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Gino Borsoi (Pramac): «Ich werde Davide vermissen»

Von Stephan Moosbrugger
Gino Borsoi

Gino Borsoi

Pramac-Ducati-Teammanager Gino Borsoi äußerte sich im Vorfeld des Malaysia-GP zum Titelkampf in der MotoGP und zur historischen Chance, als erstes Privatteam die Fahrer-Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Bei der obligatorischen Pressekonferenz am Donnerstag vor dem MotoGP-Wochenende waren diesmal in Malaysia neben den beiden Titelrivalen Jorge Martin und Pecco Bagnaia die Teammanager von Pramac Ducati und Lenovo Ducati, Gino Borsoi und Davide Tardozzi zu Gast. Dabei stellten sich die beiden in dieser heißen Phase der Saison 2024 den Fragen der Journalisten und gaben Einblicke in ihre Gefühlswelt.

Für den ehemaligen 125er-Piloten Borsoi ist es die zweite Saison als Teammanager bei Pramac und das zweite Mal kämpft er mit Martin um den WM-Titel. Die Team-WM konnte Pramac 2023 gewinnen, jetzt soll der Fahrer-Titel folgen. Die Ausgangslage vor den letzten beiden Events ist sehr gut – Martin kommt mit 17 Punkten Vorsprung auf Bagnaia nach Sepang.

Bevor er auf den Titelkampf einging, sprach der 50-Jährige das derzeit wichtigste Thema im MotoGP-Paddock an – die Situation in Valencia nach den verheerenden Unwettern. «Zuerst möchte ich alle meine Gedanken nach Valencia schicken und den Menschen dort alles Gute wünschen, sie haben in den letzten Tagen stark gelitten. Wenn ich etwas für sie tun kann, werde ich es machen», betonte Borsio. Angesprochen darauf, ob er schon etwas zu den Rennen Mitte November in Valencia sagen könne – ob das Saisonfinale dort stattfinden oder eine andere Lösung gefunden wird –, meinte er: «Ich hatte nicht die Chance, mit der Dorna wegen der schrecklichen Situation in Valencia zu sprechen. Aber ich bin mir sicher, dass sie die beste Lösung für alle finden werden.»

Danach widmete sich Borsoi dem Titelkampf. «Ich genieße diesen letzten Teil der Saison sehr, so wie letztes Jahr. Es ist für mich ein Privileg, wieder hier zu sein und das zweite Mal hintereinander gegen das Werksteam um den Titel zu kämpfen. Wir werden an den letzten beiden Rennwochenenden unser Bestes geben», sagte er.

Kein Privatteam konnte bislang in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft den MotoGP-Titel gewinnen. Was würde es heißen, das Kapitel mit Ducati so zu beschließen, bevor es nächstes Jahr mit Yamaha weiter geht? «Es wäre erneut ein schönes Kapitel – letztes Jahr haben wir ein unglaubliches Ziel erreicht, als wir als erste private Truppe Team-Weltmeister wurden. Das können wir dieses Jahr nicht wiederholen, aber wir haben die Chance auf den Fahrertitel», so Borsoi. «Wie ich schon sagte, ist es für das ganze Team ein Privileg. Ich muss mich an dieser Stelle auch bei Ducati bedanken, denn wegen ihnen sind wir in dieser Position. Sie haben uns im letzten und in diesem Jahr die ganze Zeit über die komplette Unterstützung und alle Mittel zur Verfügung gestellt, um jederzeit konkurrenzfähig zu sein.»

2023 lag Martin zwei Events vor dem Saisonende 14 Punkte zurück, dieses Mal liegt er 17 Punkte voran. Ist er dieses Jahr besser vorbereitet, um mit dem Druck umzugehen? «Der Druck ist der Gleiche, auch wenn wir 17 Punkte vor dem Werksteam und Pecco liegen. Aber wir haben beide viel dazugelernt und uns stark verbessert im Vergleich zum letzten Jahr. Wir wissen nun, was uns damals fehlte und wo der Schlüssel im Titelkampf liegt. Nicht nur Jorge hat sich mental verbessert, ich habe in diesem Bereich ebenfalls Fortschritte gemacht. Man muss im richtigen Moment im Kopf bereit sein», erklärte der Italiener.

Einer der Leitsätze von Borsoi lautet: «Wenn wir nicht gewinnen, lernen wir dazu». Hat man ausreichend dazu gelernt, um den WM-Titel zu holen? «Ja, das stimmt, das ist meine Einstellung. Ich erinnere immer wieder daran. Letztes Jahr hatten wir mit dem Gewinn der Team-WM einen großartigen Moment. Das war auch unsere Basis für den Start in diese Saison. Von diesem Moment an haben wir besser verstanden, was wir benötigen und was wir tun müssen, um unsere Performance zu verbessern. In diesem Jahr sind wir stärker und schneller als letztes Jahr», ist sich Borsoi sicher.

Borsoi war selbst Motorrad-Rennfahrer. Gibt er seinen Fahrern Anweisungen hinsichtlich des Fahrstils in dieser wichtigen Phase? «Auch wenn ich einmal ein Rennfahrer war, ich kann meinen Fahrern keine Anweisungen in Bezug auf deren Fahrstil geben. Sie wissen das viel besser als ich», winkte er ab. «Aber ich kann ihnen auf der mentalen Seite helfen. Das ist Teil meines Jobs und ich muss diesbezüglich laufend meine Fähigkeiten verbessern. Wenn es in die heiße Phase des Titelkampfs geht, so wie jetzt, ist der mentale Bereich der Schlüssel, um die besten Ergebnisse zu erzielen und dem Fahrer zu helfen.»

Nächstes Jahr wird Pramac mit Yamaha ein neues Kapitel aufschlagen. Kam bei Borsoi nach der offiziellen Verkündung Ende Juni nicht der Gedanke auf, dass Ducati dem Pramac-Team nicht immer die volle Unterstützung hinsichtlich des Materials gibt? «Nächstes Jahr ist eine andere Geschichte, es ist die Zukunft. Aber wie ich schon oft sagte, hat uns Ducati nie benachteiligt hinsichtlich der Möglichkeiten und Unterstützung», stellte er klar. «Ich bin mir sicher, bis jetzt hat noch kein Werksteam einem Satelliten-Team eine derartige Unterstützung gegeben. Es waren zwei fantastische Saisonen mit Ducati. Manchmal schließe ich meine Augen und ich erinnere mich an all die großartigen Momente, die wir in den zwei Jahren erlebt haben. Ich sagte das auch meinem Team, denn es ist immer gut, sich an all die sehr guten Ergebnisse zu erinnern, die wir erzielt haben. Du fühlst dich dann besser und kraftvoller.»

Was wird Borsoi nächstes Jahr am meisten vermissen? «Ich werde Davide vermissen», lachte Borsoi. «Er war mein Meister und eine Schlüsselperson, die mir dabei geholfen hat, meine Fähigkeiten zu verbessern. Ich habe immer noch viel zu lernen. Ich werde aber auch Ducati vermissen, weil ich viele Freunde im Werk habe. Aber wir haben auch eine großartige Zukunft vor uns.»

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