Aldeguer beeindruckt ausgebufften Crew-Chief Carchedi
Die Chancen, dass Fermin Aldeguer seinen ersten Auftritt als Rookie auf der MotoGP-Ducati der Gresini Mannschaft im Rahmen des offiziellen Testtags in Barcelona wahrnehmen konnte, standen 50:50. Denn nach einem komplett vermasselten Wochenende in Thailand und damit auf der Ziellinie der Saison war der junge Spanier mit einem gebrochenen Handgelenk aus dem Wettbewerb.
Erst zum WM-Finale in Catalunya konnte Fermin Aldeguer nach Freigabe in letzter Minute sein vorerst letztes Moto2-Rennen bestreiten. Mit Platz 9 landete der hoch gehandelte Racer, der wie Pedro Acosta aus Murcia stammt, direkt hinter seinem Teamkollegen Alonso Lopez und konnte damit knapp den fünften WM-Endrang verteidigen. Der Spanier hatte sich den Aufstieg in die Königsklasse anders vorgestellt. Statt als WM-Champion in Bestform ging es nun mit gerupften Federn und lädierter Gashand in den neuen Abschnitt der Karriere.
Umso erstaunlicher verlief das erste Kennerlernen mit dem doppelt so starken Prototyp aus Bologna. Ohne zu zucken, spulte Aldeguer fast 60 Runden mit der Maschine von Marc Marquez ab. Auch ein harmloser Ausrutscher auf der ungewohnten Ducati brachte Aldeguer nicht aus der Ruhe.
Nach seinem ersten Arbeitstag als MotoGP-Pilot hatte Fermin Aldeguer mehr als überzeugt. Auch das Tempo passte: Mit 1,7 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit hatte Aldeguer die anderen Neueinsteiger Ai Ogura und Somkiat Chantra klar hinter sich gelassen. Aus dem Stand war Aldeguer so flott unterwegs wie Veteran und Testpilot Michele Pirro auf dem Entwicklungsträger aus Bologna.
Zugleich wusste Aldeguer direkt, woran er war – denn auf Platz 1 stand mit Alex Marquez der neue Teamkollege. Im Nachgang des Barcelona-Tests gab es für die Vorstellung anhaltenden Applaus von der wichtigsten Bezugsperson der Saison 2025. Frankie Carchedi, der die Betreuung Aldeguers übernommen hatte, berichtete im englischen Podcast «Crash.net» von einer außergewöhnlichen Lernkurve.
Carchedi: «Ich denke, nach der zweiten oder dritten Runde gewöhnt man sich an die Geschwindigkeit, und das ist normal. Als wir uns dann erstmals die Daten angesehen haben, war die Bremse sicherlich der Bereich, in dem es das größte Verbesserungspotenzial gab».
Sichtlich beeindruckt fügt der Italiener an: «Sehr erstaunlich war, nachdem wir uns das zusammen angesehen hatten, war er bei der nächsten Ausfahrt schon sehr nah an den Spitzenfahrern dran. Es war sogar ziemlich beängstigend – vielleicht haben wir ihn ein bisschen zu sehr gepusht. Man darf die Veränderung nicht unterschätzen, es dauert einfach, bis man sich auf die Dimensionen und die ganz andere Ergonomie eingestellt hat.»
Die Aussage Carchedis hat Gewicht. Denn der Italiener zählt zu den großen Hausnummern seines Fachs. So stand Frankie Carchedi als Crew-Chief dem Spanier Joan Mir bei seinem überraschenden Titelgewinn mit Suzuki zur Seite. Nach dem Wechsel zu Gresini Racing nahm sich der Experte Fabio Di Giannantonio an. Als «Diggia« bereits gescheitert schien, gelang es gemeinsam, die Leistungskurve umzubiegen. Di Giannantonio blieb im Spiel, fand einen Posten bei VR46 Racing und Carchedi stand ab sofort für Großkaliber Marc Marquez zur Verfügung.
Das Ergebnis ist bekannt. Marquez lieferte ab und half Gresini aus der zweiten Reihe, ins Rampenlicht der MotoGP zu führen. Mit Fermin Aldeguer wartet nun wieder eine Herausforderung aus der Rookie-Abteilung.
Ergebnisse MotoGP-Test Barcelona (19. November):
1. Alex Márquez (E), Ducati, 1:38,803 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,396 sec
3. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,595
4. Marc Márquez (E), Ducati, +0,651
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +0,668
6. Brad Binder (ZA), KTM, +0,705
7. Franco Morbidelli (I), Ducati, +0,762
8. Alex Rins (E), Yamaha, +0,765
9. Pedro Acosta (E), KTM, +0,768
10. Johann Zarco (F), Honda, +0,813
11. Jorge Martín (E), Aprilia, +1,056
12. Maverick Viñales (E), KTM, +1,084
13. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +1,192
14. Aleix Espargaró (E), Honda, +1,204
15. Joan Mir (E), Honda, +1,267
16. Enea Bastianini (I), KTM, +1,279
17. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +1,335
18. Luca Marini (I), Honda, +1,429
19. Michele Pirro (I), Ducati, +1,683
20. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +1,761
21. Ai Ogura (J), Aprilia, +2,143
22. Jack Miller (AUS), Yamaha, +2,222
23. Somkiat Chantra (TH), Honda, +2,492
24. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +8,793