Brad Binder (KTM): Siegerehrung in der Box nachgeholt
Mehrmals im letzten Saisondrittel mussten die MotoGP-Ergebnisse im Nachhinein revidiert werden, weil manche Fahrer das 1,88-bar-Mindestluftdruck-Limit am Vorderreifen unterschritten hatten. Zuletzt in Valencia verlor sogar das Originalfoto vom Siegerpodest in kürzester Zeit seine Gültigkeit, weil der Zweitplatzierte Fabio Di Giannanntonio wegen drei Strafsekunden vom zweiten auf den vierten Platz strafversetzt wurde.
So rutschte Johann Zarco vom dritten auf den zweiten Platz vor, Brad Binder verbesserte sich vom vierten auf den dritten Platz. Besonders bitter war diese Situation für Brad Binder, der in Assen Ende Juni wegen Missachtung der Track Limits am Samstag und am Sonntag jeweils vom dritten auf den vierten Platz verbannt wurde – und dadurch zwei Podestplätze verlor.
Der Südafrikaner, der seit Platz 2 in Österreich und Rang 3 in Thailand kein Podestergebnis erreicht hat, erhielt zwar 16 Punkte und eines Tages wird er auch den Pokal von Zarco bekommen, der zuerst als Dritter gefeiert wurde. Aber die Siegeszeremonie wurde nicht mit neuem Personal wiederholt.
Doch die Red Bull-KTM-Mannschaft von Binder ließ sich nicht lumpen. Sie besorgte einen ca. 10 cm hohen und 30 cm langen Schemel und baute ihn als Podest um, ein Mechaniker klebte noch einen kleinen Zettel mit der Aufschrift «3rd» auf das Podest. Und der WM-Vierte Binder spritzte seine Mannschaft mit einer Flasche Presecco nass, wobei er immer wieder mal begeistert einen Schluck aus der Pulle nahm.
«Mein Team ist eine Gruppe von Legenden», lachte Brad.
Mit dem Mindestreifendruck-Theater bei den Vorderreifen hat sich Michelin in diesem Jahr überhaupt keine Freunde gemacht. Michelin befürchtet Reifenplatzer, wenn mit weniger als 1,88 bar vorne gefahren wird.
Aber offenbar sind die Teamtechniker bei der Festlegung des Vorderreifen-Luftdrucks schlau genug, denn es gibt keinen Menschen, der jemals einen explodierenden Vorderreifen auf einer GP-Maschine gesehen hat.
Nächstes Jahr wird es noch schlimmer, dann wird es keine Verwarnungen und Zeitstrafen mehr geben, sondern nur die kompletten Disqualifikationen!
Im «worst case» könnte dann also eine Siegerehrung stattfinden mit drei MotoGP-Assen, die am Schluss alle aus der Wertung gestrichen werden.
Offiziell wegen des Reifendrucks verwarnt wurden 2023:
Maverick Viñales (Aprilia) im GP-Rennen von Montmeló
Dani Pedrosa* (KTM) im GP-Rennen von Misano
Franco Morbidelli (Yamaha) im GP-Rennen von Mandalika
Raúl Fernández (Aprilia) im GP-Rennen von Mandalika
Aleix Espargaró (Aprilia) im GP-Rennen von Mandalika
Marco Bezzecchi (Ducati) im GP-Rennen von Mandalika
Pol Espargaró (KTM) im GP-Rennen von Buriram
Jorge Martin (Ducati) im GP-Rennen von Buriram
Marc Márquez (Honda) im GP-Rennen von Buriram
Pecco Bagnaia (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Luca Marini (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Álvaro Bautista* (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Enea Bastianini (Ducati) im GP-Rennen von Sepang
Iker Lecuona* (Honda) im GP-Rennen von Sepang
Johann Zarco (Ducati) im GP-Rennen von Lusail
Augusto Fernández (KTM) im GP-Rennen von Lusail
Jack Miller (KTM) ein GP-Rennen von Lusail
Alex Márquez (Ducati) ein GP-Rennen von Lusail
Fabio Di Giannantonio (Ducati) im Sprint von Valencia
Brad Binder (KTM) im GP-Rennen von Valencia
*= Wildcard-/Ersatz-Fahrer
Eine 3-Sekunden-Strafe für das zweite Vergehen kassierten 2023:
Aleix Espargaró (Aprilia) im GP-Rennen von Buriram
Luca Marini (Ducati) im Sprint von Valencia
Franco Morbidelli (Yamaha) im Sprint von Valencia
Fabio Di Giannantonio (Ducati) im GP-Rennen von Valencia