Zarco: «Genug, um ein neues Bike zu entwickeln»
Nicht nur Johann Zarco wünscht sich eine neue Honda
Der letzte Sieg in der MotoGP liegt für Honda mittlerweile 15 Monate (Alex Rins in Austin) zurück; und von den fünf am schlechtesten platzierten Stammfahrern in der Gesamtwertung vor dem Sachsenring-Grand-Prix fahren gleich vier eine RC213V. Aus eigener Kraft sind derzeit sogar Platzierungen in den Punkterängen alles andere als selbstverständlich und entscheidende Entwicklungsschritte sind derzeit nicht erkennbar.
Kein Wunder, dass die japanische Traditionsmarke derzeit einigen Aufwand betreibt, um die seit dem Jahr 2024 geltenden überarbeiteten Concessions-Regeln für sich zu nutzen und sein Testfahrer-Aufgebot zu vergrößern, ähnlich wie KTM es mit Jonas Folger, Pol Espargaro und Dani Pedrosa vorgemacht hat. Bei Honda heißen die Testpiloten ab 2025 Aleix Espargaro (neu) und Stefan Bradl.
LCR-Honda-Pilot Johan Zarco, der zum Jahreswechsel selbst Erfahrung mit der Ducati Desmosedici GP23 zur japanischen Marke brachte, wurde vor dem Rennwochenende auf seinen neuen Kollegen im Testteam angesprochen und maß vor allem dessen Eindrücken auf seinem aktuellen Arbeitsgerät große Bedeutung bei: «Aleix hat unheimlich viel Erfahrung auf der Aprilia und das wird uns sehr helfen. Denn die Aprilia ist ein Motorrad, das viele gern fahren würden. Sie ist eine Maschine, die sehr leicht zu fahren scheint und die sich leicht einlenken lässt. Deshalb wird uns der Input von Aleix helfen.»
Auch dessen Konstanz soll der künftigen Entwicklung des Motorrads zuträglich sein: «Er ist ein Fahrer, der einen sehr stetigen Fahrstil pflegt. Das hilft, ein Motorrad zu entwickeln.»
Den ersten Eindrücken des Spaniers misst Zarco besonderen Wert bei: «Das Wichtigste wird sein erstes Feedback. Denn wenn du weitertestest und dich an das Motorrad gewöhnst, dann vergisst du deine Eindrücke aus der Vergangenheit. Deswegen werden seine ersten Testtage wichtig für uns, auf die bin ich sehr neugierig. Seine Kommentare müssten ähnlich zu denen sein, die all die anderen Fahrer abgegeben haben, obwohl wir alle unterschiedlich sind.»
Der Franzose befürwortet ausdrücklich frisches Blut im Honda-Team, denn trotz aller Erfahrung der derzeitigen Piloten sei Espargaro der Einzige aus dem künftigen Fahreraufgebot, der die aktuelle Aprilia gefahren sei.
Wichtig ist für Zarco jedoch, nicht erst bis 2025 zu warten, sondern bereits jetzt die richtigen Weichen für die Entwicklung des Motorrads zu stellen: «Ich hoffe, dass uns die Arbeit, die wir dieses Jahr tun, schon im nächsten entscheidend voranbringen kann. Dann können wir uns mit dem Input von Aleix nochmals weiterentwickeln.»
Bereits jetzt sei enormer Aufwand betrieben worden, der ausreichen müsse, das derzeitige Motorrad bis zur letzten Schraube zu überarbeiten. «Alles, was wir dieses Jahr bislang erarbeitet haben, ist eigentlich genug, um für nächstes Jahr ein komplett neues Motorrad zu entwickeln.»
Nötig sei dies ohne Zweifel, denn der Rückstand seit Saisonbeginn sei nicht geschrumpft. Im Gegenteil: «Wir haben in Assen gesehen, dass wir viel zu weit zurückliegen. Insgesamt scheint der Abstand seit dem Jahresbeginn sogar angewachsen zu sein.» Das Motorrad sei, trotz des Aufwands, im Kern nicht gut genug, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Im Vergleich mit der Konkurrenz sieht Zarco einen entscheidenden Unterschied: «Ich weiß nicht wie viel die anderen, und besonders Ducati, vom Saisonbeginn bis jetzt verändert haben. Aber ich glaube, dass sie sich besser an die neuen Reifen angepasst haben.»
Das Ducati-Werksteam könne dabei, im Vergleich zu allen anderen Teams, besonders aber zu den Honda-Piloten, die aktuelle Reifenkonstruktion von Einheitsausrüster Michelin besser nutzen. Zarco beschrieb die Probleme anhand seines eigenen Motorrads: «Wir haben zum Beispiel nach wie vor Vibrationen durch die Reifen, so wie fast alle anderen auch.»
Einzig die Bologneser könnten aus den Pneus derzeit das maximale Potenzial herausholen. «Es scheint, als hätte nur Ducati damit keine Probleme mehr. Deswegen können sie die aktuellen Reifen sogar noch besser nutzen, als KTM das kann. Und deswegen sind sie schneller. Das ist der Unterschied!»