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Valentino Rossi: Was sagt er zur Attacke von Márquez?

Von Günther Wiesinger
Valentino Rosi ärgerte sich einerseits über das grimmige Überholmanöver von Márquez in der Corkscrew. Aber es war auch Bewunderung zu spüren.

Das Überholmanöver von Marc Márquez in der Corkscrew sorgte noch Stunden nach dem Laguna-Seca-GP mit dem geschichtsträchtigen ersten Podestplatz von Stefan Bradl für Gesprächsstoff.

Valentino Rossi nahm seine diesmalige Opferrolle bravourös zur Kenntnis, schliesslich hat er diese Art des Überholens in der Corkscrew persönlich erfunden – 2008 beim unbarmherzigen Fight gegen Casey Stoner.

Der Australier war damals bei der Pressekonferenz ein Häufchen Elend. Deprimiert, konsterniert, sprachlos, Rossi hatte ihm den Schneid abgekauft und gezeigt, wer der Herr im Ring ist.

Valentino lachte herzlich, als er auf dieses mutige Manöver von Marc Márquez angesprochen wurde. «Ich habe versucht, die Bremse noch einmal loszulassen. Aber ich glaube, heute war nicht der richtige Tag, um gegen Marc zu fighten. Er war zu schnell für mich. Aber ich werde ihm das noch vor dem Saisonende heimzahlen. Ha, ha. Es wird sich noch eine Chance ergeben, wo ich mich besser wehren kann.»

Bisher galt Rossi als Zen-Meister der MotoGP, 106 GP-Siege und neun WM-Titel, erster GP-Sieg 1997 – diese Bilanz spricht Bände. Hat Valentino das Gefühl, seine Ära neige sich dem Ende zu, der neue Held der MotoGP sei gelandet?

Rossi: «Ich freue mich für Marc. Ich bin nicht der aktuelle Weltmeister. Er ist nicht der Fahrer, der mich besiegt und mir die Nummer 1 wegnimmt. Ich komme aus zwei sehr, sehr schlechten Jahren mit Duacti. Ich bin froh, dass ich jetzt wieder mithalten und mich rehabilitieren kann. Ich habe ein gewisses Alter. Ich habe eine Menge Rennen und Titel gewonnen. Für mich ist es einmalig, jetzt wieder dreimal hintereinander aufs Podest fahren mit der jungen Generation fighten zu können. Rennen nach Rennen wird mein Gefühl besser. Ich habe die Freude am Wettkampf wieder gefunden, ich kann in der WM und bei den einzelnen Rennen vernünftig abschneiden.»

Nach dem Rennen stiefelten zwar die Yamaha-Manager Lin Jarvis und Massimo Meregalli zur Race-Direction, um den Vorfall in der Corkscrew zu klären. Aber die Rennleitung sah keinen Grund für ein Einschreiten.

Rossi befürwortete diese Entscheidung. «2008 habe ich beim Fight gegen Stoner in der Corkscrew eines der besten Überholmanöver in der Geschichte des GP-Sports gemacht», stellte Valentino fest. «Ja, das kann man sagen. Im rennen hat Marc dieselbe Aktion gestartet. Wenn du so ein Manöver startest, musst du vielleicht etwas riskieren. Vielleicht ist so etwas nicht in perfekter Übereinstimmung mit dem Reglement... Aber diese Kurve ist sehr trickreich. In der Corkscrew siehst du nie die Kerbs nie genau, du hast die Streckenbegrenzung nicht im Blick. Es war eine korrekte Aktion.»

Rossi betonte auch, dass er ein ganze anderes Verhältnis zu Marc Márquez habe als zu Stoner, es ist fast liebevoll, väterlich, es ist geprägt von gegenseitiger Bewunderung. «Wir zwei haben einen ganz anderen Zugang zum Rennen, wenn wir gegeneinander kämpfen», betont Valentino. «Mit Stoner war das Verhältnis sehr unterkühlt. Das hat sich auf der Piste ausgewirkt. Mir gefällt, was Marc hier gemacht hat. Es war ein grossartiges Überholmanöver, daran gibt es nichts zu rütteln. Als ich nach dem Vorfall die Corkscrew runterflitzte, brauchte ich drei oder vier Kurven, um mich von diesem Schock zu erholen. Ich sagte mir: Fuck! Denn ich habe seinen Angriff innen erwartet. Er hat genau das Gegenteil gemacht. Er hat das mit Stil gemacht. Einerseits bin ich ein bisschen eingeschnappt, weil ich mich so austricksen habe lassen. Anderseits weiss ich, dass ich jetzt etwas gut habe bei ihm. Wenn ich einmal eine ähnlichen Angriff starte, darf er sich nicht beschweren.»

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