MotoGP: Unverständnis bei KTM-Rennchef

MotoGP-Zukunft von KTM: 3 überlebenswichtige Termine

Von Ivo Schützbach
KTM-Rennchef Pit Beirer

KTM-Rennchef Pit Beirer

KTM ist auf einem guten Weg, die Existenzkrise zu überwinden, dabei wird auch der Rennsport eine entscheidende Rolle spielen. Rennchef Pit Beirer lässt die vergangenen Monate Revue passieren.

Der 29. November 2024 ging als schwarzer Tag in die österreichische Industrie-Geschichte ein: Damals wurde der Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung über das Vermögen der KTM AG und ihrer Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH gestellt. Seither wird fieberhaft daran gearbeitet, die strauchelnde Firma wieder auf Kurs zu kriegen.

Der erste sehr wichtige Termin für die Rennabteilung war der 20. Dezember 2024, als vor dem Gericht in Ried im Innkreis in Oberösterreich die erste Berichtstagsatzung stattfand. In dieser wurde bestätigt, dass die Geschäfte der KTM AG fortgeführt werden – und der Motorsport dazugehört.

Bei der Gläubigerversammlung am 24. Januar 2025 teilte Sanierungsverwalter Peter Vogl mit: «Das Unternehmen wird fortgeführt. Am 25. Februar kann eine Schuldentilgungsquote von mindestens 30 Prozent angeboten werden. Das sind wesentliche Schritte zur Sanierung und es ist in Aussicht, dass ein Investor kommt, der das notwendige Kapital zur Entschuldung zuführen und die Liquidität des Unternehmens über das Sanierungsverfahren hinaus sicherstellen soll.»

Wie Tausende Mitarbeiter und Betroffene hat auch KTM-Rennchef Pit Beirer diese für die Firma KTM überlebenswichtigen Termin mit maximalem Interesse verfolgt.

«Wir haben volles Vertrauen in unsere Vorstände Gottfried Neumeister und Stefan Pierer, ebenso in Insolvenzverwalter Herr Vogl, der unglaubliche Arbeit leistet. Ich nenne Herrn Vogl, weil er verstanden hat, dass der Rennsport ein Hauptbestandteil unserer Firma ist. Es geht nicht nur um Rennsport, sondern um unser weltweites Geschäftsmodell. Die Geschichte zeigt: Aus unseren Rennsportaktivitäten entsteht ein Markt. Wir wären nicht Teil des Restrukturierungsprogramms, wenn das keine belegte Tatsache wäre. Unsere Familie wuchs durch Menschen mit Herzblut für den Rennsport. Ich gebe Beispiele: Als wir das erste Mal nach Amerika gingen, um Rennen zu fahren, haben wir dort keine Motorräder verkauft. Dann gewannen wir Supercross-Rennen und heizten den Markt an. Wir brachten eine 350er-Motocross-Maschine und gewannen mit Tony Cairoli fünf WM-Titel. Jahrelang war das das bestverkaufte Modell in unserer Gruppe.»

«2017 stiegen wir in die MotoGP-WM ein und verdoppelten innerhalb sechs Jahren unseren Absatz», ergänzte Beirer im virtuellen Journalistengespräch im Rahmen der Präsentation der beiden Red-Bull-Teams für die Saison 2025. «Diese Ehre gebührt nicht allein der Rennabteilung, die ganze Firma brachte zusammen Einsatz und zeigte, dass wir die aus dem Rennsport resultierende Werbung für unser globales Marketing nutzen können. Darauf konnten wir die Firma aufbauen und fantastische Arbeit leisten, was unser Händlernetz und die Produktpalette betreffen. Das ist KTM – ready to race.»

Der Badener weiter: «Der 20. Dezember war ein Meilenstein, damals hörten wir zum ersten Mal, dass der Rennsport Teil des 90-tägigen Restrukturierungsprogramms ist. Dann gab es kurz eine Periode, in welcher Externe unsere Firma unter die Lupe nahmen. Sie realisierten, dass es einen guten Restrukturierungsplan gibt, deshalb konnten wir diesen bis zum 24. Januar in Eigenverantwortung umsetzen. Für uns war das nach dem Dakar-Sieg wie die nächste Etappe. Dann wurde bestätigt, dass wir bis zum 25. Februar weitermachen können. Die 90 Tage laufen also wie geplant, und unsere Vorschläge werden akzeptiert. Neumeister und Pierer leisten erstaunliche Arbeit, sie schuften Tag und Nacht. Egal wie spät ich mein Büro verließ, wenn ich bei ihrem vorbeikam, brannte noch Licht. Wir kämpfen alle dafür, dass diese Firma das bleibt, was sie für uns ist: Unsere Passion, unser Leben.»

«Ich bin seit 20 Jahren in der Firma, jetzt müssen wir deren Größe anpassen. Dadurch wird sie schlanker, sie wird aber immer noch stark sein und es wird immer noch über 4000 Angestellte in Mattighofen geben. Dafür kämpfen wir – ich glaube fest daran, dass am 25. Februar für uns alles glatt läuft. Das waren schwierige Zeiten für die Firma und es ist noch nicht vorbei. Und selbst wenn am 25. Februar alles gut läuft, dann wird nicht am folgenden Tag alles einfach sein. Aber ich kann garantieren, dass wir einen extrem starken Plan für die Zukunft dieser Firma haben. Das ist keine Frage von ein oder zwei Jahren, es geht auch nicht um ein oder zwei Jahre Rennsport. Wir wollen KTM für immer haben, die Rennabteilung eingeschlossen. Bei uns gibt es keinen Plan B, das ist Energieverschwendung. Du arbeitest an Plan A, um den maximalen Erfolg zu haben. Wir arbeiten nicht daran, was unsere Aufgaben nach dem 25. Februar im schlechtesten Fall sind, sondern im besten. Jeder hat einen klaren Plan, damit es am Standort bestmöglich weitergeht. Hier schuften alle Tag und Nacht, für die meisten hat es keine Weihnachtsfeiertage gegeben, um es so hinzukriegen, dass es erfolgreich weitergeht. Nur daran denken wir. Es gibt nur eine, und das ist die beste KTM-Version.»

Was im Herbst und zum Winteranfang 2024 bei KTM passierte, bezeichnete Beirer als Explosion. «Und darauf kann man sich nicht vorbereiten», meinte der 52-Jährige. «Aber wir sahen, wie unser Lagerbestand wuchs und sich der Markt nicht so entwickelte, wie wir das erwartet hatten. Das Fahrradgeschäft lief schrecklich, nicht nur für uns. Diesen Druck konnten wir bereits im Sommer spüren und uns wurde bewusst, dass wir reagieren müssen. Dass wir heute noch hier sind, haben wir dem Umstand zu verdanken, dass wir bereits im Sommer mit allem so weit zurückfuhren, wie es möglich war. Wir wollten keine Verträge brechen, die Kosten aber wo immer möglich senken. Es gab einen kurzen Zeitraum, in dem sehr harte Entscheidungen gefällt werden mussten. Glücklicherweise hatten wir unsere Hausaufgaben schon früh erledigt, ansonsten wäre es sehr schwierig gewesen, die Rennabteilung am Leben zu erhalten. Es gab schon davor einen Schnitt und wir hatten nicht mehr die komplette Last auf unseren Schultern.»

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