Aleix Espargaró (1.): Vom Underdog zum Champion?
Aleix Espargaró im ersten Training
Er fährt für ein Butterbrot. Er hat keinen Helmsponsor. Und er musste sich für 300.000 Euro aus seinem Vertrag bei Jorge «Aspar» Martinez rauskaufen, um in der Königsklasse endlich ein konkurrenzfähiges Motorrad fahren zu können.
Aber mit einer Bestzeit von 1:55,201 min demütigte Aleix Espargaró im ersten MotoGP-Training auf dem Losail Circuit in Doha/Katar alle wesentlich stärker eingeschätzten Gegner.
Klar, der 24-jährige Yamaha-Pilot aus dem Team NGM Forward Racing hat hier vor zwei Wochen getestet, Klar, der bisher jahrelang unterschätzte Spanier hat weichere Reifen als die Factory-Teams (mit Ausnahme von Ducati). Und klar, die letztjährige M1-Yamaha ist ein konkurrenzfähiges Motorrad, auch wenn ihr das viel gerühmte Seamless-Getriebe fehlt.
Aber: Diese Zeit muss man auf dieser 5300 Meter langen Piste mitten in der Wüste erst einmal zustandebringen. Zur Erinnerung: Teamkollege Colin Edwards war 1,4 sec langsamer.
Und: Den Kollegen hätte in der Finsternis von Doha schon vor zwei Wochen ein Licht aufgehen können. Denn beim Test fuhr Aleix damals am Samstag nur die harten Reifen, trotzdem schaffte er damit 1:55,386 min!
«Das ist ein grossartiger Start in die Rennsaison», stellte Aleix Espargaró in Doha fest. «Es ist ein gutes Gefühl, ganz an der Spitze der Zeitenliste zu stehen. Wir wissen, dass wir gegenüber den Werkspiloten den Vorteil des Drei-Tage-Tests hier hatten. So konnten wir das erste Training mit einem guten Set-up beginnen. Trotzdem bin ich happy, denn ich war mit dem harten und mit dem weichen Hinterreifen schnell und konkurrenzfähig.»
«Ich weiss, wir können uns am Freitag noch verbessern. Deshalb bin ich gespannt, wie sehr sich die Gegner steigern können. Das ist ein aufregender Saisonauftakt. Am Wichtigsten ist, dass wir weiter konsequent arbeiten und fokussiert bleiben. Es ist erst ein freies Training vorbei... Mein Ziel ist es, hier am Sonntag um einen Podestplatz zu fighten.»
Zur Erinnerung: Aleix Espargaró hat bei seinen bisherigen 142 GP-Einsätzen erst einen Podestplatz errungen, das war 2011 Platz 3 in der Moto2-Klasse in Barcelona, auf einer Kalex des Pons-Teams hinter Stefan Bradl und Marc Márquez.
Im Herbst wurde Aleix belächelt, als er darüber nachdachte, seinen Aspar-Ausstieg mit der vertraglich vereinbarten Summe von 600.000 Euro zu besiegeln.
Aber nach zwei Triumphen in der Claiming-Rule-Wertung auf Aprilia gewährte «Aspar» grosszügig 50 Prozent Rabatt. Davon bezahlte Forward-Chef Giovanni Cuzari 200.000 Euro und Aleix opferte seine 100.000-Euro-Prämie für den CRT-Titelgewinn.
Und frei war der Weg zu einer MotoGP-Saison, die sehr ruhmreich verlaufen könnte. Titelgewinn nicht ausgeschlossen.