Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Ein Hoch auf die Könner in der MotoGP

Kolumne von Michael Scott
Nasse Bedingungen verschieben die Kräfteverhältnisse in der MotoGP. Die technische Überlegenheit eines Motorrads tritt in den Hintergrund, Fahrer können ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen – so wie im Thailand-GP.

Ich glaube, es war Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, der vor vielen Jahren sagte, dass man den Rennsport spannender machen könnte, indem man unterirdische Bewässerungssysteme einführt, die die Strecke zu zufälligen Zeiten befeuchten können. Das galt für Autos, das Gleiche gilt auch für Motorräder. Aber zum Glück haben wir ein solches System bereits: Es heißt Regen. Dieser kann ein Vorteil sein – vor allem für die Fahrer, deren Fortschritt durch den technischen Nachteil ihrer Motorräder eingeschränkt wird. Jetzt können sie zeigen, wie gut sie sind.

Der Regen beim Grand Prix von Thailand in Buriram war der beste Beweis dafür. Er kam einen Tag nach einem weiteren Rekord für Ducati – die ersten acht Plätze im Sprintrennen. Eine Premiere in der MotoGP und die erste in der Geschichte seit Honda in Barcelona 1996. Eine Woche zuvor hatten die Desmos beim Australien-GP die ersten sechs Plätze belegt, eine Premiere seit Honda 1997 in Frankreich.

Am Sonntag brachte dann ein Mini-Monsun willkommene Erleichterung – nur drei Ducati unter den ersten Neun. Zugegeben, diese Ducati waren Erster, Zweiter und Vierter; und drei schnelle Fahrer (Marquez, Bastianini und Morbidelli) stürzten. Aber KTM belegte die Plätze drei, fünf und sechs (Acosta, Miller, Binder); die Aprilia-Piloten Vinales und Espargaro wurden Siebter und Neunter, und eine Honda mit Zarco Achter. Nur als Zehnter Alex Marquez auf der nächsten Ducati.

Könnten die arg gebeutelten Herausforderer von Ducati, vor allem KTM, etwas Hoffnung schöpfen? Geht es endlich wieder aufwärts? Können sie sich aus der Flaute herausarbeiten? Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass der beste Nicht-Ducati-Pilot, Pedro Acosta, sich in letzter Zeit verbessert hat, seit er bei den letzten europäischen Rennen ein neues Chassis erhalten hat. Ein klarer Beweis für den technischen Fortschritt. Der wichtigste Faktor hatte jedoch nichts mit der Technik zu tun. Der Unterschied in Thailand war das Wetter – eine nasse Strecke verzerrt alles.

Das ist eigentlich keine Überraschung und es hat sich im Laufe der Jahre immer wieder gezeigt. Regen gleicht die Unterschiede zwischen den Motorrädern aus. Regen gibt den Fahrern die Kraft zurück. Die Besten von ihnen können die Probleme vergessen machen, die ihre Rennen im Trockenen ruinieren. Auch wenn diese guten Ergebnisse für die geplagten Ingenieure nicht unbedingt beruhigend waren, so bedeuteten sie doch alles für die Jungs, die an den Stummeln saßen.

Der am besten belohnte Fahrer in Buriram war Acosta, der nach vier Stürzen und einem verpassten Start in den fünf Rennen zuvor antrat. Der Sturz im Sprint am Samstag brachte seine Gesamtzahl in der bisherigen Saison auf 25, zwei mehr als Serien-Sturzpilot Marc Marquez. Acostas Podium, sein neuntes in seiner ersten Saison, kam nach einem Schreckmoment in der Anfangsphase, als er auf Platz acht zurückfiel, weil seine Bremsen für die Haarnadelkurve 2 am Ende der ein Kilometer langen Geraden nicht genug Wärme entwickelten. In den letzten Runden setzte er sich durch und platzierte sich vor den KTM-Werksfahrern Binder und Miller. Es war eine Freude, ihm zuzusehen. Der Kampf zwischen Miller und Acosta war ein Höhepunkt für die Fans und ein Tiefpunkt für den Australier, der von Runde 14 bis 24 (von 26) starker Dritter gewesen war. Eine höchst willkommene Abwechslung nach einer Saison mit nur drei Top-10-Platzierungen für den vierfachen GP-Sieger.

Millers Problem war das starke Chattering. Es ist immer wieder aufgetreten und hat ihn Rennen für Rennen zurückgeworfen. Zum Glück für ihn hat ein aufmerksamer Dorna-Kameramann das Problem in Motegi eingefangen. Die in Zeitlupe gezeigten Vibrationen war heftig. Endlich wurden die Ausreden des unglücklichen Fahrers völlig plausibel. Chattering ist ein mysteriöses Leiden, das verschiedene Fahrer auf unterschiedliche Weise befällt, sogar auf demselben Motorrad. Andere KTM-Fahrer haben auch darunter gelitten, wenn auch nicht so sehr wie Miller. Aber auf einer rutschigen Oberfläche reichen die auf das Motorrad wirkenden Kräfte nicht aus, um es in Gang zu bringen. So bekamen er und sein Teamkollege Binder die Chance zu beweisen, dass es die Motorräder und nicht die Fahrer sind, die ihnen fast die ganze Saison über das Genick brechen.

Der andere Fahrer, der sein Talent unter Beweis stellen konnte, war Zarco, der sich in der letzten Runde an der Aprilia des früheren GP-Siegers Espargaro vorbei auf Platz acht schob und damit das beste Ergebnis eines Honda-Fahrers in diesem Jahr erzielte. Auch hier war es das Ergebnis von Upgrades an der RC213V, aber vor allem war es das Verdienst des Franzosen.

Bezeichnenderweise dominierten dieselben beiden Fahrer im Nassen wie im Trockenen bei fast jedem Rennen in diesem Jahr. Auch wenn der Regen anderen Fahrern die Möglichkeit gab, sich besser zu präsentieren, änderte das nichts an der Tatsache, dass Jorge Martin und Pecco Bagnaia die Meisterschaft anführen, und zwar nicht nur, weil sie die besten Motorräder haben. Ihre Ergebnisse wurden durch die Qualität der dominierenden GP24 begünstigt, aber ihr fahrerisches Können wurde nicht geschmälert. Der Regen hat ihnen geholfen, den Beweis anzutreten, ebenso wie den oft vergessenen anderen Männern in der Meisterschaft, die ausnahmsweise viel näher an ihnen dran waren.

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Von Ivo Schützbach
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