MarcVDS: Scott Redding soll 2014 MotoGP fahren
Michael Bartholemy und Marc van der Straten
Das belgische Team «MarcVDS Racing» des Bier-Milliardärs Marc van der Straten überlegte im letzten Sommer einen Aufstieg in die MotoGP-Klasse. Der von Michael Bartholemy gemanagte Rennstall hätte für Ducati das Junior-Team bilden können. Fixstarter wäre Scott Redding gewesen, als zweiter Fahrer waren andere jungebMoto2-Piloten im Gespräch, unter anderem Tom Lüthi und Andrea Iannone. Aber die Verhandlungen verliefen im Sand, trotz eines vielversprechenden Ducati-Tests von Redding in Mugello.
MarcVDS tritt jetzt wieder mit Redding und Kallio in der Moto2-WM an, dazu kommt Moto3-Neuling Livio Loi, der an diesem Wochenende den französischen Meisterschaftslauf in Le Mans bestreitet und für den Saisonauftakt in Katar und Austin/Texas noch zu jung ist. Er wird erst am 27. April 16 Jahre alt.
Doch bei MarcVDS ist das Thema MotoGP längst nicht vom Tisch. Die Ducati-Geschichte war ja nicht der erste Anlauf Richtung Königsklasse – 2010 und 2011 waren die Belgier Entwicklungspartner für die Suter-BMW. MarcVDS stellte Fahrer Mika Kallio und die gesamte Infrastruktur sowie Material für die Tests zur Verfügung.
Doch dann kam es zum Krach zwischen Suter und MarcVDS, weil im September 2011 Marc Márquez als erster Fahrer den 2012-Prototyp erhielt, trotz gegenteiliger Vereinbarungen. Die MarcVDS-Truppe zog sich erbost aus dem MotoGP-Projekt zurück und stieg für 2012 in der Moto2 auf Kalex-Motorräder um.
2014 können Kundenteams für 1,2 Millionen Euro für fünf Fahrer Production-Racer von Honda kaufen, Yamaha verleast bis zu vier YZR-M1-Motoren (Paketpreis: 800.000 Euro) an Teams, die dann bei FTR, Suter oder Kalex Chassis bauen lassen müssten.
Teammanager Michael Bartholemy, der drei Jahre im Kawasaki-MotoGP-Team tätig war, hat im Herbst bereits bei HRC vorgefühlt und will in Katar informelle Gespräche mit Honda und Yamaha führen. «In den letzten Monaten haben wir uns auf die Moto2 und Moto3 konzentriert», erklärte Bartholemy. «Aber jetzt werden wir neue Informationen einholen. Wir bevorzugen keine bestimmte Marke. Wichtig ist nur, ein konkurrenzfähiges Motorrad zu haben. Wir interessieren uns für Honda und Yamaha. Wir sind auch bereit, die Gespräche mit Ducati wieder aufzunehmen.»
Bartholemy ist gleichzeitig persönlicher Manager des 20-jährigen Scott Redding und riet seinen Schützling letztes Jahr davon ab, 2013 ein Claiming-Rule-Bike zu fahren, es gab ein Angebot von Paul Bird Motorsport. «Das wäre keine Geschichte gewesen, die für einen Fahrer von Scotts Kaliber Sinn gemacht hätte», hält Bartholemy fest. «Aber mit einem Production-Racer von Honda oder Yamaha könnte Scott 2014 auf sich aufmerksam machen und sich einen Werksvertrag für 2015 sichern.»
MarcVDS würde dann 2014 in allen drei Klassen mit je einem Fahrer antreten. Einziges Problem: Bisher sind alle 23 MotoGP-Plätze vergeben. Im schlimmsten Fall müsste sich MarcVDS bei Teams wie Gresini, Forward oder Iodaracing den zweiten Platz in einem Joint-Venture sichern. Und: Ducati wird kein Thema sein, denn die Italiener dürfen nur vier Prototypen einsetzen – und diese sind für das Werksteam und Pramac vorgesehen.