MotoGP: Marc Marquez ist der Sturzkönig

Luca Boscoscuro: «Der Kopf macht den Unterschied»

Von Manuel Pecino
Luca Boscoscuro

Luca Boscoscuro

Im dritten und letzten Teil des Interviews spricht Boscoscuro-Chef Luca Boscoscuro über seinen früheren Schützling Fabio Di Giannantonio, über Fermín Algeguer, Alonso Lopez und über Marc Márquez und Ducati.

Teil 1 des Interviews lesen Sie hier.
Teil 2 des Interviews hier.

Lassen Sie uns über Di Giannantonio sprechen... Vor acht Monaten war er aus der MotoGP raus und jetzt haben sich mehrere Teams um ihn bemüht. Sie kennen ihn gut, da er Ihr Fahrer in der Moto2 war. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Luca Boscoscuro: «Seltsam, ja, denn wir sprechen hier nicht über Talent, denn er hat Talent. Er ist ein Fahrer, der immer vorne dabei war, auch in der Moto2 im ersten Jahr, als er auf der Pole Position und auf dem Podium stand. Ich glaube, er war im ersten Jahr in der Moto2 sogar schneller als Martin. Als er sich raus aus der MotoGP sah, holte er alles aus sich heraus, was er in sich hatte, und es machte klick. Zumindest ist das meine Sichtweisee als Fahrer. Am Ende ist es immer der Kopf, der den Unterschied macht. Ich bestehe darauf, dass wir nicht über einen Fahrer sprechen, der kein Talent hat, sondern wahrscheinlich über einen Fahrer, der nicht fokussiert war. Jetzt, wo er das verstanden hat, ist er da.»

Ist es für Sie als ehemaliger Fahrer klar, wenn ein Fahrer nicht sein Bestes gibt?

«Nehmen wir ein Beispiel: Aldeguer. Ich war der Erste, der an Aldeguer geglaubt hat, aber als ich nach ihm suchte, fragten mich alle, wer er sei. Und jetzt? Ich mag ihn sehr, für mich hat er ein unglaubliches Potenzial. Ein anderes Beispiel: Als ich Alonso Lopez auf mein Motorrad setzte, wurde ich stark kritisiert. Aber es stellte sich heraus, dass ich Alonso in der CEV-Mannschaft hatte, und sie hatten gesehen, welches Potenzial in ihm steckt. Alonso ist ein weiterer Fahrer, der jeden Sonntag um den Sieg kämpfen kann. Er ist ein sehr schneller Fahrer.»

Und was passiert jetzt mit ihm?

«Es ist dasselbe, was mit Fermín zu Beginn der Saison passiert ist. Am Anfang war es kompliziert, aber als er die Dinge verstanden hatte, hat er sich sehr verbessert. Denn das ist eine Teamleistung. Weder die Schuld noch der Verdienst liegt allein beim Fahrer, sondern auch beim Team, das mit dem Fahrer zusammenarbeitet.»

Alonsos Team arbeitet also nicht gut mit dem Fahrer zusammen?

«Nein, das meine ich nicht. Ich sage nur, dass er sich auch besser erklären muss. Um zu gewinnen, muss der Fahrer mit dem Team eins sein. Am Ende muss der Fahrer den Job zu Ende bringen, denn er ist derjenige, der auf dem Motorrad sitzt. Denn ich kann mir die Daten auf einem Computer ansehen und dem Fahrer sagen, wer zuerst bremst, wer zuerst beschleunigt, aber der Fahrer muss verstehen, wo seine Stärken liegen und wie er das einschränken kann, was nicht gut für ihn ist.»

Früher im Interview haben Sie gesagt, dass der Unterschied im Kopf liegt. Jetzt sagen Sie, dass es darauf ankommt, das Fahren zu verstehen?

«Nein, das Wichtigste ist immer der Kopf. Denn bei der Weltmeisterschaft reden wir nicht über Talent, das hat jeder. Hier reden wir davon, dass man den Kopf braucht, um zu gewinnen und sein ganzes Talent zu nutzen. Wenn man einen neuen Reifen aufzieht, ist man immer in der Lage, zwei schnelle Runden zu fahren. Auch wenn das Motorrad nicht perfekt ist, denn der Fahrer setzt das ein, was ihm fehlt. Eine andere Sache ist das Management der anderen 18 Runden eines Rennens.»

Warten Sie nun darauf, dass Alonso diesen Schritt macht oder nicht?

«Ich hoffe es, ich erwarte es bei jedem Rennen.»

Alonso könnte durch den Wechsel von Fermín in die MotoGP psychologisch beeinflusst worden sein…

«Alonso hat das erste Rennen in Katar gewonnen und stand zwei weitere Male auf dem Podium; er war vorne dabei. Ich glaube nicht, was Sie da andeuten, ich würde sogar sagen, dass es ein Ansporn ist. Denn wenn Ihr Teamkollege schneller fährt und Sie langsamer, haben Sie zu tun.»

Sie haben einige sehr starke Konkurrenten im MT-Team: Ogura, Sergio García. Mit anderen Worten: Es ist kompliziert.

«Das Wichtigste ist, dass eine Boscoscuro gewinnt, danach ist es das Problem des Fahrers. Wenn meine Fahrer nicht gewinnen, wird mein Sponsor wohl nicht glücklich sein, aber so ist es nun mal. Ich bin ein Sportler und möchte, dass der Fahrer gewinnt, der es am meisten verdient hat. Mit meinem Motorrad, versteht sich.»

Was halten Sie von der Entscheidung von Ducati zwischen Marquez und Martin?

«Ich kenne die Details nicht, aber für mich hätte Martin eine Chance verdient, ins Werksteam zu kommen. Für mich hat er eine Chance verdient.»

Was denken Sie über die Tatsache, dass es den Leuten schwer fällt, den Wert von Pecco zu erkennen?

«Es gibt Fahrer, die aufregend sind, und andere, die weniger aufregend sind. Aber wenn es um Talent geht, gibt es keine Frage, denn er ist ein Fahrer, der Rennen und Meisterschaften gewinnt.»

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Dr. Helmut Marko über Pérez: «Setzen auf Stabilität»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko äussert sich in seiner exklusiven SPEEDWEEK.com-Kolumne zur Entscheidung, Sergio «Checo» Pérez im Red Bull Racing Team zu halten und zur Zukunft der Red Bull-Junioren.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Mi. 14.08., 11:00, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Mi. 14.08., 11:30, Eurosport 2
    Motorsport: ESET V4 Cup
  • Mi. 14.08., 11:30, Motorvision TV
    Tuning - Tiefer geht's nicht!
  • Mi. 14.08., 13:15, Motorvision TV
    Classic Ride
  • Mi. 14.08., 15:10, Motorvision TV
    Dream Cars
  • Mi. 14.08., 15:40, Motorvision TV
    Australian Motocross Championship
  • Mi. 14.08., 16:35, Motorvision TV
    FastZone
  • Mi. 14.08., 17:05, Motorvision TV
    Motocross: FIM-Weltmeisterschaft
  • Mi. 14.08., 17:35, Motorvision TV
    Bike World
  • Mi. 14.08., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
» zum TV-Programm
6.56 01080733 C1408054532 | 5