MotoGP: Stefan Bradl fährt sein letztes Rennen

Jorge Martin: «Sie haben mir den Titel gestohlen»

Von Günther Wiesinger
Am Schluss schob sich auch Enea Bastianini (23) nich an Jorge Martin (89) vorbei

Am Schluss schob sich auch Enea Bastianini (23) nich an Jorge Martin (89) vorbei

Weil die MotoGP-Fahrer laut Vertrag keine Kritik an den Michelin-Einheitsreifen äußern dürfen, vermied Jorge Martin direkte Kritik. Aber er sagte: «Der Hinterreifen war hart wie Stein.»

Jorge Martin, der Weltmeister Pecco Bagnaia im letzten Drittel der Saison so oft gehörig unter Druck setzte und den Punktevorsprung des Lenovo-Ducati-Piloten immer wieder verringerte, saß 40 Minuten nach dem Rennen fassungslos und enttäuscht vor den Journalisten.

Der Pramac-Ducati-Werkspilot liegt jetzt vor dem Finale, bei dem im besten Fall für die zwei Rennsiege 25 und 12 Punkte zu gewinnen sind, bereits 21 Punkte hinter Leader Bagnaia. Das heisst: Wenn Pecco den Sprint gewinnt und Jorge Martin dort nicht aufs Podest kommt, ist der Italiener vor dem Sonntag-GP wieder Weltmeister.

Jorge Martin traf in Lusail mit einer Verspätung von 14,819 Sekunden auf Sieger Fabio Di Giannantonio im Ziel ein und gab einige Schimpfworte auf Spanisch von sich, ehe er sich den Fragen der Berichterstatter stellte.

Was war passiert? «Ihr habt ja den Start gesehen, als mein Hinterreifen wild durchgedreht hat. Er war so hart wie ein Stein», seufzte der souveräne Sprint-Sieger vom Samstag. «Von außen sieht es vielleicht so aus, als hätte ich über Nacht das Fahren verlernt. Aber so ein Spinning hast du normal nur, wenn der Belag schmutzig ist und der Reifen 30 Runden hinter sich hat, aber das war nicht der Fall, wir waren ja am Startplatz. Und der Reifen war komplett neu. Ihr könnte jetzt raten, was passiert ist.»

«Ich habe mich krampfhaft bemüht, diese Situation ein bisschen zu managen, aber ich bin in jeder Kurve fast gestürzt. Es ist schade, dass eine Meisterschaft nach einer großartigen Saison, in der ich sehr hart geschuftet habe, auf so eine Weise entschieden wird. Es fühlt sich für mich so an, als hätten sie mir den Titel gestohlen. Vor diesem Sontags-Rennen war ich zuversichtlich, dass ich Weltmeister werden kann. Aber jetzt ist diese Aufgabe sehr schwierig geworden.»

Martin suchte nach Worten. «Wie auch immer… Es ist schwer rauszufinden, was genau passiert ist. In der Aufwärmrunde hat sich noch nichts abgezeichnet, aber ich war dann am ganzen Grid von allen drei Kategorien der einzige Fahrer, dem das passiert ist. Deshalb ist sicher beim Reifen etwas schiefgelaufen. Ich habe jedenfalls nach wenigen Runden kapiert, dass es unmöglich war, so schnell zu fahren wie gestern. Ich war ja in der Pace am Samstag überlegen, heute war ich 1,3 bis 1,5 sec langsamer als die Spitze.»

Was Jorge Martin wegen seines Schweigegelübdes nicht offen aussprechen durfte: Entweder hatte Michelin bei der Qualitätskontrolle geschlampt, oder sie haben irgendeinen Reifen aus der Allocation erwischt, der nicht den versprochenen Compound hatte oder zu oft wieder neu aufgewärmt und deshalb zu Stein geworden war.

«Michelin will sicher die Weltmeisterschaft nicht absichtlich entscheiden, so wie es heute passiert ist. Das hoffe ich zumindest… Aber sie müssen besser werden, so etwas wollen wir nicht erleben», empörte sich Jorge Martin.

Ergebnis MotoGP-Rennen, Doha (19.11.):

1. Di Giannantonio, Ducati, 22 Rdn in 41:43,654 min
2. Bagnaia, Ducati, + 2,734 sec
3. Marini, Ducati, + 4,408
4. Viñales, Aprilia, + 4,488
5. Binder, KTM, + 7,246
6. Alex Márquez, Ducati, + 7,620
7. Quartararo, Yamaha, + 7,828
8. Bastianini, Ducati, + 8,239
9. Miller, KTM, + 11,509
10. Martin, Ducati, + 14,819
11. Marc Márquez, Honda, + 14,964
12. Zarco, Ducati, + 17,431
13. Bezzecchi, Ducati, + 17,807
14. Mir, Honda, + 18,673
15. Augusto Fernández, KTM, + 21,455
16. Morbidelli, Yamaha, + 21,474
17. Raúl Fernández, Aprilia, + 22,142
18. Pol Espargaró, KTM, + 27,194
19. Nakagami, Honda, + 27,740
– Aleix Espargaró, Aprilia, 16 Runden zurück
– Lecuona, Honda, 1. Runde nicht beendet

Ergebnis MotoGP-Sprint, Doha (18.11.):

1. Martin, Ducati, 11 Rdn in 20:52,634 min
2. Di Giannantonio, Ducati, + 0,391 sec
3. Marini, Ducati, + 2,875
4. Alex Márquez, Ducati, + 3,370
5. Bagnaia, Ducati, + 3,957
6. Viñales, Aprilia, + 4,239
7. Binder, KTM, + 5,761
8. Quartararo, Yamaha, + 6,454
9. Augusto Fernández, KTM, + 8,285
10. Zarco, Ducati, + 8,314
11. Marc Márquez, Honda, + 9,596
12. Miller, KTM, + 10,173
13. Bezzecchi, Ducati, + 10,646
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 11,117
15. Morbidelli, Yamaha, + 12,163
16. Pol Espargaró, KTM, + 12,745
17. Lecuona, Honda, + 19,285
18. Nakagami, Honda, + 26,238
19. Mir, Honda, + 28,446
20. Bastianini, Ducati, + 35,553
– Aleix Espargaró, Aprilia, 10 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, 1. Runde nicht beendet

MotoGP-WM-Stand nach 37 von 39 Rennen:

1. Bagnaia, 437 Punkte. 2. Martin 416. 3. Bezzecchi 326. 4. Binder 268. 5. Zarco 204. 6. Aleix Espargaró 198. 7. Marini 194. 8. Viñales 192. 9. Quartararo 167. Alex Márquez 165. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 134. 13. Morbidelli 93. 14. Marc Márquez 89. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Rins 54. 19. Nakagami 52. 20. Raúl Fernández 40. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 13. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 663 Punkte (Weltmeister). 2. KTM 348. 3. Aprilia 309. 4. Yamaha 187. 5. Honda 174.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 620 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 531. 3. Mooney VR46 Racing 520. 4. Red Bull KTM Factory Racing 431. 5. Aprilia Racing 390. 6. Gresini Racing 299. 7. Monster Energy Yamaha 260. 8. CryptoDATA RNF 120. 9. Repsol Honda 115. 10. LCR Honda 112. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 93.

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