Ducati-Exodus: Diese Schlüsselfiguren wanderten ab
Yamaha verstärkte sich für die Saison 2024 mit Massimo Bartolini, der zum Technischen Direktor ernannt wurde. Dabei handelt es sich um einen langjährigen Vertrauensmann von Gigi Dall’Igna. Sein Abgang war nur ein weiteres Kapitel in einer regelrechten Flut von Ingenieuren, die Ducati Corse in den vergangenen Jahren verließen, um sich der Konkurrenz anzuschließen.
Ein «Uniformwechsel» ist im GP-Paddock nicht ungewöhnlich, aber im Ducati-Lager ist es eine echte Konstante. Die Liste ist sehr lang, vor allem aber hochkarätig besetzt – voller Namen, die einst eine sehr, sehr wichtige Rolle in der von Dall’Igna geführten Rennabteilung spielten.
Aprilia, KTM, Yamaha und sogar Honda fischten im Teich von Borgo Panigale. Wir werfen einen Blick auf ehemals wertvolle Ducati-Mitarbeiter, die sich auf die verschiedenen MotoGP-Teams verteilten.
Aprilia
Manuel Cazeaux: Elektronik-Ingenieur, er zählt zu den Pionieren in diesem Bereich. Er arbeitete nur ein Jahr mit Dall’Igna und schloss sich dann Davide Brivios Suzuki-Projekt an. Seit 2023 ist er Crew-Chief von Maverick Viñales bei Aprilia Racing.
Cristina Toteri: Schweißerin, sie ist auf Aluminium spezialisiert und arbeitet an Chassis und Schwingen. Ende 2022 wechselte sie aus Borgo Panigale nach Noale.
KTM
Fabiano Sterlacchini: Ingenieur, aktuell an der Spitze des MotoGP-Projekt der Pierer Mobility AG. Unter allen, die Ducati den Rücken kehrten, war er der größte Verlust für Borgo Panigale. Sterlacchini galt als Dall’Ignas rechte Hand und hatte alle vier Abteilungen des Reparto Corse durchlaufen: Motor, «Vehicle», Elektronik und Aerodynamik. Er kannte alle Ducati-Geheimnisse. Bevor er zu KTM stieß, war er für die Ricardo Group tätig.
Francesco Guidotti: Manager. Er ist verantwortlich für die Red Bull-KTM-Box, in die er nach zehn Jahren als Teammanager von Pramac Racing zurückkehrte.
Alberto Giribuola: Ingenieur, langjähriger Crew-Chief von Andrea Dovizioso und dann Enea Bastianini. Er kam Ende 2022 zu KTM, wo er als Performance Ingenieur verpflichtet wurde.
Cristhian Pupulin: Ingenieur. Er folgte Jack Miller zu den Österreichern, als Crew-Chief arbeitete er zunächst bei Pramac und dann im Ducati-Werksteam an der Seite des Australiers.
Honda
Filippo Tosi: Elektronik-Ingenieur. Honda sicherte sich seine Dienste, um die bedeutenden Probleme zu lösen, mit denen sich HRC nach der Einführung der Einheits-ECU konfrontiert sah. Er kam von Magneti Marelli, nachdem er Ducati verlassen hatte, wohin er ursprünglich zurückkehren wollte. Er arbeitet nach wie vor für Honda und war auch beim Sepang-Test vor Ort.
Yamaha
Marco Nicotra: Aerodynamik-Ingenieur, er wechselte im Oktober 2023 als «Head of Aerodynamics» zu Yamaha. Bis dahin war er für die Aerodynamik-Entwicklung des MotoGP-Bikes bei Ducati Corse verantwortlich.
Massimo Bartolini: Ingenieur. Nach Sterlacchini ist er der «Überläufer», der Dall’Igna am meisten schmerzt. In der Struktur von Ducati Corse war Bartolini als «Vehicle Performance Ingenieur» von enormer Bedeutung. Bei Michelin ist außerdem zu hören, er sei der größte Reifenexperte im Paddock. Selbst die Fahrer verbargen angeführt von Weltmeister Pecco Bagnaia nicht, dass Bartolinis Abgang ein herber Verlust sei.
Beim Blick auf diese Liste drängt sich die Frage auf, was hinter diesem Exodus steckt. Jeder Fall hat seine eigene Geschichte, aber die Gründe dafür sind ein Mix aus Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation, mangelnder Anerkennung, Differenzen im zwischenmenschlichen Bereich, Chancen auf beruflichen Aufstieg und Weiterentwicklung, familiäre Gründe und so weiter.
In keinem Fall sind finanzielle Aspekte der Grund dafür, in ein anderes Land zu gehen. Natürlich freut sich jeder über eine ansehnliche Gage, aber ich wage zu behaupten: Die Ingenieure, die zu Ducati Corse stoßen, tun dies in erster Linie nicht des Geldes wegen, sondern aufgrund ihrer Leidenschaft für den Rennsport und ihrer Leidenschaft für Ducati.
Mit der Zeit können verschiedene Faktoren diese Illusion untergraben, vor allem wenn der «Lohn» nicht dem entspricht, von dem ein Mitarbeiter denkt, dass er es verdienen würde. Es muss nicht immer Geld sein, manchmal reicht ein Schulterklopfen.