Gigi Dall’Igna zu MotoGP-Regeln: Wie’s zu 850 ccm kam
Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna
Am 6. Mai wurden in Le Mans die neuen technischen Regeln für die MotoGP ab 2027 von der Grand Prix Commission, bestehend aus Vertretern von Promoter Dorna, der Teamvereinigung IRTA, der Herstellervereinigung MSMA und dem Weltverband FIM, offiziell verkündet. Die wichtigste Neuerung ist die Hubraumreduzierung auf 850 ccm – die maximale Zylinderbohrung wird von 81 mm auf 75 mm reduziert.
Seit 2012 werden in der Königklasse Viertaktmotoren mit 999 ccm eingesetzt – mittlerweile leisten die Bikes bis zu 300 PS. Die Ducati Desmosedici gilt seit Jahren als das Bike mit dem stärksten Motor in der MotoGP. Der Hersteller aus Bologna wird mit Sicherheit auch aus 850 ccm ein sehr leistungsstarkes Paket machen.
Ducati-Corse-CEO Gigi Dall'Igna sieht dem jedenfalls gelassen entgegen und erachtet die Hubraumreduzierung als eine notwendige Maßnahme, wie er im Interview mit SPEEDWEEK.com betonte. «Es ist wichtig, die Leistung und die Geschwindigkeit der Motorräder zu reduzieren. Denn wenn wir den Speed immer noch mehr steigern würden, wären die Strecken nicht mehr sicher. Daher ist es meiner Meinung nach fair, einen Schritt zurückzumachen», meinte der Italiener.
Aber weshalb einigte man sich gerade auf 850 ccm? Der Ducati-Mastermind hat dafür eine einfache Erklärung: «Das war ein Kompromiss, der als Mittelwert zwischen allen von den Konstrukteuren vorgeschlagenen Optionen gefunden wurde.»
Durch die kleineren Triebwerke und die geringere Leistung wird die seriennahe Superbike-WM in Sachen Performance näher herankommen. Vielleicht zu nahe? Schon jetzt sind die Superbikes auf manchen Strecken bei den Rundenzeiten nicht mehr weit entfernt von den MotoGP-Prototypen. «Das glaube ich nicht, denn das Ziel ist, zuerst das MotoGP-Reglement zu definieren und dann jenes für die Superbike-WM zu ändern, um einen Unterschied zwischen den beiden Kategorien zu erhalten», so Dall’Igna.
Eine weitere Maßnahme zur Leistungsminderung in der MotoGP ab 2027 wird die Reduktion der zulässigen Spritmenge sein. Das Fassungsvermögen des Kraftstofftanks wird für Grand-Prix-Rennen maximal 20 Liter sein, für den Sprint sind zukünftig nur noch 11 Liter erlaubt. Weitere gravierende Änderungen sind unter anderem der Wegfall von Fahrwerkshöhenverstellungen (Devices) jeglicher Art und eine reduzierte Aerodynamik.