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Marco Bezzecchi: «In harten Zeiten lernst du mehr»

Von Stephan Moosbrugger
Marco Bezzecchi

Marco Bezzecchi

Marco Bezzecchi möchte das letzte Wochenende mit seinem VR46-Team genießen. Der Wechsel in ein MotoGP-Werksteam war immer sein Ziel und auch jenes der Akademie von Valentino Rossi.

Am Donnerstag vor dem letzten MotoGP-Wochenende in der Saison 2024 hatte Marco Bezzecchi vor den versammelten Journalisten viel zu erzählen. In Barcelona wird er das letzte Mal auf seine Ducati steigen und versuchen für sich und sein VR46-Team, mit dem er fünf gemeinsame Jahre verbrachte, noch einmal gute Ergebnisse zu erzielen.

Ist der 26-Jährige traurig darüber, das letzte Wochenende mit seinem Team zu bestreiten oder ist auch viel Vorfreude dabei – vor allem auf die Zeit danach, wenn er im Werksteam von Aprilia einen neuen Karriereabschnitt beginnt? «Beides. Es ist das letzte Wochenende mit meinem Team, es wird sehr emotional. Momentan ist es noch schwer zu realisieren, aber ich möchte diesen Moment mit den Menschen genießen, mit denen ich fünf Jahre lang zusammengearbeitet habe», blickte Bezzecchi voraus. «Es wird hart, aber auch sehr speziell. Hoffentlich haben wir ein gutes Wochenende. Am Montag starte ich dann mit einem neuen Kapitel in meinem Leben.»

Bezzecchi ist mit der VR46-Akademie stark verbunden. Sieht der Italiener den Weggang vom Team von Valentino Rossi als eine Möglichkeit, sich loszulösen, damit er nicht mehr als Fahrer von «Vale» angesehen wird? «Ich wusste, dass dieser Tag kommen wird. Es war immer mein Ziel, für ein Werksteam zu fahren», betonte er. «Und es ist auch Teil der Reise mit der Akademie: der Beginn in den Juniorenmeisterschaften bis zu den Weltmeisterschaften Moto3, Moto2… ich konnte eine perfekte Entwicklung durchmachen – mit den VR46-Teams in der Moto2 und der MotoGP und jetzt folgt der nächste Schritt in ein Werksteam. Das ist das Ziel der Akademie und auch meines. Glücklicherweise werde ich in der VR46-Akademie bleiben. Es ist für mich wichtig, weiterhin die gleichen Menschen um mich herum zu haben. Auch Vale, denn er ist mein Held und ein guter Freund. Es ist ein wichtiger Schritt, über den ich sehr happy bin.»

Derzeit liegt Bezzecchi in der WM-Tabelle mit 144 Punkten auf Rang 12. Trotz der schwierigen Saison 2024 mit wenigen guten Resultaten, denkt Bezzecchi, dass er jetzt ein besserer Fahrer ist als 2023, als er die Weltmeisterschaft auf dem dritten Rang beendete? «Das ist schwer zu sagen, aber ich bin mir sicher, dass ich in dieser Saison viel gelernt habe. In sehr guten Zeiten lernst du nicht viel, du lernst mehr in harten Zeiten und dieses Jahr war sehr hart für mich», gab der Italiener zu. «Ich habe sehr viel als Fahrer und Person gelernt – hoffentlich hilft mir das für meine Zukunft. Klar, im Vergleich zum letzten Jahr bin ich schlecht, aber hinsichtlich meiner Weiterentwicklung habe ich einen großen Schritt gemacht. Natürlich bin ich auch enttäuscht, denn ich wollte bessere Resultate erzielen. Am Ende haben wir versucht, eine Lösung zu finden, und wir haben alles gegeben – das gehört zum Wachstum dazu. Hoffentlich kann ich das Jahr gut abschließen.»

Vor ein paar Tagen stattete der zweimalige MotoGP-Weltmeister Casey Stoner seinem einstigen Rivalen in der MotoGP, Valentino Rossi in Tavullia einen Besuch ab. Gemeinsam mit Rossi und einigen Fahrern der VR46-Akademie drehte der Australier mit dem Flat-Track-Bike einige Runden auf der MotoRanch. «Bez» war ebenfalls dabei. Wie war dieses Erlebnis für ihn? «Es war fantastisch, ihn mit Vale live fahren zu sehen», schmunzelte Bezzecchi. «Denn als sie gegeneinander Rennen fuhren, war ich noch ein Kind. Ich verfolgte die fantastischen Vier mit Vale, Stoner, Lorenzo und Pedrosa – sie gemeinsam auf der Strecke zu sehen, war unglaublich. Aber Casey ist ein sehr freundlicher, scheuer und guter Typ. Wir hatten die Möglichkeit, etwas Zeit miteinander zu verbringen. Wir waren gemeinsam auf der Ranch und hatten ein gemeinsames Abendessen. Ich bin sehr happy, dass ich einen kompletten Tag mit ihm verbringen konnte.»

Wie war es für Bezzecchi, die beiden einstigen Rivalen in einer lockeren Atmosphäre miteinander zu sehen? «Wenn du Rennen fährst, mit der ganzen Rivalität, macht das die Beziehung sehr schwierig. Auch bei mir, denn ich denke nicht, dass ich mit allen anderen Fahrern Abendessen gehen kann», meinte er. «Aber wenn du deine Karriere beendest und du reifer wirst, dann ändert sich das. Es war schön, die beiden über Familie, Kinder und Motorräder reden zu hören. Und ehrlich gesagt, haben wir nicht viel über die MotoGP gesprochen, sondern viel über das normale Leben und Flat-Track-Rennen.»

Die beiden Titelkonkurrenten Jorge Martin und Pecco Bagnaia betonen, dass sie auf der Rennstrecke gegeneinander kämpfen, aber daneben ein gutes Verhältnis haben möchten. «Es ist eine Rivalität, die sich auf die Rennstrecke konzentriert, außerhalb ist es anders. Ein gutes Verhältnis ist natürlich möglich, aber ich denke nicht, dass sie momentan zusammen ausgehen können. Aber vielleicht nach diesem Sonntag», lachte Bezzecchi. «Sie sind beide sehr intelligent und reif. Es hängt immer davon ab, was für eine Person du bist. Hoffentlich kann ich in Zukunft auch einmal in dieser Situation sein, um herauszufinden, ob ich das auch so handhaben kann.»

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