Dovizioso: Ducati frisst im Rennen die Reifen
Andrea Dovizioso und Teamkollege Nicky Hayden (hi.)
«Wisst ihr, wo Crutchlow steckt?» fragt Andrea Dovizioso, während sich die Presseleute über sein Rennen informieren wollen. «Ich möchte ihm etwas erklären...»
Die gekreuzten Wege mit Crutchlow
Zwischen dem Italiener und dem Briten war nichts Schlimmes oder Unfaires vorgefallen. Aber Andrea ist jemand, der es nicht mag, dass ein Schatten zurückbleibt, wenn es möglich ist. «Für ziemlich viele Meter nach dem Start hat mein Vorderrad den Boden nicht berührt. Ich – hinter ihm – hatte einen guten Start, während er – vor mir – nicht so gut wie ich wegkam. Deshalb schmolz der Abstand, ich schloss zu ihm auf und unsere Linien kreuzten sich. Oder wir sind uns zumindest sehr nahe gekommen. Aber ich konnte wegen des Vorderrads nichts machen. Und als es wieder auf dem Boden ankam, bewegte sich das Motorrad wie immer nach rechts. Ein paar Runden danach war Cal wieder vor mir, also glaube ich, dass es kein grosses Problem war.»
War es auch nicht. Crutchlow fand es nicht einmal erwähnenswert. Er und Dovizioso erlebten an diesem Wochenende dieselbe Geschichte. Sie waren im Training und Qualifying schneller unterwegs als erwartet, konnten im Rennen aber nicht ebenso weit vorne landen. Das war, zumindest gemäss Andrea Dovizioso, aber zu erwarten.
Schlechter wäre besser gewesen?
«Es war schlecht, dass wir so gute Trainings hatten», sagte der Ducati-Fahrer. «Stell dir vor, dass sie nicht so gut gewesen wären. In diesem Fall wäre das Resultat des Rennens haargenau das gewesen, was wir erwartet hätten. Ich vermute, dass dies in der nahen Zukunft unser Schicksal sein wird: Gute Trainings, aber schwierigere Rennen.»
Eine Frage der Haftung
Warum gibt es diesen Unterschied? «Weil unsere Ducati sehr, sehr gut mit neuen Reifen funktioniert – das ist der Grund, warum wir über eine einzelne Runde so gut sind. Sogar ich kann es, und ich war nie überragend in den Qualifyings. Aber wir sind nicht fähig, mit den Reifen über längere Zeit gut umzugehen. Sie bauen mehr ab als bei anderen Motorrädern, und wir verlieren Positionen.»
Die Kurven sind das Problem
Gemäss Dovizioso müssen zwei Bereiche verbessert werden. Das Motorrad und sein Fahrstil. «Beim Motorrad ist das Hauptproblem das Verhalten in den Kurven. Beim Bremsen ist alles OK. Danach, wenn ich die Bremse loslasse und versuche, auf einer sauberen Linie einzubiegen, beginnt das Bike nahe beim Scheitelpunkt einen weiten Bogen zu fahren. Es ist nicht Untersteuern, es ist etwas anderes. Wir müssen runder fahren können. Wir verlieren Zeit und Meter. Wenn du das multiplizierst mit der Anzahl Kurven siehst du, dass eine Sekunde Rückstand pro Runde nicht so merkwürdig ist.»
Eine Gemeinsamkeit mit Honda und Yamaha
«Wir hatten ein vergleichbares Problem bei Honda und Yamaha (Andrea ist schon für beide Marken gefahren). Als Honda betroffen war, lag es an der Anpassung an die Bridgestone-Reifen. Das ist aber nicht das Problem bei Ducati. Aber der Weg, dieses Problem zu lösen, ist der gleiche. Es bracht sich ein bisschen Zeit, weil du dich mit sehr kleinen Änderungen vorwärts tasten musst.»
Ducati ist zu anstrengend
«Was den Fahrer angeht», fährt Andrea fort, «der Punkt ist der, dass ich zu sehr meine Muskeln brauche. Das Motorrad ist körperlich anspruchsvoll. Ich komme damit gut klar, wenn es um einzelne Runden geht. Aber ein solches Rennen ist für jeden zu viel. Also muss ich lernen, wie ich mit weniger physischer Anstrengungen fahren kann.»
Dovizioso lobt seinen Vorgänger bei Ducati
«Das war eine grossartige Leistung von Valentino. Am Anfang wirkte er merkwürdigerweise etwas unbeholfen. Dann hat er ein paar Fahrer überholt und flog davon. Ich konnte sein Tempo nicht halten.» Und Marc Márquez? «Gut. Sehr schnell, und er macht noch Fehler. Wenn er dazulernt, wird er sanfter fahren...»