Wegen Acosta: Ducati braucht Márquez im Werksteam
Herausragende Rennfahrer: Pedro Acosta (li.) und Marc Marquez
Die Diskussionen rund um den Fahrermarkt in der MotoGP enthalten viele Spekulation, oft haben diese wenig mit der Realität zu tun. Jedoch kann man sich diesen nicht entziehen – die Frage «wer wird wohin wechseln?» ist eines der Lieblingsthemen der Fans. Und die spannendste Personalie ist wieder einmal Marc Márquez. Wird er der neue Teamkollege von Pecco Bagnaia im Ducati-Werksteam? Oder wird er zu einem der Teams der Pierer Mobility AG wechseln?
Nach dem Le-Mans-Wochenende und dem Doppelsieg von Jorge Martin im Sprint und im Grand Prix fand eine Serie ihre Fortsetzung: Seit 2020 gewannen immer Ducati-Piloten auf der französischen Traditionsstrecke – 2020 Petrucci, 2021 Miller, 2022 Bastianini, 2023 Martin (Sprint) und Bezzecchi (Hauptrennen), 2024 Martin. Le Mans war das perfekte Beispiel für die Dominanz des italienischen Bikes in den letzten Jahren.
Nach dem ersten Saisonviertel hat sich aber gezeigt, dass Aprilia und KTM den Abstand zum Hersteller aus Borgo Panigale deutlich verringert haben. Ducati ist nach wie vor die Referenz, aber Gigi Dall’Igna ist bewusst, dass die Konkurrenz nicht mehr weit weg ist. Darüber hinaus weiß er, dass ein gewisser Pedro Acosta in der MotoGP angekommen ist, um auf den Thron zu stürmen. Alle, die sich im Motorradrennsport auskennen, sind der Meinung, dass der 19-jährige Spanier dazu in der Lage ist, Außergewöhnliches zu leisten.
Dall’Igna braucht auf seiner Desmosedici den besten Fahrer, um die Dominanz zu verlängern und als Gegenmittel zu Acosta. Wenn ich die Frage stellen würde, wer derzeit der beste Fahrer in der MotoGP ist, würde die große Mehrheit immer noch Marc Márquez sagen. Aus diesem Grund muss Ducati 2025 Márquez zum Teamkollegen von Pecco Bagnaia machen.
Márquez ist jetzt 31 Jahre alt. Ohne jemanden vorzeitig in den Ruhestand schicken zu wollen, sind wir uns einig, dass er sich bereits im letzten Abschnitt seiner Karriere befindet. Ein Markenwechsel, zum Beispiel zu KTM, wäre für ihn gleichzusetzen mit einem Neustart. Okay, wie wir gesehen haben, passt sich der achtfache Weltmeister schnell an neue Situationen an; er müsste aber wieder auf ein neues Motorrad steigen, das Team wechseln und seine Arbeitsweise ändern.
Was aber Márquez vor allem will, ist gewinnen. Ducati, so Dall’Igna, ist an Marc Márquez interessiert und Márquez ist daran interessiert, bei Ducati zu bleiben. Als er in Jerez gefragt wurde, was er vom Team Pramac hält, antwortete Márquez sehr schlüssig: «Es ist ein großartiges Team mit viel Erfahrung, aber es ist nicht das Werksteam.»
Ein letztes Detail: Red Bull. Es besteht kein Zweifel, dass dies der größte Stolperstein bei den Verhandlungen zwischen Ducati und Márquez sein könnte. Der Spanier ist eines der wichtigsten Aushängeschilder der österreichischen Marke. Ducati seinerseits hat aber eine globale Vereinbarung mit Monster, dem Konkurrenten von Red Bull.
Würde Márquez den Vertrag mit Red Bull kündigen? Die meisten werden es für unwahrscheinlich halten. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Márquez bereits auf die 15 Millionen Euro verzichtet hat, die er dieses Jahr verdient hätte, wenn er bei Honda geblieben wäre. Warum hat er das getan? Weil er gewinnen will! Marc hat die Tortur mit seinem rechten Arm nicht auf sich genommen, um wieder Rennen zu fahren, sondern um wieder zu gewinnen. Wenn gewinnen also bedeutet, Red Bull zu verlassen, würde ich das nicht ausschließen.
Eine ähnliche Situation bot sich Andrea Dovizioso, als er zu RNF-Yamaha wechselte. Dovizioso war auch langjähriger Red-Bull-Fahrer, als er zum RNF-Team kam, das durch Yamaha mit Monster verbunden war. Der Konflikt wurde durch eine Unterbrechung der Beziehung zwischen Red Bull und Dovizioso gelöst, die nach dem sportlichen Fiasko mit Yamaha wieder erneuert wurde. Wenn das mit Dovizioso geht, weshalb nicht auch mit Márquez?
Meiner Meinung nach ist es unausweichlich, dass Marc Márquez im nächsten Jahr im Ducati-Werksteam landet. Natürlich kann es sein, dass alle meine Argumente ins Leere laufen – das ist das Risiko, wenn man mit der Zukunft herumspielt.