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Die MotoGP und das Reifchen wechsle dich

Kolumne von Michael Scott
Gibt es jemanden, der gerne über mehrere Jahre eine Menge Geld ausgeben würde, um im Gegenzug von den Fahrern mit harscher Kritik überschüttet zu werden?

Die Reifenfirmen müssen sich nun nur noch bewerben. Was man tun muss, um diesen großartigen Racing-Preis zu gewinnen? Eine große Anzahl an hochspezialisierten Reifen herstellen, die zum größten Teil nur für wenige Kilometer, oder manche auch gar nicht, eingesetzt werden.

Bridgestones unerwartete Entscheidung, die MotoGP-Klasse nach dem Ende der nächsten Saison nach sieben Jahren nicht mehr mit Einheitsreifen zu beliefern, ist die Folge daraus. Der Vorteil ist natürlich, dass deine Reifen in jedem Rennen siegen, was die Möglichkeit zur fortwährenden Prahlerei gibt. Obwohl die japanische Firma dafür im Fahrerlager Hohn erntete, feierte sie den 200. Bridgestone-Sieg. Wobei sie ja niemanden besiegt hatten.

Im Rennsport ist es eine Tatsache, dass die Reifen verantwortlich gemacht werden; und das nicht nur für Stürze, sondern auch für schlechte Leistungen von Fahrern, fragwürdige Dämpfungs- und Bremseinstellungen sowie minderwertige Chassis. Schuld sind die Reifen.

Bikes und Fahrer gewinnen Rennen, Reifen verlieren sie

Es gibt einen Weg, diesen Trend umzukehren. Aufhören. Als Bridgestone die Entscheidung über den Ausstieg vor dem Spanien-GP mitteilte, machte sich der Wechsel der Gezeiten bemerkbar. Fahrer und Techniker erklärten ihren zuvor gut kaschierten Respekt und bemühten sich sogar um Bridgestone. Sie hatten auf die Fahrer gehört und sie hatten bei Haltbarkeit und Sicherheit große Fortschritte erzielt. Wer auch immer ihren Platz übernehmen wird, auf den kommt extrem harte Arbeit zu, um dem auch nur nahe zu kommen.

Viele sagen die Rückkehr der häufigen Highsider und einen Anstieg der Arbeit für die Clinica Mobile voraus. Ein Honda-Mitarbeiter äußerte die düstere Vorahnung, dass die Hersteller nun wohl mindestens sieben verschiedene Chassis bauen und ausgedehnt testen müssen, um herauszufinden, welches funktioniert.

Für die Rolle des neuen Einheitsreifenlieferanten gibt es nicht viele Kandidaten. Dunlop ist eine Möglichkeit, Pirelli eher weniger, denn der Favorit ist Michelin. Die französischen Reifen dominierten früher. Michelin lehnte es jedoch ab, als vor sieben Jahren die Einheitsreifen ein Thema wurden, eine Rennserie ohne Konkurrenz auszustatten.

Michelin: Arroganz und Ignoranz

Die Einheitsreifen waren zum Teil die Folge einiger Fehler von Michelin, die in ihrer immer größeren Arroganz den beständigen Fortschritt der japanischen Newcomer ignorierten.

Nachdem sich Dunlop verabschiedet hatte, siegte die französische Firma nicht nur in jedem Rennen, sondern sie entschieden, wer gewinnen würde. Sie waren in der Lage, maßgeschneiderte Reifen für die aktuellen Bedingungen bei einem Rennwochenende herzustellen. Sie mischten sie am Samstag zusammen und transportierten sie über Nacht zur Rennstrecke, wo sie Rossi erhielt. Diese Tatsache verärgerte Casey Stoner und machte seinen Titelgewinn 2007 auf Bridgestone-Reifen noch süßer.

Bridgestone brauchte vier Jahre, um konkurrenzfähig zu werden, während Michelin schwerwiegende Fehler machte. 2007 überstanden die Reifen in der Hitze von Laguna Seca das Rennen kaum. Im folgenden Jahr hatte Michelin in Laguna Seca erneut Probleme, nachdem sie sich weigerten, an einem Reifentest vor dem Rennwochenende teilzunehmen.

Zu dieser Zeit lag die französische Firma bereits einen Schritt zurück und ein Fahrer nach dem anderen forderte den Wechsel zu Bridgestone, die sich stetig verbesserten. Rossi war der Erste, dann folgte Pedrosa, ziemlich aufsehenerregend Mitten in der Saison.

Die Reifenhersteller mussten zu dieser Zeit mit Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta Verstecken spielen, da dieser anstrebte, die ausufernden Kosten unter Kontrolle zu bringen. Einige Jahre lang waren Versuche, die Reifenzahl und die Tests zu begrenzen, gescheitert. Als der Kampf zwischen Bridgestone und Michelin zu eskalieren drohte, zog Carmelo Konsequenzen. Ab 2009 sollte die MotoGP-Klasse nun mit Einheitsreifen ausgestattet werden. Michelin zog sich zurück, Bridgestone akzeptierte das Angebot widerwillig.

Auch Bridgestone hat Fehler gemacht. 2012 gab es besonders heimtückische Reifen, die sich nur schwer auf Temperatur bringen ließen. Auf den Out-laps und den ersten fliegenden Runden gab es sehr viele Highsider. Opfer waren auch die großen Namen. Das Problem wurde behoben, aber die Beschwerden, wie lange dies dauerte, kamen immer wieder.

Im letzten Jahr ereignete sich auf Philip Island ein Debakel, als die Rennen auf dem neuen rauen Asphalt nicht nur verkürzt werden mussten, sondern auch Maschinen-Wechsel notwendig waren, um das Rennen mit neuen Reifen fortzusetzen.

Trotzdem waren die Fortschritte beeindruckend, denn die Reifen erfüllen alle Anforderungen. Sie erreichen schnell die nötige Temperatur, bieten guten Grip und halten sehr lang. Oft sind die letzten Runden die schnellsten und zahlreiche Rundenrekorde werden gebrochen. Doch es gibt noch immer Strecken, auf denen die 2008 im Reifenkrieg aufgestellten Zeiten auf superweichen Qualifyern noch nicht unterboten werden konnten: Le Mans, Barcelona, Sachsenring und Katar.

Bridgestones Entscheidung aufzuhören, lässt jeden in einen Abgrund starren. Es sind keine schönen Aussichten. Es ist nur ein schwacher Trost, dass alle dasselbe Schicksal teilen.

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