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Also doch: Davide Brivio verlässt das Alpine-F1-Team

Von Günther Wiesinger
Davide Brivio verlässt Alpine nach drei Jahren

Davide Brivio verlässt Alpine nach drei Jahren

Als SPEEDWEEK.com am 24. November exklusiv ankündigte, der ehemalige Suzuki-Teamchef Davide Brivio werde bei HRC anheuern, dementierte der Italiener lauwarm. Jetzt ist zumindest die Trennung von Alpine Tatsache.

Davide Brivio kam im Januar 2021 als strahlender MotoGP-Weltmeister-Macher zu Alpine. Doch er erhielt bei den Franzosen (es handelt sich um das ehemalige Renault-F1-Werksteam) nie jenen Einfluss auf höchster Management-Ebene, den man ihm offenbar in Aussicht gestellt hatte. Inzwischen wurde er mit dem Titel des «Director of Racing Expansion Projects» abgespeist und auf ein Nebengeleis abgeschoben.

Beim Alpine-F1-Team fahren die beiden Franzosen Pierre Gasly und Esteban Ocon. Eigentlich sollten sich Brivio als Sportdirektor und Marcin Budkowski die operativen Management-Aufgaben teilen und Alpine-CEO Laurent Rossi unterstellt sein, der direkt an Renault-CEO Luca de Meo berichtete. Doch Rossi wurde inzwischen durch den neuen CEO Philippe Krief ersetzt.

Aus der steilen Formel-1-Karriere von Brivio ist nichts geworden.

Brivios Herz schlug sowieso weiter für die MotoGP. Beim Valencia-GP wurde kolportiert, der Italiener werde Alberto Puig als Repsol-Honda-Teamprinzipal nachfolgen, und bei Honda mithelfen, erstens für 2024 wieder ein konkurrenzfähiges Motorrad auf die Rennstrecke zu bringen und zweitens beim fahrerischen Personal mittelfristig besser aufgestellt zu sein. Mit Joan Mir und Luca Marini (Repsol) sowie Johann Zarco und Taka Nakagami (bei LCR) verfügt HRC 2024 nicht gerade über überragende Fahrer-Formationen.

Aber inzwischen wurde Alberto Puig bei HRC für 2024 wieder bestätigt.

Tatsache ist: Zwischen Puig und den japanischen MotoGP-Managern von HRC kam es hinsichtlich der Marc Márquez-Nachfolge zu Meinungsverschiedenheiten. Puig plädierte für einen Ein-Jahres-Vertrag für Fabio Di Giannantonio und setzte sich gegen die Japaner nicht durch, die einem Zwei-Jahres-Vertrag für Luca Marini zustimmten.

Aber Puig sitzt trotzem weiter fest im Sattel. Denn er wurde von HRC im Laufe der Jahre seit 2018 mit vielen Vollmachten ausgestattet und ist sogar im Besitz von Infrastruktur, die er an HRC vermietet, auch in der Superbike-WM.

«Es wäre für die britische Regierung leichter, Boris Johnson loszuwerden, als es für HRC wäre, sich von Puig zu trennen», meinte ein Insider.

Aber die Mutmassung, HRC könnte den ehemaligen Suzuki-Teamprinzipal Davide Brivio engagieren, war nicht weit herbei geholt. Denn neben Joan Mir ist jetzt auch der ehemalige Suzuki-Technical Manager Ken Kawauchi inzwischen bei HRC tätig. 

Und es gab die Überlegung, Valentino Rossi habe dem Wechsel von Luca Marini zu Repsol nur zugestimmt, weil er wusste, dass Brivio dort anheuern wurde. Denn der renommierte MotoGP-Manager war in der Vergangenheit auch für VR46 tätig, sogar als Rossis persönlicher Manager. Und Davides Sohn Luca Brivio ist im VR46-Umfeld beschäftigt – als Team Coordinator im Mooney VR46 MotoGP-Team.

Jetzt steht fest: Davide Brivio trennt sich von Alpine, obwohl er im November noch beteuerte, sein Vertrag mit den Franzosen laufe bis ins Jahr 2024 hinein.

Alpine Racing teilte am Dienstagabend offiziell mit, dass sich die Wege von Brivio und dem Formel-1-Team in gegenseitigem Einvernehmen am Ende des Jahres trennen werden. Als Grund dafür wurde angeführt, dass der 59-jährige Italiener andere Karrieremöglichkeiten verfolgen wolle.

«Es war ein stolzes Kapitel in meiner Motorsportkarriere, mit Alpine in der Formel 1 involviert zu sein. Ich möchte mich bei Alpine für die Gelegenheit bedanken, die Formel 1 zu erleben, was mein Wunsch war, und auch für die Chance, einen Teil meiner Erfahrungen im Motorsport an die jungen Fahrer in der Alpine Academy weiterzugeben», betonte Brivio in einem kurzen Statement. Dazu fügte er an: «Ich bin Alpine dankbar, dass sie meinem Wunsch nachgekommen sind, andere Möglichkeiten zu verfolgen, die sich in Zukunft ergeben können – und von denen ich hoffe, dass sie sich ergeben werden.»

Wo Davide Brivio für die kommende Saison anheuern wird, bleibt vorläufig ein Rätsel. «Viele Möglichkeiten sehe ich für Brivio nicht», erklärte heute ein namhafter MotoGP-Prinzipal.

Bei Ducati Corse war in den letzten Monaten manchmal zu hören, der langjährige Sportdirektor Paolo Ciabatti könnte künftig die Leitung des Motocross-WM-Projekts mit Testfahrer Tony Cairoli übernehmen. Aber der 65-jährige Italiener wollte sich dazu nicht äußern. Und wer beobachtete, mit wie viel Herzblut, Engagement, Leidenschaft und strategischem Know-how Ciabatti in der MotoGP und Superbike-WM beschäftigt ist, kann sich so einen Wechsel beim besten Willen nicht vorstellen, auch wenn die Aussicht auf 22 Grand Prix so manchem Topmanager die gute Laune verdirbt.

Ein guter informierter Fahrer-Manager vermutete heute, Davide Brivio könne bei der Honda Racing Corporation die neu geschaffene Rolle eines Motorsport-Direktors übernehmen. Damit wäre Brivio wohl ein Vorgesetzter von Puig. Schwer vorstellbar, dass zwei solche Alpha-Tiere vernünftig zusammenarbeiten würden.

Vielleicht wird das Rätsel um den zukünftigen Job von Brivio noch in den Tagen bis Weihnachten gelöst. 

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