Cal Crutchlow: «Am Vormittag bin ich zornig geworden»
Cal Crutchlow (27) gelang die zweite Pole-Position nach Assen, und er machte kein Hehl daraus, dass die die Brünn-Bestzeit höher bewertet. «Denn in Assen war Jorge Lorenzo im Qualifying nach seinem Schlüsselbeinbruch nicht dabei.»
Cal, du wolltest unbedingt in diesem Jahr noch eine zweite Pole-Position erreichen?
Ja, und wir sind ein bisschen überrascht. Denn wir waren in den freien Trainings oft weit weg von Platz 1. Am Freitagabend waren wir an sechster Stelle – 0,6 Sekunden hinter der Bestzeit. Wir waren jedenfalls nicht konstant unter den ersten drei oder vier, aber wir haben das Motorrad dauernd kräftig umgebaut.
Diese Pole gibt uns ein süsses Gefühl. Denn wir haben für diese Quali-Session eine Idee für das Set-up gehabt, von der ich dachte, es lohnt sich, das zu probieren. Es lief dann deutlich besser. Deshalb bin ich happy.
Das ist meine erste wahre Pole. Alle sind hier, alle sind halbwegs fit. Obwohl ein Motorradrennfahrer nie richtig gesund ist...
Brünn scheint eine Strecke nach deinem Geschmack zu sein. Du bist hier immer noch Inhaber des Supersport-Rundenrekords.
Ja, es ist seltsam. Denn eigentlich passt mein Fahrstil nicht besonders gut zu langgezogenen Kurven. Der Yamaha, ja, der tun diese Kurven gut. Aber ich bin hier schon mit der Supersport-Maschine und mit dem Superbike immer gut zurecht gekommen.
Es sieht so aus, als könnte ich hier regelmässig gute Zeiten zustande bringen und gute Rennresultat. Hoffentlich auch morgen. Ich werde alles geben.
Es droht zwar Regen. Aber ich hoffe, er verschont uns.
Es wird ohnedies sehr viele Fahrer geben, die hier für das Podest in Frage kommen.
Du hast hier letztes Jahr deinen ersten MotoGP-Podestplatz geschafft – mit Rang 3.
Ja, das war ein langes, einsames Rennen. Hoffentlich erlebe ich morgen zur Abwechslung ein paar Gefechte. Dann vergeht die Zeit rascher.
Ich war mit dem neuen Tank und mit der neuen Sitzbank in Indy in den ersten fünf Runden deutlich schneller als bisher. Das wäre auch morgen sehr, sehr nützlich. Fast rennentscheidend.
Du bist Samstagfrüh im dritten freien Training Bestzeit gefahren. Du warst zeitweise 0,7 Sekunden schneller als alle andern. Was ist da vorgefallen?
Ich bin zornig geworden... Nein, ich bin einen 10-Runden-Run gefahren und habe keine anständige Zeit erreicht. Also bin ich für eine Runde langsam gefahren, nachher habe ich wieder aufgedreht. Das Motorrad fühlte sich vorher nie wirklich gut an, ich fiel immer weiter zurück.
Also habe ich mich mal richtig ins Zeug gelegt. Das war beachtlich, denn dieser Hinterreifen hatte bereits 16 Runden hinter sich.
Das hat uns viel Mut für Q2 gegeben. Denn wir wussten: Unser Motorrad funktioniert über eine schnelle Runde sehr gut.
Meine Zeit in FP3 hat einige Kollegen nachdenklich gemacht, ja. Alle meinten, ich hätte extra einen neuen Reifen montiert.
Du hast nach dem Q2 gesagt, Yamaha-Rennchef Lin Jarvis habe das Geld für den Test von Rossi und Lorenzo vor zwei Wochen zum Fenster rausgeschmissen?
Ja, denn ich war nicht beim Test und bin schneller... Aber die beiden haben grossteils das neue Getriebe getestet. Und da es damals 35 Grad heiss war, konnten sie das erarbeitete Set-up hier nicht nützen.