Jorge Martin: «Ich fange an, den Druck zu spüren»
Der Sieg beim Thailand-GP war für Jorge Martin von immenser Bedeutung, wie unschwer zu erkennen war
Mit dem hart erkämpften Sieg im Thailand-GP setzte Jorge Martin am Sonntag in Buriram ein Statement im WM-Fight, gerade weil er sich nicht nur gegen Red Bull-KTM-Ass Brad Binder, sondern vor allem auch gegen seinen Titelrivalen Pecco Bagnaia durchsetzte. «Ich habe mit der Faust auf den Tisch gehauen und gezeigt, dass ich auch im Zweikampf gewinnen kann», formulierte es der «Martinator» selbst.
«Als uns Pecco eingeholt hat, glaube ich, dass er dachte, dass er gewinnen würde. Denn in den Zweikämpfen ist er super-stark. Wir wissen aus den anderen Rennen, dass er dann normalerweise gewinnt. Ihn in seiner Komfortzone zu besiegen, war super wichtig», unterstrich der Herausforderer aus dem Prima Pramac Racing Team. «Wenn es einen Fight gibt, habe ich normalerweise ein bisschen Mühe zu überholen oder hart zu bremsen, aber dieses Mal hatte ich das Vertrauen, um zurückzuschlagen», ergänzte Martin, der in dieser Saison aber auch schon das Duell gegen den Weltmeister auf dem Sachsenring für sich entschieden hatte. «Brad und Pecco sind die Stärksten auf der Bremse. Sie in einem Fight zu schlagen, ist ein unglaubliches Gefühl.»
Besonders groß war auch die Erleichterung darüber, nach den zwei verpassten Chancen in den Hauptrennen von Mandalika (in Führung liegend gestürzt) und auf Phillip Island (mit dem weichen Reifen in der letzten Runde bis auf Rang 5 durchgereicht) einen Sieg über die volle Distanz ins Ziel gebracht zu haben. «Ich war am Samstag gar nicht einmal glücklich über den Sprintsieg, ich war einfach nur auf den Sonntag fokussiert. Ich habe vier Tage lang nicht geschlafen und kann jetzt endlich wieder gut schlafen.»
«Die vergangenen zwei Rennen waren hart für mich – mehr Mandalika als Australien, denn in Australien war es ein Fehler bei der Reifenwahl. Mein Fehler in Indonesien, als ich mit drei Sekunden Vorsprung gestürzt bin, war aber riesig», räumte Martin ein. «Das war sehr schmerzhaft und deshalb war am Sonntag in Buriram der Druck hoch. Gewonnen zu haben, gibt mir viel Motivation für die nächsten Rennen.»
«Es ist jetzt eine ziemlich mentale Angelegenheit», meinte der 25-jährige Madrilene mit Blick auf den Titelkampf. «Wir sind beide so stark am Sonntag, wir müssen also die Konzentration hochhalten und versuchen, mehr Rennen zu gewinnen.»
Die aktuelle Saisonbilanz der aussichtsreichsten Anwärter: Martin hält bei vier Siegen im Hauptrennen und sieben im Sprint, zuletzt fünf in Folge. Bagnaia dagegen gewann in dieser Saison schon sechs Mal über die volle Distanz, dazu vier Mal im Sprint (allerdings seit Spielberg im August nicht mehr).
Drei Grands Prix vor Schluss ist bei 13 Punkten Differenz noch alles noch offen. Martin jagte Bagnaia die WM-Führung in Mandalika nach dem Sprint bekanntlich schon einmal ab, wenn auch nur für 24 Stunden.
«Das Ziel war, Punkte gutzumachen, und das ist uns gelungen. Ich werde nicht lügen, ich fange an, ein bisschen den Druck zu spüren – es fehlen nur noch drei Grands Prix, wir sind so nahe beisammen, es gibt viel zu verlieren, deshalb dürfen wir keine Fehler machen. Deshalb war ich am Samstag auch nicht auf den Sieg oder die Pole fokussiert, sondern auf den Sonntag. Das Hauptziel bleibt aber, weiter Punkte aufzuholen. Hoffentlich können wir die Führung wieder übernehmen und als Leader nach Valencia kommen», so der Pramac-Ducati-Star nach dem Thailand-GP.
Ergebnis MotoGP-Rennen, Buriram (29.10.):
1. Martin, Ducati, 26 Rdn in 39:40,045 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,253 sec
3. Binder*, KTM, + 0,114
4. Bezzecchi, Ducati, + 2,005
5. Quartararo, Yamaha, + 4,550
6. Marc Márquez, Honda, + 5,362
7. Marini, Ducati, + 6,778
8. Aleix Espargaró**, Aprilia, + 7,303
9. Di Giannantonio, Ducati, + 7,569
10. Zarco, Ducati, + 9,377
11. Morbidelli, Yamaha, + 11,168
12. Mir, Honda, + 11,990
13. Bastianini, Ducati, + 12,323
14. Nakagami, Honda, + 14,537
15. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,093
16. Miller, KTM, + 17,640
17. Augusto Fernández, KTM, + 21,307
18. Pol Espargaró, KTM, + 21,435
– Viñales, Aprilia, 3 Runden zurück
– Alex Márquez, Ducati, 14 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, 20 Runden zurück
*= 1 Platz zurück («track limits» in der letzten Runde)
**= 3-Sekunden-Strafe (2. Reifendruck-Vergehen der Saison)
Ergebnis MotoGP-Sprint, Buriram (28.10.):
1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:41,593 min
2. Binder, KTM, + 0,933 sec
3. Marini, Ducati, + 1,841
4. Marc Márquez, Honda, + 3,503
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 3,581
6. Bezzecchi, Ducati, + 4,029
7. Bagnaia, Ducati, + 4,121
8. Alex Márquez, Ducati, + 6,727
9. Zarco, Ducati, + 7,323
10. Miller, KTM, + 9,240
11. Quartararo, Yamaha, + 9,339
12. Mir, Honda, + 10,356
13. Bastianini, Ducati, + 12,312
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,390
15. Morbidelli, Yamaha, + 15,535
16. Pol Espargaró, KTM, + 15,644
17. Oliveira, Aprilia, + 17,753
18. Viñales, Aprilia, + 22,675
19. Nakagami, Honda, + 37,854
OUT: Di Giannantonio (Kupplung), Augusto Fernández (Sturz)
MotoGP-WM-Stand nach 33 von 39 Rennen:
1. Bagnaia, 389 Punkte. 2. Martin 376. 3. Bezzecchi 310. 4. Binder 249. 5. Aleix Espargaró 198. 6. Zarco 194. 7. Viñales 170. 8. Marini 164. 9. Quartararo 145. 10. Miller 144. 11. Alex Márquez 117. 12. Di Giannantonio 93. 13. Morbidelli 84. 14. Marc Márquez 81. 15. Oliveira 76. 16. Augusto Fernández 67. 17. Rins 54. 18. Nakagami 52. 19. Bastianini 45. 20. Raúl Fernández 40. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 24. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 589 Punkte (Weltmeister). 2. KTM 321. 3. Aprilia 287. 4. Honda 166. 5. Yamaha 165.
Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 570 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 474. 3. Ducati Lenovo Team 444. 4. Red Bull KTM Factory Racing 393. 5. Aprilia Racing 368. 6. Monster Energy Yamaha 229. 7. Gresini Racing 210. 8. CryptoDATA RNF 120. 9. LCR Honda 112. 10. Repsol Honda 105. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 88.