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Ducati-Sportchef Paolo Ciabatti: Interesse an Bradl?

Von Günther Wiesinger
Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti

Im Ducati-MotoGP-Werksteam könnte es 2015 zu einer Rochade kommen: Andrea Iannone hofft auf den Platz von Cal Crutchlow. Auch an Stefan Bradl besteht Interesse.

Wie das Ducati-Werksteam 2015 aussehen wird, lässt sich momentan schwer vorhersagen. Mit dem starken WM-Fünften Andrea Dovizioso wollen die Roten unbedingt eine neue Einigung erzielen, es wird wohl eine gehörige Gehaltsaufbesserung fällig.

Bei Cal Crutchlow sieht die Situation anders aus. Er hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben, der ihm für 2014 und 2015 jeweils 2,5 Millionen Euro Gage garantiert.

Aber: Crutchlow hat eine Option zu seinen Gunsten, er kann also nach der ersten Saison aussteigen, wenn er nicht die gewünschten Resultate erreicht.

Als Ducati den Briten letztes Jahr beim Laguna-Seca-GP nach vier Podestplätzen in der ersten Saisonhälfte unter Vertrag nahm, mussten die Italiener Kompromisse eingehen und Zugeständnisse machen, denn die Desmosedici war nicht konkurrenzfähig, der neue Konstrukteur Gigi Dall'Igna war noch nicht in Sicht.

Jetzt hat Ducati für 2015 mit Dovizioso, Crutchlow und Iannone drei Anwärter auf einen Platz im Werksteam.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com gibt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti einen Überblick über die Situation. Und er liess durchblicken: Mit dem Pramac-Team gibt es für 2015 noch keine Einigung. Das Team von Paolo Campinoti fährt seit 2004 mit Ducati, damals mit Ruben Xaus und Neil Hodgson.

Paolo, wie sieht die Situation für das Ducati-Werksteam 2015 aus? Dovizioso gilt als gesetzt, aber Cal Crutchlow steht mit der GP14 auf Kriegsfuss. Er hat zum Beispiel am Freitag in Barcelona 0,9 Sekunden auf Dovi verloren udn am Samstag das Q2 nicht geschafft. Er kritisiert Ducati recht heftig. Das klingt nicht so, als würde er bei euch seine Zukunft sehen?

Gut, das war Freitag, der 13. Wenn du abergläubisch bist, kann das einen Einfluss gehabt haben.
Spass beiseite: Wir haben immer Mühe mit dem «side grip», mit der Seitenhaftung. Und das ist natürlich auf dieser Strecke besonders wichtig gewesen. Klar, Cal war im Qualifying eindeutig langsamer als die anderen zwei Ducati-Werksfahrer, das entspricht nicht unseren Erwartungen.
Die Saison ist für Cal bisher nicht sehr glücklich verlaufen. Wir wissen, er hatte in Doha und Jerez technische Probleme, er ist in Austin gestürzt und hat dann auf Las Termas verzichten müssen. Auch beim Barcelona-GP ist er ausgeschieden.
Ich muss sagen, wir stehen voll hinter Cal. Wir arbeiten intensiv daran, um die erwarteten Ergebnisse zu erreichen. Aber wir müssen abwarten.
Wir haben drei Fahrer, die wir mögen und an deren Stärke wir glauben. Wir müssen abwarten, wie sich die Situation in den nächsten zwei, drei Wochen ergibt.

Andrea Iannone kommt mit der GP14 besser zurecht als Crutchlow. Müsst ihr jetzt hoffen, dass Cal bald seinen Ausstieg per Saisonende ankündigt – und zum Beispiel zu Suzuki wechselt?

Nein, das hoffen wir nicht. Wir haben Cal 2013 stark umworben, wir halten ihn nach wie vor für einen schnellen Fahrer. Die Tatsache, dass er sich noch nicht an die Ducati gewöhnt hat, hat mit einigen unerwarteten Problemen am Motorrad zu tun, die man ihm nicht anlasten darf.
Und sie bedeuten nicht, dass wir unsere Fahrerwahl in Frage stellen. Es liegt jetzt an ihm. Er muss entscheiden, ob er mit Ducati weitermachen oder ob er in eine andere Richtung marschieren will.

Ducati hat mit Audi einen deutschen Eigentümer. Könnte Ducati irgendwann Interesse an Stefan Bradl haben?

Wir sind momentan happy mit den drei Werksfahrern, die wir unter Vertrag haben.
Klar, Cal erzielt bisher nicht die Ergebnisse, die er von sich erwartet und die wir von ihm erwarten.
Und Stefan ist ein sehr schneller Fahrer, keine Frage. Aber im Werksteam sehe ich für 2015 keinen Platz für ihn.

Käme er für ein Ducati-Kundenteam wie Pramac in Frage?

Wir haben die Verhandlungen mit unserem Satellitenteam Pramac bisher nicht abgeschlossen. Es könnte auch sein, dass es nächstes Jahr zwei Ducati-Kundenteams gibt und Bradl bei einem ein Kandidat wird.

Könnte er dann mit einem Werksvertrag bei Ducati Corse rechnen, wie ihn Iannone 2013 und 2014 hatte?

Wir möchten auch 2015 wieder vier Prototypen als Factory-Team einsetzen, wie in diesem Jahr alle mit den Vorteilen der Open Class.
Das heisst aber nicht, dass alle Fahrer dann eine GP15 fahren. Yonny Hernandez fährt jetzt auch eine GP13, aber trotzdem als Factory-Team. Er benützt natürlich die Magneti-Marelli-Hardware, hat aber die Ducati-Software von 2013 eingebaut.
Bevor wir über etwaige Neuzugänge bei den Piloten diskutieren, müssen wir die Fahrersituation im Werksteam klären. Dann werden wir die Situation mit Pramac besprechen. Und nachher die Fahrerfrage für das oder die Satelliten-Teams.

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