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Stefan Bradl: «Habe nicht mit der Pole gerechnet»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl trickste im Qualifying zum US-GP in Laguna Seca alle Stars aus und sicherte sich die erste Pole-Position in der Königsklasse.

Das hat es in den 65 Jahren seit der Gründung der Motorrad-GP-Weltmeisterschaft im Jahr 1949 noch nie gegeben: Mit Stefan Bradl startet am Sonntag in Laguna Seca beim «Red Bull US GP» erstmals ein Deutscher in der Königsklasse von der Pole-Position.

Bei seinem 27. MotoGP-Einsatz hielt der 23-jährige Bayer alle Konkurrenten in Schach, nachdem er schon alle freien Trainings unter den ersten drei beendet hatte.

Grossartig: Bei der Pressekonferenz der Stars am Donnerstag hatten weder Rossi, noch Márquez, Hayden oder Crutchlow Bradl als Podestkandidat oder Sieganwärter erwähnt.

Stefan Bradl war nach dieser eindrucksvollen Vorstellung erleichtert und voller Emotionen, denn diese Bestzeit kam zur richtigen Zeit.

Die Honda Racing Corporation unternimmt nämlich alles, um Cal Crutchlow zu Honda zu lotsen. Bradls Platz bei LCR-Honda ist für 2014 noch nicht restlos gesichert.

Stefan war so gut aufgelegt, aufgekratzt und ausser sich, dass er im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com die eine oder andere nicht so ganz ernst gemeinte Bemerkung einstreute.

Stefan, du bist der erste Deutsche auf der Pole in der Königsklasse!

Und das ohne Boykott der Stars? Naja, Lorenzo und Pedrosa haben ja fast boykottiert... (Er lacht).

Márquez ist in der Corkscrew einmal ausgeritten, einmal ist er gestürzt. Hast du das mitbekommen?

Ich habe ihn im Kies gesehen, auf einmal habe ich Streckenposten laufen gesehen. Ich sah gelbe Flaggen und habe langsam getan. In der nächsten Runde komme ich vorbei, Fullspeed zu der Kurve hin, wo er gestürzt ist, plötzlich stehen zwei Streckenposten mitten auf der Strecke. Da dachte ich: Was ist jetzt los?

Dann hat es den einen noch hingehauen, weil er gestolpert ist, ich habe wieder eine Runde abbrechen müssen. Nachher habe ich noch zwei Runden gehabt, die darauffolgende war dann die Pole-Runde.

Du warst schon mit dem ersten Run schnell, er brachte dich auf Platz zwei hinter Márquez.

Ja, der erste Run war okay, aber ich habe gesehen, dass dies nicht reichen wird. Weil die Pace einfach noch schneller werden wird. Wir haben den Stopp gemacht, frische Reifen montiert, dann ist das Motorradl nicht gleich angesprungen. Das haben wir heute schon einmal gehabt.

Dadurch haben wir wieder eine halbe Minute verloren. Das Gute daran war aber, dass ich keinen Verkehr mehr hatte, ich hatte eine freie Strecke und habe echt drauflos fahren können.

Ich glaube, der letzte Sektor hat es rausgerissen, weil ich die letzte Kurve absolut perfekt erwischt habe. Da habe ich sehr viel Speed herausgeholt beim Beschleunigen. Besser kann man diese Kurve nicht fahren, glaube ich. Das war perfekt.

Die erste Reihe hast du dir ausgerechnet. Hast du auch mit der Pole-Position spekuliert?

Nein, weil ich gewusst habe, solche Kollegen wie Márquez, entweder wirft er sie weg – oder er fährt überragend auf Pole.

Ich habe gewusst, unser Potenzial reicht für die erste Reihe. Jetzt stehen drei Honda vorne. Es sieht so aus, als ob uns diese Strecke ein bisschen entgegen kommen würde. Nein, die Pole hätte ich nicht erwartet. Aber erste Reihe war schon das Ziel. Oder Pflicht.

Am Donnerstag bei der Pressekonferenz hat von den Stars keiner deinen Namen erwähnt, als es um die Favoriten für Laguna Seca ging.

Ja, mei, was soll ich dazu sagen? Wir Deutschen sind in der MotoGP in der Unterzahl. Wir müssen schauen, dass wir das über den Kampfgeist ausgleichen.

Was dürfen die Bradl-Fans am Sonntag erwarten? Willst du bedingungslos auf Sieg fahren? Oder in erster Linie den ersten Podestplatz sicherstellen?

Nein, das weiss ich nicht. Das werde ich mir heute abend im Bett überlegen. Aber wahrscheinlich werde ich mir eh nicht viele Gedanken drüber machen. Ich werde heute abends saufen gehen und die Pole geniessen. (Er lacht laut). Pfeif auf das Rennen morgen...

Na, im Ernst. Natürlich ist der Druck mit dem Podium extrem hoch. Das merk’ ich selber auch. Ich muss einfach schauen, dass ich morgen das Beste raushole.

Wenn es ein sechster, siebter Platz ist, ist es auch okay. (Er grinst schelmisch). Nein, Schmarrn, wir müssen abwarten, wie sich das Rennen entwickelt.

Dein Teamchef Lucio Cecchinello hat gerade zu mir gesagt, er will nicht nur 2014 weiter mit dir zusammenarbeiten, sondern in den nächsten zehn Jahren.

Ja, das sagt er heute. (Er lacht). Und morgen schaut es womöglich anders aus. Typisch Italiener...

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