Pit Beirer über Acosta: «Wie ein Michael Schumacher»

Pit Beirer
Nach dem turbulenten Winter ist bei KTM wieder etwas Ruhe eingekehrt. Der 25. Februar war für die KTM AG und deren Rennabteilung der entscheidende Tag, wie es weitergeht. Die Mehrzahl der Gläubiger stimmte an diesem Tag dem Sanierungsplan zu – dieser wird in den nächsten Monaten umgesetzt.
Auch für die Rennabteilung des österreichischen Herstellers war es eine schwierige Zeit, die von Unsicherheit geprägt war. Die sportlichen Ziele rückten manchmal in den Hintergrund. «Natürlich waren wir zwischendrin im Krisenmodus, da waren nicht mehr so die Platzierungsziele im Vordergrund. Da galt es zu klären, ob es den Rennsport überhaupt braucht», gab Motorsport-Direktor Pit Beirer im Gespräch mit ServusTV zu. «Nachdem wir diese Frage klar beantwortet hatten, sind wir wieder zum Tagesgeschäft übergegangen. Dieses besteht darin, dass die Rennabteilung Rennen gewinnen sollte. Wir haben dann mit dem Dakar-Auftakt gleich einen wichtigen Sieg für uns alle geliefert, auch in Amerika sind wir in der Supercross-Meisterschaft mit zwei Siegen gestartet. Das war der erfolgreichste Saisonstart, den wir jemals hatten. Die Ziele in der MotoGP haben sich nicht verändert – wir wollen auf das Podium. Wir haben jetzt sieben Siege in dieser Klasse, wir hatten den besten Fahrer mit dem vierten Platz in der Weltmeisterschaft und wir sind zweimal hintereinander der zweitbeste Hersteller geworden. Somit haben wir einige Ziele schon erreicht. Aber natürlich, das nächste Ziel muss sein, einen Fahrer am Ende des Jahres in der Weltmeisterschaft auf dem Podium stehen zu haben. Das ist unser nächstes großes Ziel, und daran arbeiten wir sehr fleißig.»
Mit Pedro Acosta, Brad Binder, Enea Bastianini und Maverick Vinales hat KTM in der Saison 2025 ein schlagkräftiges Fahrer-Line-up zur Verfügung. «Pedro und Brad sind unser Dreamteam. Maverick und Enea sind neu an Bord. Wir haben sicher ein Fahrer-Paket, das wir noch nie hatten – das wird uns verbessern. Die nächsten beiden Jahre werden für uns richtungsweisend in der MotoGP», ist sich Beirer sicher.
Beim Saisonauftakt in Buriram lief es für die Orangen nicht ideal, immerhin konnten im Sprint und im Grand Prix insgesamt vier Top-10-Plätze erzielt werden. Die Kräfteverhältnisse in der MotoGP sind gleichgeblieben, Ducati ist weiterhin der dominierende Hersteller.
Acosta, der in diesem Jahr im KTM-Werksteam antritt, hat 2024 in seinem Rookie-Jahr bewiesen, dass er ein Ausnahmekönner ist. Vom 20-Jährigen erwartet sich KTM sehr viel. «Wir haben den jüngsten Rohdiamanten, der aufsteigt in der Szene und den das ganze Fahrerlager haben möchte», betonte Beirer. «Er hat sich bei zwei Vertragsverlängerungen immer wieder für uns entschieden. Mit ihm haben wir sicher die ganz große Chance, denn er macht Dinge einfach besonders und besser als andere – das sehen wir in den Daten. Über ihn sollten wir wirklich beweisen, ob wir das Zeug haben, Weltmeister in der MotoGP zu werden, oder nicht. Deshalb werden die nächsten zwei Jahre sicher richtungsweisend sein. Wir müssen es schaffen, uns endgültig hier zu etablieren und regelmäßig um das Podium zu kämpfen. Wenn wir das nicht tun, werden wir auch nicht die Option haben, die besten Fahrer bei uns zu halten. Wir haben genau die vier Fahrer, die wir brauchen, um die Krone anzugreifen.»
Beirer ist klar, dass Acosta um jeden Preis MotoGP-Weltmeister werden möchte – und das so schnell als möglich. «Wenn wir kein konkurrenzfähiges Motorrad hinstellen, dann können wir Pedro Acosta in zwei Jahren nicht mehr halten. Den kannst du auch nicht versuchen, vertraglich festzuhalten», ist sich Beirer bewusst. «Unser Auftrag ist es, ein Bike zu bauen, das siegfähig ist und dann gibt es keinen Grund, weshalb er weggehen sollte. Sein Fokus liegt auf dem Motorrad. Alle Fragen, die er uns im Winter gestellt hat, gingen nicht um Finanzen, sondern um die Technik und ob wir das Motorrad weiterentwickeln konnten und die Dinge, die wir beim Barcelona-Test besprochen hatten, auch halten können. An einem Rennwochenende ist er auch der letzte Fahrer, der die Boxengasse verlässt, weil er bis zum Schluss mit seinem Techniker dasitzt und die Daten über die Reifen studiert. Er gibt alles, er ist ein Extremling, wie man es von den Größten hörte – etwa einem Michael Schumacher. Es sind diejenigen, die bereit sind, neben der Rennstrecke einen Schritt weiterzugehen.»