Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Gresini-Ducati und das Duell «Márquez gegen Márquez»

Von Thomas Kuttruf
Zwei Brüder und Weltmeister im gleichen Team – Gresini-Ducati ist in jeder Hinsicht ein Familienprojekt. Bei aller medialer Strahlkraft ist es auch der Zweikampf unter Teamkollegen um den Verbleib in der MotoGP.

Für die Saison 2024 gelang es Nadia Padovani der Sensationsdeal, in dem sie das Brüderpaar Marc und Alex Márquez in einer MotoGP-Box vereinte. Während der Jüngere der beiden bereits 2023 von der Witwe des italienischen Teamgründers Fausto Gresini geholt wurde, dockte der achtfache Weltmeister Marc erst ein Jahr später an. Landsmann hin oder her – der Italiener Fabio Di Giannantonio musste trotz einer starken zweiten Saisonhälfte Platz machen für den Superstar aus Spanien.

Eine der am meisten strapazierten Fahrerlager-Floskeln lautet: Der ärgste Gegner ist immer dein Teamkollege. Vor allem in der Königsklasse des Sports gab und gibt es jedenfalls einen deutlichen Überhang an Team-Konstellationen, die mehr von Spannungen, denn von Harmoniegesängen geprägt sind. Zwar sind kriegsähnliche Eskalationen eher selten, dennoch liegt es in der Natur des Sports, dass es nur einen großen Star im Team geben kann.

Das Konfliktpotenzial innerhalb einer Mannschaft steigt auch mit dem Kaliber der Piloten. Teilen sich etwa Mehrfach-Weltmeister die Box, ist das Ego-Shootout gnadenloser als wenn Altmeister und Rookie aufeinandertreffen.

Paradebeispiel für hohe eine Aufladung: Die gemeinsamen und doch getrennten Jahre von Valentino Rossi und Jorge Lorenzo im Yamaha-Werksteam.

Eher gemäßigt ist dagegen die aktuelle Situation im Gresini-Lager. Zwar reden wir bei Alex Márquez auch von einem zweifachen Weltmeister (2014 in der Moto3, 2019 in der Moto2), doch in der MotoGP-Topliga schaffte der 27-Jährige bis dato noch keinen Sieg.
Mit acht Kronen insgesamt und allein 59 MotoGP-Rennsiegen durch Marc gibt es keine Debatten über den Status im Team.

Für Alex Márquez ist die Situation bei aller Bruderliebe – Alex und Marc teilen den Großteil ihres Berufs- und Privatlebens in engster Vertrautheit – heikel. Noch vor einem Jahr war er es, der dem Gresini-Team die Erfolge schenkte. Zwar legte Di Giannantonio gegen Saisonende deutlich zu, im Endklassement sicherte sich Alex als Neunter der WM den teaminternen Sieg.

2024 schaut nun anders aus. Marc hat die Lage im Griff. Mit Ausnahme einer einzigen Sitzung war der Ducati-Neuzugang immer vor dem jungen, aber mit der Desmosedici bereits vertrauten Bruder. Logisch ist auch, ein Marc Márquez macht mit Helm auf dem Kopf niemals Gefangene; dem Bruder auf der Piste aus Nächstenliebe den Vortritt lassen käme dem 31-Jährigen niemals in den Sinn.

Zum ersten Mal in seiner Karriere ist Alex Márquez ganz offen damit konfrontiert, dass er gegen seinen Teamkollegen keine Sonne hat. Was nicht bedeutet, dass eine solche Konstellation automatisch zu einem schnellen Karriereende führen muss. Paradebeispiel ist hier Dani Pedrosa. Ihm ging es nicht anders.
Nach dem Kometeneinschlag «MM93» im Jahre 2013 wusste Pedrosa Bescheid, welche Stunde geschlagen hatte. Und doch hielt sich das Leichtgewicht weitere fünf Jahre als Teamkollege. Einen Verwandtschaftsgrad musste er dabei nicht vorweisen. Seine weiterhin starke Stellung bei Respsol Honda behielt Pedrosa durch Ergebnisse. Sieben Siege gelangen der #26 auch nach der Ankunft des vermeintlich unschlagbaren Teamkollegen.

Alex Márquez ist lang genug im Geschäft, um zu verstehen, dass in der Tat die Resultate und nicht der Familienname über einen MotoGP-Vertrag entscheiden. Eine noch schärfere Motivation, als den älteren Bruder auf dem gleichen Motorrad zu schlagen, ist nicht auszumachen. Marc Márquez ist es gewohnt, einen starken Teamkollegen zu haben und die Welt ist in Ordnung – solange der «Kleine» auf der Strecke nicht vor ihm herumfährt.

Für die MotoGP-Community ist das Brüderpaar im Gresini-Look in jedem Fall eine nette Familiengeschichte, passend zur vom Familiengeist inspirierten Geschichte der Gresini-Mannschaft. Abgesehen davon ist das Duell der Teamkollegen genauso so hart wie jedes andere.

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