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Marc Márquez und Honda: Das vorzeitige Ende einer Ära

Von Sarah Göpfert
Die einstige Erfolgsgeschichte zwischen Marc Márquez und dem Repsol Honda Team nahm nach sechs MotoGP-Titeln, 59 GP-Siegen, 101 Podestplätzen und 64 Pole-Positions mit der frühzeitigen Vertragsauflösung ein Ende.

Am 7. April 2013 gab Marc Márquez sein Debüt in der Königsklasse, bereits am 21. April gewann er sein erstes MotoGP-Rennen. Was in den seither vergangenen elf Jahren geschah, hätte damals wohl keiner für möglich gehalten. Der Spanier brach unzählige Rekorde, fuhr sechs Weltmeistertitel ein und drückte der modernen Ära der Königsklasse seinen Stempel auf. 2024 beginnt für den MotoGP-Superstar mit Gresini und Ducati ein neues Kapitel. Zeit, einen Blick auf die vergangenen elf Jahre zu werfen.

2013: Der Überflieger

Als zweifacher Weltmeister (2010 in der 125-ccm-WM und 2012 in der Moto2-WM) legte der Spanier 2013 eine bemerkenswerte Rookie-Saison hin. Als Nachfolger von Casey Stoner hatte Márquez im Repsol-Honda-Werksteam einige Erwartungen zu erfüllen. Doch bereits bei seinem ersten Rennen auf dem Losail International Circuit ließ er mit Platz 3 sämtliche Zweifel verstummen. Beim zweiten Saisonlauf in Austin krönte er sich dann im Alter von 20 Jahren und 63 Tagen zum jüngsten Rennsieger der MotoGP-Geschichte. Auf diesen historischen Sieg folgten unglaubliche fünf weitere Siege sowie neun Podestplätze, die Márquez am Jahresende mit vier Punkten Vorsprung vor Jorge Lorenzo (Yamaha) zum jüngsten MotoGP-Titelträger aller Zeiten machten.

2014: Márquez - Die Übermacht

Zu Beginn seiner zweiten MotoGP-Saison erschütterte Márquez seine Konkurrenz. Der Honda-Pilot siegte in den ersten zehn Saisonläufen, erst in Brünn wurde diese Serie von seinem Teamkollegen Dani Pedrosa durchbrochen. Márquez verbuchte in Silverstone, Malaysia und Valencia drei weitere Siege auf seinem Konto und hält seitdem mit 13 GP-Triumphen den Rekord der meisten GP-Siege innerhalb einer Saison. Bei einer Anzahl von 19 Rennen entsprach dies einer Siegquote von 72,22%. Es sollte das erfolgreichste Jahr des Spaniers werden, in dem er sich bereits in Japan zum Weltmeister krönte.

2015: Das Jahr der Veränderungen

Nach einem Jahr der Dominanz nahm die Saison 2015 für Márquez eine unerwartete Wendung. Nach einem Sieg beim zweiten Lauf in Austin kletterte er erst in Deutschland wieder auf die oberste Stufe des Treppchens. Statt mit Siegen machte der für seine kompromisslose Fahrweise bekannte Honda-Star anderweitig Schlagzeilen. In Argentinien begann ein Zwischenfall mit Valentino Rossi sowie weitere heikle Situationen seine Saison zu belasten, die mit dem denkwürdigen Sepang-Clash gegen «The Doctor» eine endgültige Wendung erlebte. Obwohl Márquez bis zum Schluss um den Titel kämpfte, holte sich diesen letztlich Jorge Lorenzo.

2016: Ein reiferer Márquez

Nach den hitzigen Vorfällen mit Valentino Rossi lernte Márquez sich zurückzuhalten und arbeitete strategischer, auch wenn er die Fans weiterhin mit seinen spektakulären Saves beeindruckte. Fünf Siege und sieben weitere Podiumsplatzierungen brachten dem aus Cervera stammenden Katalanen seinen dritten MotoGP-Titel ein.

2017: Dovi vs. Márquez

In der MotoGP-Saison 2017 verschob sich das Kräfteverhältnis, da Lorenzo von Yamaha auf Ducati wechselte und dort zu kämpften hätte, während sein Teamkollege Andrea Dovizioso immer stärker wurde. Auch Yamaha-Star Rossi begann die Saison stark, jedoch konnte erneut niemand Márquez schlagen. «Dovi» schaffte es zwar, den fünffachen Weltmeister in Spielberg und Japan zu besiegen und somit die Titelentscheidung bis zum Saisonfinale in Valencia hinauszuzögern, jedoch bewies Márquez einmal mehr seine Qualitäten und holte schließlich seinen vierten Titel in der Königsklasse.

2018: Auf dem Weg zu Level 7

Nach dem Termas-Clash, bei dem Rossi nach einer Berührung mit Márquez zu Boden ging, sicherte sich der Spanier drei Siege in Folge. Der Pilot aus Cervera, der trotz gelegentlicher Angriffe seiner Konkurrenten immer wieder auf dem Podium stand, hatte die Ehre, auf seinem Weg zum siebten Titel der erste Sieger des Thai-GP zu sein. Insgesamt neun Siege und fünf Podestplätze feierte Márquez in Motegi seinen siebten WM-Titel.

2019: Die Saison der Rekorde

Auch wenn die Saison 2014 mit 13 Siegen unangefochten blieb, so entwickelte sich 2019 zu einem weiteren Rekordjahr des Honda-Stars. Außer in Austin, wo Márquez in Führung liegend stürzte, stand er in jedem der 19 Rennen auf dem Podest, zwölf Mal davon auf der obersten Stufe des Siegertreppchens. Die restlichen sechs Mal wurde er Zweiter. Sein Tempo war für seine Konkurrenten unerreichbar, trotz der Versuche aufstrebender Fahrer wie Rookie Fabio Quartararo (Yamaha). Bei seinem ersten «Matchball» in Thailand holte Márquez seinen neunten Saisonsieg und damit seinen achten WM-Titel. Er gewann drei weitere Rennen und erreichte schließlich die Rekordpunktezahl von 420 WM-Zählern.

2020: Der Wendepunkt seiner Karriere

In einem Jahr, das von der Corona-Pandemie geprägt war, bot sich Marc die erste Chance, mit Rossi gleichzuziehen und seinen neunten WM-Titel einzufahren. Der Spanier unterzeichnete eine vierjährige Vertragsverlängerung mit Honda, mit der er seine großartige Erfolgsbilanz weiter ausbauen wollte. Doch schon bei der ersten Runde in Jerez änderte sich alles. Im Rennen erlitt Márquez einen üblen Highsider, bei dem er sich den rechten Oberarmknochen brach. Nach der Operation gab der Spanier nur eine Woche später auf gleicher Strecke sein Comeback, das er jedoch bereits nach den freien Trainings abbrechen musste. Ein häuslicher Vorfall mündete anschließend in einer weiteren Operation, die Márquez für den Rest der Saison außer Gefecht setzte.

2021: Das lang ersehnte Comeback

Nach einer dritten Operation gab Márquez beim dritten Lauf 2021 auf dem Algarve International Circuit sein Comeback. Nach einer Wartezeit von 265 Tagen und unzähligen Reha-Stunden war er zurück. In Le Mans lag er im Regen kurzzeitig in Führung, bevor er auf dem Sachsenring auf die oberste Stufe des Treppchens zurückkehrte. Nach der Sommerpause lieferte sich der achtfache Weltmeister in Aragón einen spannenden Kampf mit Pecco Bagnaia (Lenovo Ducati), bevor er in Austin und Misano zwei weitere Siege errang. Alles schien gut zu laufen, doch ein Unfall beim Motocross-Training beendete aufgrund eines neuen Anfalls seiner Diplopie diese Entwicklung.

2022: Die Rückkehr des «Phoenix»

Nach der Winterpause kehrte Márquez mit neuer Energie zurück, jedoch musste er nach einem schweren Sturz in Indonesien erneut pausieren. Auf einer seiner Lieblingsstrecken, dem Circuit of The Americas, kehrte der Spanier zurück, jedoch verhinderte ein mechanisches Problem am Start einen möglichen Sieg. In Mugello gab er seine Entscheidung bekannt, sich einer vierten Operation an seinem rechten Arm zu unterziehen, um seine Karriere zu retten. Seine Rückkehr erfolgte beim Misano-Test und trotz eines wackeligen ersten GP in Aragón begann Márquez in den letzten Rennen des Jahres sein Comeback, holte in Japan seine erste Pole-Position seit drei Jahren und in Australien seinen 100. Podestplatz in der Königsklasse.

2023: Das Ende einer Ära

Mit dem überarbeiteten MotoGP-Format eröffneten sich auch für Márquez neue Chancen, wieder an die Spitze des Sports zurückzukehren. Mit Platz 3 im allerersten Sprint in Portimão feierte der inzwischen 30-Jährige einen starken Einstand. Doch ein wilder Sturz im Hauptrennen sowie die daraus resultierende Handverletzung wurden zum Sinnbild einer von Rückschlägen geprägten Saison. Der Spanier verbuchte insgesamt 29 Stürze und schaffte es nach dem Saisonauftakt in Portugal nur noch zwei Mal in Indien und Valencia auf das Sprint-Podest.

Seinen letzten und zugleich äußerst emotionalen Podestplatz für Repsol Honda erzielte Márquez in deren Heimatland im japanischen Motegi. Am 4. Oktober 2023 gaben beide Parteien offiziell bekannt, dass sie ab der Saison 2024 getrennte Wege gehen werden, acht Tage später verkündete Gresini Ducati Racing die Verpflichtung des spanischen Superstars.

Somit fand die von Rekorden geprägte Zusammenarbeit zwischen Marc Márquez und Repsol Honda in Valencia nach elf Jahren, sechs WM-Titeln, fünf Triple-Crown-Gewinnen, 59 Siegen, 101 Podestplätzen, 64 Pole-Positions und 2.626 eingefahrenen Punkten schließlich ein Ende.

«Das Repsol Honda Team war schon immer das Team, das meine Karriere geformt hat. Und das werden sie auch immer bleiben. Wir habe in den gemeinsamen elf Jahren sechs WM-Titel eingefahren, das werde ich mit keinem anderen Team schaffen. Sie werden für immer das Team sein, mit dem ich den meisten Erfolg hatte»

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