Stefan Bradl: «Druck von allen Seiten»
Nachdem LCR-Honda-Pilot Stefan Bradl bei seinem Heim-Grand-Prix auf dem Sachsenring erste Führungskilometer sammelte und am Ende nur knapp das Podest verfehlte, stieg der Erwartungsdruck für Laguna Seca ins Unermessliche. Die deutschen Fans, das LCR-Team und Bradls Förderer fieberten dem langersehnten Podestplatz entgegen. Nachdem Bradl in den ersten Rennen der Saison Stürze und fehlende Erfolge verkraften musste, schaffte er in Laguna Seca einen Befreiungsschlag und eroberte seine erste Poleposition sowie den ersten Podestplatz in der Königsklasse. Über den steigenden Druck vor Laguna Seca, seinen ersten Podestplatz und die Rolle von Vater Helmut Bradl sprach der Zahlinger im Interview mit «Bridgestonemotorsport.com».
Stefan, lastete vor Laguna Seca ein besonders großer Druck auf dir, nachdem du auf dem Sachsenring Führungsrunden sammeln konntest?
«Das Ergebnis des Grand Prix in Laguna Seca war sehr, sehr wichtig. Ich habe von allen Seiten wachsenden Druck verspürt. Vor allem in meinem Heimatland Deutschland waren die Erwartungen nach meinen Führungskilometern auf dem Sachsenring sehr hoch und eine Podestplatzierung wurde bereits seit Längerem erwartet. Doch ich habe auch von mir selbst erwartet, dass ich nun ein solches Ergebnis liefere. Nun bin ich sehr erleichtert, dass es letztendlich geklappt hat. Dieser zweite Rang ist für das Team sehr wichtig und für mich persönlich noch viel mehr. Auch für meine Zukunft ist dies von großer Bedeutung.»
Warum konntest du am Ende nicht siegen, obwohl du das Rennen in Laguna Seca lange Zeit angeführt hast?
«Ich muss zunächst sagen, dass ich mit meinem Rennen sehr zufrieden bin. Mein Start war gut und ich konnte von Anfang an schnelle Rundenzeiten vorlegen. Ich war in der Lage zu den Jungs hinter mir eine Lücke zu schaffen, Marc Márquez war die Ausnahme. Das war nicht einfach, da die Asphalttemperatur im Rennen viel höher war als in den Trainingssitzungen und im Qualifying. In den ersten Runden mit vollem Tank war ich oftmals am Limit. In der Schlussphase des Rennens hatte Marc einen Vorteil, da er mehr Kurvenspeed fahren konnte. Als der Grip des Hinterreifens immer mehr nachließ, war meine Maschine nicht mehr in Balance und ich konnte meinen Kurvenspeed nicht halten. Trotzdem bin ich zufrieden und sehr stolz auf meinen ersten Podestplatz in der MotoGP-Klasse.»
Dein Vater Helmut begleitete dich nach Laguna Seca. Hatte er einen positiven Einfluss auf deine Leistung?
«Es hätte nicht schöner sein können. Für mich war es fantastisch, dass er in Laguna Seca vor Ort war und meine erste Poleposition sowie das erste MotoGP-Podium mitverfolgte. Es war sehr wichtig, dass mein Vater hier war. Ich denke, er sieht das genauso. Es ist ein gutes Gefühl, dass an diesem Wochenende alles ineinandergriff. Wir hätten es nicht besser planen können.»
Dein Vater bestritt in den späten 80ern und frühen 90ern selbst Rennen in Laguna Seca. Gab er dir wertvolle Ratschläge?
«Am Donnerstag gingen wir gemeinsam um die Strecke und er kommentierte jede Kurve, doch meistens beklagte er sich. Die meiste Zeit hörte ich nur, wie langsam er an manchen Stellen war und dass er in einigen Kurven nie eine schnelle Linie fand. Er war also keine große Hilfe, aber ich freute mich sehr über seine Anwesenheit an diesem Wochenende und werde unseren Streckenrundgang nie vergessen.»
Laguna Seca schloss die erste Saisonhälfte ab. Wie beurteilst du deine bisherige Leistung?
«Wir hatten viele Höhen und Tiefen. Im Moment bin ich natürlich überglücklich mit einem Podestplatz in die Sommerpause zu gehen, denn dieser ist der bisherige Höhepunkt meiner Karriere in der MotoGP-Klasse. Andererseits hatten wir am Anfang der Saison massive Probleme. Die Stürze raubten mir viel Selbstvertrauen und es hat lange gedauert, es wiederzuerlangen. Seit einigen Rennen arbeiten wir wieder in die richtige Richtung und wir werden alles tun, um diesen Level bis zum Ende der Saison zu halten oder uns sogar noch zu steigern.»
Wie sehen deine Pläne bis zum nächsten Rennwochenende in Indianapolis Mitte August aus?
«Ich habe mir die Sommerpause redlich verdient. In den sieben Wochen bis Laguna Seca saß ich 37 Tage auf meinem Bike. Juni und Juli sind in jedem Jahr sehr stressig, aber diesmal war es durch die PR-Termine und den Test in Argentinien noch anstrengender. Diese Vorbereitungen auf dem Grand Prix im nächsten Jahr fielen genau zwischen Assen und meinen Heim-GP auf dem Sachsenring. Das war sehr ungünstig für mich. Obwohl ich nun ziemlich erschöpft bin, haben wir diese hektische Zeit gut gemeistert. Nun werde ich mich zuhause entspannen. Ich arbeite an meiner Fitness, bevor ich Urlaub in den USA mache und dann nach Indianapolis reise.»