MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Luca Marini zu Honda: «Valentino ist sehr happy»

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi mit Uccio Salucci

Valentino Rossi mit Uccio Salucci

Mooney VR46-Teamdirektor Uccio Salucci wird Luca Marini aller Voraussicht nach an Repsol-Honda verlieren. «Valentino ist sehr happy, denn Honda ist die Nummer 1 bei den Motorrädern», versichert Uccio.

Das Mooney VR46-Ducati-Team mischt in der MotoGP-WM in diesem Jahr mit dem WM-Dritten Marco Bezzecchi und dem WM-Achten Luca Marini konstant an der Spitze mit, auch wenn Valentino Rossis Bruder meist im Schatten von «Bez» steht, auch wenn er den Teamkollegen dank seiner stattlichen Größe von 184 Zentimetern klar überragt.

Bis vor wenigen Tagen schien die Fahrerformation bei der VR46-Truppe auch für 2024 in Stein gemeisselt – mit Bezzecchi und Marini. Aber nach der Ankunft in Kuala Lumpur machte Marini plötzlich kein Geheimnis mehr aus der Neuigkeit, dass er sich stark für den vakanten Platz bei Repsol Honda interessiert.

SPEEDWEEK.com erkundigte sich bei VR46-Teamdirektor Uccio Salucci nach dem Stand der Dinge. Denn ein Familienmitglied von Valentino Rossi unter Vertrag bei Honda – das hört sich seltsam an.

Denn «The Doctor» hat sich nach der Saison 2003 bei Repsol-Honda im Krach verabschiedet, weil ihm die Japaner ständig vorsagten, Rossi sei nur wegen des überlegenen Materials viermal in Serie Weltmeister geworden. «Vale» wollte aber dem damaligen HRC-Chef Kanazawa beweisen, dass der Fahrer der Unterschied ausmacht.

Valentino unterschrieb deshalb bei Yamaha – und triumphierte mit der M1 gleich beim ersten Rennen 2004 in Welkom. Er verpasste der Honda-Armada mit der angeblich unschlagbaren 990-ccm-Fünfzylinder RC211V einen Denkzettel. Rossi gewann nachher 2004, 2005, 2008 und 2009 vier MotoGP-WM-Titel für Yamaha.

Dabei hatte Kanazawa bei Rossis Abgang posaunt: «Wenn er geht, bauen wir ein noch besseres Motorrad und zerstören ihn.»

In Wirklichkeit gewann Honda die WM nach der Trennung von Rossi nur 2006 mit Hayden und 2011 mit Stoner, ehe 2013 die Siegesserie von Marc Márquez begann.

Uccio, wie sieht die Situation mit Luca Marini aus? Offenbar ist er sich mit Repsol-Honda bereits einig.

Das ist eigentlich keine Angelegenheit unseres Teams. Lucas Manager Francesco Secchiaroli führt die Verhandlungen. Ich denke, am Ende dieses Wochenendes oder spätestens bis Freitag in Katar wird Klarheit herrschen.

Wie gesagt, diese Situation wird nicht von mir oder vom Team gemanagt. Die Gespräche führen jetzt die VR46 Riders Academy und Honda.

Ich habe ihnen gesagt: Bitte sagt mir Bescheid, sobald ihr etwas wisst.

Aber wenn ein Team so spät in der Saison einen Fahrer verliert, verursacht das meist schwere Probleme.

Nein, für mich ist das kein großes Problem. Denn wir haben dieses MotoGP-Teamprojekt gestartet, um jungen Fahrern einen Einstieg in die MotoGP zu ermöglichen und sie für ein Factory Team auszubilden.

Ein Beispiel: Als Ducati im Sommer anfragte, ob sie Bezzecchi 2024 für das Pramac-Team verpflichten können, hat sich «Bez» entschieden, bei uns zu bleiben.

Solche Situationen sehen wir positiv. Das VR46-Team und die Riders Academy sind zwei getrennte Firmen, aber wir verfolgen ähnliche Ziele. Für das Team ist es ein Erfolg, wenn unsere Fahrer Angebote von Werksteams erhalten.

Wir betrachten es auch als Erfolg, wenn Luca Marini jetzt ins Honda-Werksteam kommt.

HRC hat allen Kandidaten von Di Giannantonio über Oliveira bis zu Pol Espargaró nur Ein-Jahres-Verträge angeboten. Luca Marini wurden jetzt zwei Jahre zugesagt.

Ehrlich gesagt, das weiß ich nicht. Das ist nicht mein Bereich, da müsste man Lucas Manager Francesco Secchiaroli fragen. In solche Details bin ich nicht eingeweiht.

Ich habe nur gebeten, dass wir nach Möglichkeit bis Montag nach dem Sepang-GP Bescheid bekommen. Das wäre besser für uns.

Weil das VR46-Team den Test in Valencia in 17 Tagen mit dem neuen Fahrer vorbereiten und eventuell die Technikcrew neu zusammenstellen muss?

Richtig.

Mooney VR46 gilt als Talentschmiede. Aber in der Academy befindet sich kein Fahrer, der gut genug für die MotoGP wäre. Und Vietti ist bei Aki Ajo unter Vertrag für die Moto2-WM 2024.

Ja, Vietti ist kein möglicher Kandidat.

Fabio Di Giannantonio war nie in der VR46 RidersAcademy. Außerdem ist er mit 25 Jahren zu alt?

Das Team besteht nicht nur für die Fahrer aus der Academy. Dort haben wir keine passenden Fahrer mehr, also müssen wir uns anderweitig umschauen.

Di Giannantonio ist nicht Bestandteil unserer Planung. Ich mag ihn und schätze ihn als guten Fahrer. Aber er passt nicht zu uns, denn wir möchten junge Fahrer einsetzen, die die richtige Mentalität haben.

Die meisten schnellen Topfahrer sind nicht mehr verfügbar.

Ich weiß es nicht.

Fermin Aldeguer hat zwar einen Vertrag mit Speed-up, aber er will weg. Das ist bekannt. Ich habe gehört, er wird den Platz von Marini übernehmen.

Aldeguer ist gut. Aber er hat einen Vertrag.

Sein Teamchef Boscoscuro verlangt mindestens 400.000 Euro Ablöse.

Ja? Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass Marini bleibt. Das ist mein Plan A.

Als sich Valentino Rossi nach 2003 von Honda trennte, wurde er zum Feindbild der Japaner. Er hat in der Moto3 auf Honda-Material verzichtet und sich mit KTM verbündet. Jetzt muss Luca seinem Bruder sagen: Ich werde Honda-Werksfahrer.

Nein, Valentino ist sehr happy. Denn HRC ist eine der besten Firmen der Welt. Honda ist die Nummer 1 bei den Motorrädern.

Valentino hat Luca Marini ab dem zehnten Lebensjahr unterstützt. Von diesem Tag an existierte der Traum, Luca in ein MotoGP-Werksteam zu bringen. Das war seit 15 Jahren unser Ziel.

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