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Stefan Bradl: «Ich will jetzt keine Operation»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl hat wenig Lust, sich mitten in der Saison zum ersten Mal nach 2012 am rechten Unterarm operieren zu lassen. Zuerst wird eine Ultraschall-Untersuchung gemacht.

Um 16.30 Uhr traf sich LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello im Jerez-Paddock am Sonntagnachmittag im Motorhome von Stefan Bradl mit dem Jerez-GP-Zehnten und Papa Helmut, um das weitere Vorgehen wegen des «arm pump» im rechten Unterarm zu besprechen.

Dieses Symptom war (wegen der Überbeanspruchung) in der Saison 2012 bei vier oder fünf Rennen in unterschiedlich starker Form aufgetreten.

«Ich habe mich damals bei Dr. Mir in Spanien operieren lassen», sagte Stefan Bradl jetzt. «Aber das habe ich damals in erster Linie getan, weil ich dem Team eine Freude machen wollte. Jetzt möchte ich versuchen, den Check in Deutschland machen zu lassen. Den Termin bei Dr. Mir am Dienstag in Barcelona werde ich nicht wahrnehmen.»

Bradl fliegt nach dem Montag-Test von Jerez am Dienstag mit Vueling von Malaga um 6.30 Uhr heim nach München.
Dann wird der rechte Unterarm untersucht.

«Ich habe gleich nach dem Rennen den Dr. Wolfgang Streifinger in Augsburg angerufen», erzählte Stefan Bradl. «Der hat mir damals am Fuss nach dem Arbeitsunfall schon das Metall rausgemacht. Er wird auch die Stifte aus dem rechten Fussknöchel entfernen, die ich seit dem Malaysia-Crash im Oktober 2013 rumschleppe.»

Als zuletzt der Knöchel wieder geröngt wurde, kamen Bradl und Dr. Streifinger auch auf den Ende November 2012 bei Dr. Mir in Barcelona operierten rechten Unterarm zu sprechen, der heute in Jerez wieder Probleme verursacht hat.

«Er hat mich gefragt, warum ich das in Spanien operieren habe lassen», erzählt Stefan. «Er kannte die Probleme genau, er weiss, dass es sich um ein ‹compartment syndrome› handelt. Dr. Streifinger hat gefragt: Warum bist du damit nicht zu mir gekommen.»

«Vielleicht liegt es wirklich nur an den Handschuhen, die vielleicht eine Nummer zu eng sind», gab Papa Helmut Bradl zu bedenken. «Wenn sich der Stefan anstrengt, werden die Finger und die Unterarme dicker. Wenn dann die Handschuhe zu eng sind, stimmt die Blutzirkulation nimmer.»

Stefan Bradl wurde sich gleich darauf im Paddock mit seinem Motorhome-Nachbarn Nicky Hayden einig. «Er leiht mir für den Montag-Test hier Dainese-Handschuhe, die eine Nummer grösser sind», schilderte Stefan. «Bis Le Mans wird mir Dainese neue machen, die etwas grösser sind.»

«Man hört, dass diese arm-pump-Probleme im Unterarm auch bei anderen Fahrern nach Operationen irgendwann wiederkehren», weiss Stefan. «Ich muss schauen, dass die Situation besser wird. Dr. Streifinger wird mich nach meiner Heimkehr am Dienstag so bald wie möglich untersuchen. Wir müssen schauen, dass es in Le Mans nicht mehr auftritt.»

Operation im November 2012 bei Dr. Mir

2012 hatte Bradl diese arm-pump-Symptome ein bisschen in Katar gespürt, dann in Estoril, auf dem Sachsenring, auf Phillip Island und in Motegi. Ende November 2012 hat er sich dann in der Clinica Dexeus vom Dr. Xavier Mir in Barcelona operieren lassen.

«Seither hatte ich keine Beschwerden mehr. Nicht in der Saison 2013 und nicht bei den ersten drei Grand Prix 2014», bemerkte Stefan.

Gehört Jerez zu den Strecken, die das «arm pump» besonders herausfordern? Stefan Bradl bejaht diese Frage. «Gut, Le Mans ist vom Bremsen her auch nicht so ohne. Aber du hast dazwischen nicht so viele Richtungswechsel dabei. Den genauen Grund kenne ich eigentlich nicht, der diese Probleme streckenspezifisch auslöst... Die Hitze spielt dabei keine Rolle. Phillip Island 2012 war kühl, trotzdem ist es aufgetreten.»

Bradl liess seine Hand am Sonntagabend bei Dainese neu abmessen. Vielleicht hat er an den Unterarmen durch das Motocross-Fahren und das verstärkte Training an Muskelmasse zugelegt, deshalb sind womöglich die Handschuhe eine Spur zu eng geworden.

Es ist aber auch vorstellbar, dass er die Muskulatur vor dem Rennen nicht ausreichend aufgewärmt hat, weil seit eineinhalb Jahren nie Beschwerden auftraten. Die Nervenanspannung vor dem Rennen kommt auch dazu.

«Dr. Mir hat mir versichert, dass zu 95 Prozent keine zweite Operation nötig sein wird», stellte Lucio Cecchinello fest. «Wir brauchen jetzt eine Ultraschall-Untersuchung in Deutschland. Dann werden wir mit einem Physiotherapeuten reden, welche leichten Übungen zum Aufwärmen sinnvoll sind. Vielleicht genügt zum Beispiel das Drücken von Tennisbällen.»

Dr. Mir erzählte in der LCR-Box, auch Dani Pedrosa habe ihn nach dem Argentinien-GP angerufen und von Unterarm-Beschwerden berichtet. Dr. Mir: «Ich habe Dani vor zwölf Jahren am rechten Unterarm operiert. Ich werde ihn demnächst untersuchen und dann festlegen, welche Behandlung nötig ist.»

Andere Spanier wie Toni Elias schwören beim «arm pump»-Problem auf Dr. Villamor aus Madrid.

Lucio Cecchinello hat sich allerdings auch über das «worst case»-Szenario erkundigt. «Dr. Mir hat mir erzählt, dass Marco Melandri drei Tage nach der Unterarm-OP wieder ein GP-Training absolviert hat, Andrea Iannone nach acht Tagen», berichtete Lucio.

Stefan Bradl hat momentan allerdings nicht die geringste Lust auf einen zweiten Unterarm-Eingriff. «Ich will eine Operation vermeiden. Die Schmerzen sind auch viel geringer als 2012. Damals habe ich nach dem Japan-GP 24 Stunden Schmerzen gespürt. Jetzt hat es nach zwei Stunden nur noch leicht gekribbelt. Ich glaube auch, dass es bei den nächsten Strecken keine ähnlich starke Belastung geben wird wie in Jerez. Es wird erst in Motegi wieder brenzlig. Wenn ich eine OP machen lasse, dann im Winter.»

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