Aprilia: Warum haben sie die Ducati-Vorteile nicht?
Rechtzeitig zum letzten freien Training traf letzten Freitag auch Romano Albesiano, der neue Renndirektor und Nachfolger von Gigi Dall’Igna bei Aprilia Reparto Corse, im Paddock des Losail International Circuit ein.
Der Techniker ist für das Motorrad von Danilo Petrucci im Team Iodaracing zuständig. Seine Aufgabe ist es, das Team mit der RSV-4, Version ART, vertraut zu machen. Ein Motorrad, das mit Aleix Espargaró letztes Jahr einige Prototypen in Verlegenheit gebracht hat. Highlight: Platz 5 auf dem Sachsenring.
Aprilia hilft dem Team also offiziell durch ihre Techniker. Dazu gehören auch Nicola Bliato, zuständig für die Elektronik und Oscar Bolzonella, der für die Federelemente (Suspension) verantwortlich ist.
«Das Problem, mit dem wir uns auseinander setzen müssen, ist die Angleichung an die Einheits-Software von Dorna», erklärte Albesiano. «Aprilia hat bislang in der MotoGP immer hauseigene Elektronik-Komponenten verwendet, deshalb sind die Sachen von Magneti Marelli für uns eine andere Welt. Aus diesem Grund werden wir von 31. März bis 2. April in Jerez testen und versuchen, diese verlorene Zeit wieder aufzuholen.»
Albesiano ist unzufrieden darüber, wie es mit dem MotoGP-Reglement gelaufen ist. Die kurz vor Saisonbeginn gemachten Änderungen («Lex Ducati») haben für Verwirrung gesorgt.
«Wenn wir das gewusst hätten, wären auch wir in diesem Jahr im Factory-Status angetreten. So hätten wir weiter unsere bewährte Elektronik verwenden können, abgesehen von den anderen Vorteilen, die die Open Class bietet.»
Und die Erzrivale Ducati alle genüsslich ausnützt?
«Genau, richtig», sagt Albesiano. «Die Änderungen im Reglement sind ja nicht eigens gemacht worden, um uns bei Aprilia zu schaden, aber genau das ist jetzt das Resultat. Wir haben Geld ausgegeben, um uns anzupassen und stellen fest, dass die Resultate dabei schlechter geworden sind.»
«Wenn das Reglement bestehen bleibt, könnten wir uns für nächste Saison auch als Factory-Team einschreiben lassen. Ideal wäre es gewesen, wenn es bereits dieses Jahr passiert wäre. Unser Programm, das eine Rückkehr in die MotoGP für 2016 anpeilt, läuft jedenfalls weiter. Die nächsten Schritte in der Entwicklung sind ein Zylinderkopf mit pneumatischen Ventilen und ein Seamless-Getriebe», bestätigte der neue Aprilia-Renndirektor.
Irgendwie scheint Aprilia etwas verschlafen zu haben. Denn Gigi Dall'Igna liess bei Aprilia vor seinem Weggang zu Ducati immer anklingen, dass er sich wahrscheinlich als Factory-Team einschreiben werde, um die eigene ECU-Software benützen zu können. Und Ducati hat jetzt sogar alle Open-Class-Vorteile erhalten – und darf trotzdem die eigene ECU nehmen, weil das Werk 2013 keinen MotoGP-WM-Lauf gewonnen hat.
Auch Aprilia hat im Vorjahr keinen WM-Lauf gewonnen. Aber diese «Lex Ducati» wurde erst nach der Anmeldefrist (28. Februar) ausgeschnapst. Und Albesiano konnte nicht ahnen, dass man schliesslich auch als siegloses Factory-Team zwölf statt fünf Motoren, 24 statt 20 Liter und die weichen Hinterreifen kriegen würde.
Petrucci: «Ich lebe wie ein Athlet»
Danilo Petrucci, zugleich auch Aprilia-Testfahrer, hat sich in Form gezeigt, auch wenn er wegen der Probleme im Team im Winter nicht getestet hat. Für den kräftigen Italiener (er wurde in Katar 14.) wären zusätzliche Tests eine ideale Abmagerungskur.
«Ich bin gross und muskulös. So ist es eben», sagt der angesprochene Petrucci. «Ich lebe aber wie ein Athlet. Ich habe fünf Kilogramm verloren und habe momentan 78 mit einen Fettanteil von nur neun Prozent. Darunter kann ich gar nicht gehen.»
Petrucci hat wie auch Simone Corsi und Michele Pirro in der Sportgruppe «Fiamme Oro», einen Job in der Sportlergruppe der Bundespolizei (Polizia di stato). Die gibt es seit 1954 und ist dem Innenministerium unterstellt. Sie unterstützt Sportler aus 39 Sportarten.
Petrucci: «Loris Capirossi war auch einmal dabei und hat das Logo der Fiamme Oro auf seinem Helm gezeigt, so wie ich das auch mache. Ich habe die Grundschule der Polizei besucht. Inklusive der Ausbildung mit Schusswaffen. Ich könnte, wie auch meine Kollegen, nach der Karriere als Rennfahrer, wenn sie nicht zu lange dauern sollte zur Polizei gehen.»