespältigen Gefühlen. Einerseits blieb Honda punktlos, dafür räumte seine neue Marke ab: Pole-Position, Hattrick im Sprint, Marken-WM gesichert.

Marc Márquez wollte heute im 13-Runden-Sprintrennen von Mandalika wieder einmal viel mehr aus der lahmen Honda RC213V herauskitzeln, als in dieser Kiste steckt – und er stürzte deshalb innerhalb von etwas mehr als vier Stunden gleich dreimal. Im Sprint Race über 13 Runden vollendete er nicht einmal die erste Runde. Und da nur die Top-9 mit Punkten belohnt werden, ging Honda wieder einmal völlig leer aus.

Man will sich gar nicht ausmalen, welche desaströsen Ergebnisse Honda 2024 erzielen wird, wenn dann nur noch Fahrer wie Joan Mir (heute 24,894 Sekunden zurück, also fast zwei Sekunden pro Runde), Johann Zarco (dessen Formschwankungen wie oft in der Vergangenheit weiter anhalten), Taka Nakagami (in der sechsten MotoGP-Saison noch ohne Podestplatz) mit der japanischen Schnecke im Kreis fahren.

Doch Marc Márquez versuchte es heute nach der blamablen Samstag-Vorstellung mit Galgenhumor. «Was passiert ist? Ich habe das Rennen zu früh beendet. Viel zu früh», seufzte der Repsol-Honda-Werkspilot und setzte ein schiefes Grinsen auf. «Eine meiner Stärken sind immer die ersten Rennrunden. Die Statistiken zeigen, dass sich diese Fahrweise sehr oft bezahlt gemacht hat. Aber wenn du solche Risiken eingehst, kann manchmal ein Sturz passieren. Das war jetzt das erste Sprint Race, bei dem ich sehr früh gestürzt bin.»

«Ja, ich bin in diese Kurve 11 ein bisschen zu schnell reingefahren. Ich hatte vorher in Turn 10 ein Überholmanöver mit Aleix. Ich habe den Bremspunkt etwas verpasst, ich traf dann zu schnell in dieser Kurve ein. Ich dachte natürlich, ich hätte alles unter Kontrolle, aber das war ein Irrtum. Es war vollkommen mein Fehler. Morgen müssen wir in dieser Kurve besser aufpassen.»

«Ich habe schon in der Früh im zweiten freien Training vor dem Qualifying gesehen, dass unsere Position auf den Plätzen 9 bis 11 liegen würde. Und wenn ich mir jetzt die Pace des Sprints anschaue, dann denke ich, ich hätte sowieso keine Punkte bekommen, wenn ich durchgefahren wäre», meinte der Honda-Werkspilot. «Diese Pace war zu hoch für unseren Level. Ich bin gut gestartet, bin aber nachher kein Extra-Risiko eingegangen.»

Marc Márquez blieb im letzten Winter erstmals seit fünf Jahren von Operationen und Verletzungen verschont, trotzdem liegt er in der WM nach 14 von 20 Grand Prix nur an 15. Position. Er hat 64 Punkte erobert, also nur doppelt so viele wie der 38-jährige KTM-Testfahrer und Gelegenheits-Rennfahrer Dani Pedrosa, der 2023 nur zwei Wildcard-Einsätze bestritten hat.

Zur Erinnerung: 2019 sammelte Marc Márquez (ohne Sprints) bei 19 Grand Prix nicht weniger als 420 Punkte (!) ein.

Der 59-fache MotoGP-Sieger kann jetzt nur als Zaungast zuschauen, wie Martin und Bagnaia den Titel unter sich ausmachen.

Wer ist für Marc der Favorit?

«Wenn ich wetten müsste, würde ich auf Jorge setzen», sagt der Spanier. «Warum? Weil er den geringsten Druck hat. Er hat zwar ein Werksmotorrad, fährt aber nicht im Factory Team und ist nicht der Titelverteidiger wie Pecco. Wenn Jorge den Titel gewinnt, wäre das eine erstaunliche Performance. Wenn er WM-Zweiter wird, ist es auch in Ordnung, denn der normale Zustand wäre, dass Pecco aus dem Werksteam die Meisterschaft gewinnt.»

Márquez weiter: «Pecco leidet jetzt unter dem Druck, dem ein Titelverteidiger ausgesetzt ist, der den letztjährigen Erfolg bestätigen soll. Manchmal ist das Verteidigen eines Titels schwieriger als der Gewinn…»

Ergebnis MotoGP-Sprint, Mandalika (14.10.):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:49,711 min
2. Marini, Ducati, + 1,131 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 2,081
4. Viñales, Aprilia, + 2,720
5. Quartararo, Yamaha, + 3,121
6. Di Giannantonio, Ducati, + 4,203
7. Bastianini, Ducati, + 4,981
8. Bagnaia, Ducati, + 5,465
9. Miller, KTM, + 7,852
10. Oliveira, Aprilia, + 8,942
11. Nakagami, Honda, + 12,034
12. Zarco, Ducati, + 14,015
13. Augusto Fernández, KTM, + 14,823
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,699
15. Morbidelli, Yamaha, + 23,331
16. Mir, Honda, + 24,894
17. Pol Espargaró, KTM, + 27,169
18. Rins, Honda, + 28,980
19. Binder, KTM, + 43,090
– Aleix Espargaró, Aprilia, 6 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, erste Runde nicht beendet

WM-Stand nach 29 von 40 Rennen:

1. Martin, 328 Punkte. 2. Bagnaia 321. 3. Bezzecchi 272. 4. Binder 201. 5. Aleix Espargaró 171. 6. Zarco 162. 7. Viñales 145. 8. Marini 144. 9. Miller 126. 10. Quartararo 116. 11. Alex Márquez 108. 12. Morbidelli 77. 13. Oliveira 69. 14. Augusto Fernández 67. 15. Marc Márquez 64. 16. Di Giannantonio 57. 17. Rins 47. 18. Nakagami 45. 19. Raúl Fernández 36. 20. Pedrosa 32. 21. Bastianini 28. 22. Mir 20. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 502 Punkte (Weltmeister). 2. KTM 273. 3. Aprilia 246. 4. Honda 142. 5. Yamaha 136.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 490 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 416. 3. Ducati Lenovo Team 359. 4. Red Bull KTM Factory Racing 327. 5. Aprilia Racing 316. 6. Monster Energy Yamaha 193. 7. Gresini Racing 165. 8. CryptoDATA RNF 109. 9. LCR Honda 98. 10. GASGAS Factory Racing Tech3, 88. 10. Repsol Honda 84.


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