MotoGP: Marc Marquez ist der Sturzkönig

Aleix Espargaró: Tränen-Rücktritt mit der Familie

Von Simon Patterson
Familie Espargaró: Aleix und Laura mit den Zwillingen Mia und Max

Familie Espargaró: Aleix und Laura mit den Zwillingen Mia und Max

Nach 21 Saisons ist Schluss. Aleix Espargaró hat am Donnerstag vor dem Catalunya-GP seinen Rückzug aus dem Sport zum Ende der Saison angekündigt. Emotional erklärt er seine Gründe und wie er die Entscheidung traf.

Es war die große Neuigkeit vor dem Barcelona-Grand-Prix. Lokalheld Aleix Espargaró (34) beendet zum Ende der Saison seine Karriere.

Im Fahrerlager von Montmeló unweit seines Geburtsorts Granollers erzählt er, wie ihm klar wurde, dass er seine Karriere beenden würde: «Als die Saison begann, war ich mir nicht sicher. Aber als es nach Amerika ging und ich für das Rennen gepackt habe, habe ich angefangen zu hadern. Ich hatte das Gefühl, dass ich lieber zu Hause bei meinen Kindern bleiben wollte, als Rennen zu fahren. Und in einem Job wie meinem kann man nicht weitermachen, wenn man auch nur ein Prozent so fühlt.»
Der Schlüsselmoment kam dann am Spanien-Wochenende in Jerez: «Als ich in Jerez im Sprintrennen stürzte, rief ich meine Frau an und sagte: 'Laura, das ist das Ende'. Es war eine schöne Reise, aber ich möchte mehr Zeit zu Hause bleiben und nicht mehr diese Risiken eingehen. Und ich denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen.»

Espargaró: «Es ist ein großes Gefühl der Erleichterung. In diesen Tagen war ich mir meiner Entscheidung ziemlich sicher, aber ab Dienstag, als ich von Andorra nach Barcelona fuhr, und auch am Mittwochmorgen, konnte ich nicht mehr atmen. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so gefühlt, als würde ich einfach springen. Ich hatte starke Schmerzen in der Brust, so etwas ist mir noch nie in meinem Leben passiert, nicht einmal vor den wichtigsten Rennen.»
Der Katalane: «Ich habe das beste Team der Welt, sie geben viel Geld aus, wir haben eines der besten Motorräder. Wenn man nur zu 95 Prozent engagiert ist und nicht zu 100 Prozent, dann muss man einsehen, dass es genug ist. Es war ein Privileg, und ich bin sehr glücklich, dass ich sagen kann, dass es jetzt reicht und ich nicht zu einem Satellitenteam oder einer anderen Meisterschaft abgeschoben werde. Genug ist genug.»

ein Bruder Pol hatte voriges Jahr in Portimao einen heftigen Crash, verletzte sich schwer. Hatte der Unfall und der Rücktritt seines Bruders Auswirkungen auf die Entscheidung zum Rücktritt?
Aleix Espargaró: «Er hat mir sehr geholfen, die Entscheidung zu treffen. In den Spitzensportarten der Welt, wenn man Wettkämpfe bestreitet, gibt es nichts anderes. Kein Leben. Es gibt das Fahrerlager und am Dienstag nach dem Rennen fängst du schon an, dir Videos vom nächsten Rennen anzusehen. Es gibt kein Leben - aber es gibt ein Leben. Bei Pol habe ich das erkannt. Er wollte nicht aufhören, aber die Verletzung zwang ihn zum Aufhören. Für ihn war es viel schwieriger als für mich. Aber es ist verrückt, wie glücklich er jetzt ist. Er ist ein Familienmensch, genießt das Leben, probiert verschiedene Dinge aus. Wenn ich ihn sehe, muss er mir nicht mehr erklären, wie er sich fühlt. Wir machen jetzt Dinge, die wir noch nie zuvor zusammen gemacht haben, und das hat mir sicherlich geholfen zu verstehen, dass es ein Leben nach dem Rennsport gibt.»

Espargaró: «Ich fahre seit zwanzig Saisons Rennen und riskiere mein Leben. Alles, was ich aufgebaut habe - die Familie, die Unternehmen - man muss das genießen und Spaß haben. Wenn ich weiter Rennen fahre und Rennen fahre und Rennen fahre, wann werde ich es dann genießen können?»

Am Donnerstag verbreitete sich in Barcelona im Laufe des Tages die Neuigkeit vom anstehenden Rücktritt. Von einigen Reaktionen war Espargargó überrascht: «Marc Márquez hat geweint. Er hat noch nicht oft geweint, und es war unglaublich. Nach dem Meeting mit meinem Team, vor der Pressekonferenz habe ich viel geweint. Und als ich dann zur Pressekonferenz kam und all die Teammanager sah, all die Fahrer, mit denen ich mich auf der Strecke messe - das war unglaublich. Jorge (Martin, Anm.) hat ein großes Herz, aber er ist nicht wirklich super offen, deshalb habe ich ihn noch nie weinen sehen. Ich liebe ihn sehr, sehr, sehr. Ich habe es schon einmal gesagt: Das ist vielleicht einer der drei besten Tage meines Lebens. Rennen zu gewinnen ist ein fantastisches Gefühl, aber zu spüren, dass die Leute einen lieben, ist noch viel spezieller.»

Geboren in Granollers, direkt um die Ecke von der Rennstrecke, ist er ein wahrer Lokalmatador. Sein Karriereende in Barcelona zu verkünden, war ihm ein besonders Anliegen: «Als ich so klein war wie dieser kleine Mann (sein Sohn Max, Anm.), kam ich mit meinem Vater nach Barcelona, um die Rennen zu schauen, ich saß auf der Tribüne. Ich bin hier zum ersten Mal ein Rennrad gefahren, ein 50ccm-Motorrad. Das ist eine Million Jahre her. Dann hatte ich wohl einen der schwierigsten Tage meiner Karriere, als ich vor zwei Jahren einen Fehler machte beim Runden zählen - und dann wohl den besten Tag meines Lebens auf dem Podium mit meinen Kindern. Jetzt habe ich hier meinen Rücktritt bekannt gegeben. Es ist wie ein Märchen. Als ich in Jerez beschloss, aufzuhören, sagte ich zu Albert (Valera, Anm.): 'Albert, ich möchte das in Barcelona bekannt geben.' Er sagte zu mir: 'Nein, hör auf, wir müssen sehen, was in der Zukunft passiert. Ich sagte ihm, das sei mir egal. Ich wollte mich in Barcelona entscheiden.»

Und was kommt nächstes Jahr nach der Karriere? Espargaró: «Ich möchte mich mehr im Unternehmerischen ausprobieren, ich möchte mit Laura reisen, ich möchte Spaß haben und feiern gehen. Ich nehme meine Ernährung sehr ernst, ich gehe sehr früh schlafen. Ich möchte mich ein bisschen entspannen, Spaß haben, und ich möchte immer noch Motorrad fahren, aber auf eine entspanntere Art und Weise.» Und: «Ich würde gerne etwas hier im Fahrerlager machen, aber ich glaube, meine Zeit ist noch nicht gekommen. Nächstes Jahr würde ich gerne fahren, einige Tests machen, wie ein Testfahrer, aber nicht mehr.»

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