LCR-Crew-Chief Bourguignon: «Keine Spritsorgen»
Von 4. bis 6. Februar findet der erste der drei MotoGP-Wintertests in Sepang/Malaysia statt. Die LCR-Honda-Mannschaft war letzte Woche bis Freitag bei HRC in Japan, um die beiden RC213V- Rennmaschinen für Stefan Bradl zusammenzubauen und startklar zu machen.
SPEEDWEEK.com hat Bradls belgischen Crew-Chief Christophe «Beefy» Bourguignon gefragt, wie das Testprogramm aussieht und ob wegen der 20-Liter-Regel Probleme zu erwarten sind. «Es wird knapp, aber wir rechnen nicht mit einem grossen Drama», meint der Belgier.
Beefy, wie sieht das Testprogramm für die drei Tage in Sepang aus?
Zuerst wird Stefan mit beiden Motorrädern einen Funktionstest absolvieren. Wir werden schauen, ob alles korrekt funktioniert und ob sich beide Motorräder gleich anfühlen. Das machen wir immer, wenn wir neue Motorräder gebaut haben.
Dann werden wir uns um die Elektronik kümmern und checken, wie es mit dem Spritverbrauch aussieht.
Ausserdem haben wir jetzt die Elektronik-Hardware von Magneti Marelli. Da werden wir prüfen, ob es seit dem Valencia-Test Verbesserungen gibt.
Wird es spürbare Unterschiede zur Honda-Hardware von 2013 geben?
Momentan gehen wir davon aus, dass die Performance sehr ähnlich sein wird. Bis zum ersten Rennen sollten keine Unterschiede mehr bestehen.
Ist in den Rennen manchmal mit Problemen zu rechnen, weil die 20 Liter knapp werden? Die Hersteller müssen gegenüber 2013 rund fünf Prozent Sprit einsparen. Man könnte ja einfach alles so programmieren, dass die Maschine in der Auslaufrunde stehen bleibt?
Ja, ja, sicher. Aber HRC will auf Nummer Sicher gehen. Sie wollen eine klare Sicherheitsreserve haben, was den Verbrauch betrifft.
Mit den 21 Litern waren wir 2013 auf allen Pisten im grünen Bereich.
Für 2014 wurde an den Motoren gearbeitet und an der Software. Es wird knapp mit dem Verbrauch, denke ich. Aber wir rechnen nicht mit einem grossen Drama.
Hat das LCR-Team die Power im Rennen 2013 manchmal reduzieren müssen im Vergleich zum Qualifying?
Wir haben uns immer in einem Fenster bewegt, in dem keine Auswirkungen auf die Leistungsentfaltung und die Power zu spüren waren.
Manchmal konnten wir im Quali den Full-Modus verwenden, nur für den Fall, dass der Fahrer eine Menge Power abrufen will. Er hatte dann die maximale Power zur Verfügung.
Aber der Hinterreifen kann diese Leistung ohnedies nie verkraften. Wir lagen im Rennen sehr, sehr nahe am Set-up vom Qualifying.
Was ist die schlimmste Piste für den Verbrauch? Motegi?
Valencia gehört auf jeden Fall zu den schlimmen, weil die Piste kurz ist und wir dort 30 Runden fahren. Bei einer Länge von 4005 Metern ergibt das eine Renndistanz von 120,15 km.
Aber wie gesagt: Wir sollten mit dem Sprit keine ernsthaften Probleme haben. Stefan ist zwar von den vier Honda-Piloten der Fahrer mit dem höchsten Verbrauch. Aber er hat 2013 bereits grosse Fortschritte bei der Handhabung des Gasgriffs gemacht. Doch er verlangt über den Gasgriff oft mehr Power, als der Hinterreifen auf die Fahrbahn bringen kann.
Er hat seinen Verbrauch mit Hilfe des Fahrstils bereits verringert. Und wir werden auch bei den Tests weiter darauf achten.
Wie bringt man einem Rennfahrer das Spritsparen bei?
Wenn das Hinterrad durchzudrehen beginnt, ist der Reflex des Fahrers, den Gasgriff weiter voll aufgedreht zu halten, weil die Traction-Control den Wheelspin ohnedies elektronisch stoppt. Aber der Fahrer kann die Gasgriffposition adjustieren und das Gas nur so weit aufdrehen, dass der Wheelspin geringer ist, bevor die Traction-Control eingreift. Der Fahrer sollte mit dem Gasgriff noch etwas sanfter umgehen. Wenn er voll aufdreht, wird der Verbrauch höher...
Wie viel Unterschied zwischen dem besten Honda-Fahrer und Stefan macht der Verbrauch im Rennen aus? Einen Liter?
Weniger. Wir reden da über die Renndistanz von maximal 1 bis 2 Prozent, also von 200 oder 300 ccm.
Im Rennen kann es auch hilfreich sein, einen Windschatten zu nützen. Dann geht der Verbrauch sofort deutlich runter. Nicht nur wegen der Aerodynamik, sondern auch, weil du viel sanfter mit dem Gas umgehst, wenn du einen Vordermann verfolgst.
Ducati will die Einheits-ECU in Sepang testen und womöglich das Werksteam 2014 im Open-Format fahren lassen. Ein Armutszeugnis? Oder eine weitblickende Aktion, weil irgendwann alle Werke mit der Magneti-Marelli-ECU fahren müssen?
Ich denke, Ducati hat mehr Probleme, den Verbrauch um 5 Prozent zu senken als Honda und Yamaha. Ich schätze, sie haben die höchste Drehzahl von allen Herstellern und dadurch vielleicht den höchsten Verbrauch. Wenn sie Sprit sparen müssen, verändert sich vielleicht die gesamte Motorcharakteristik. Vielleicht ist der Ducati-Motor nicht mehr so konkurrenzfähig, wenn sie das Gemisch abmagern müssen.
So sehen die MotoGP-Teams für 2014 aus:
Nr. | Fahrer (Nation) | Team | Motorrad |
4 | Andrea Dovizioso (I) | Ducati Team | Ducati * |
5 | Colin Edwards (USA) | NGM Mobile Forward | FTR-Yamaha |
6 | Stefan Bradl (D) | LCR Honda | Honda * |
7 | Hiroshi Aoyama (J) | Power Electronics Aspar | Honda |
8 | Héctor Barbera (E) | Avintia Blusens | Kawasaki |
9 | Danilo Petrucci (I) | Iodaracing Project | ART-Aprilia |
12 | Leon Camier (GB) | Iodaracing Project | ART-Aprilia |
17 | Karel Abraham (CZ) | Cardion Ab Motoracing | Honda |
19 | Alvaro Bautista (E) | Go & Fun Honda Gresini | Honda * |
23 | Broc Parkes (AUS) | Paul Bird Motorsport | PBM-Aprilia |
26 | Dani Pedrosa (E) | Repsol Honda Team | Honda * |
29 | Andrea Iannone (I) | Pramac Racing | Ducati * |
35 | Cal Crutchlow (GB) | Ducati Team | Ducati * |
38 | Bradley Smith (GB) | Monster Yamaha Tech 3 | Yamaha * |
40 | Pol Espargaró (E) | Monster Yamaha Tech 3 | Yamaha * |
41 | Aleix Espargaró (E) | NGM Mobile Forward | FTR-Yamaha |
45 | Scott Redding (GB) | Go & Fun Honda Gresini | Honda |
46 | Valentino Rossi (I) | Yamaha Factory Racing | Yamaha * |
63 | Mike di Meglio (F) | Avintia Blusens | Kawasaki |
68 | Yonny Hernandez (CO) | Pramac Racing | Ducati |
69 | Nicky Hayden (USA) | Power Electronics Aspar | Honda |
70 | Michael Laverty (GB) | Paul Bird Motorsport | PBM-Aprilia |
93 | Marc Márquez (E) | Repsol Honda Team | Honda * |
99 | Jorge Lorenzo (E) | Yamaha Factory Racing | Yamaha * |
* Prototypen mit 20 Liter Sprit im Rennen |