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Sensation: Wechselt Cal Crutchlow noch zu LCR-Honda?

Von Günther Wiesinger
Cal Crutchlow hat zwar angekündigt, er werde auch 2015 bei Ducati fahren. Aber er kann bis 31. Juli aus seinem Vertrag aussteigen und LCR-Honda aus einem Dilemma retten.

Schlimmer hätte es für Cal Crutchlow gar nicht kommen können. Nach den ersten neun Saisonrennen liegt der letztjährige WM-Fünfte (damals auf Tech3-Yamaha) in der MotoGP-Weltmeisterschaft mit 29 Punkten nur an 14. Stelle.

Ein Desaster.

Trotzdem kündigte Cal Crutchlow am Samstag vor einer Woche bei einer Pressekonferenz bei der World Ducati Week (WDW) in Misano an, er werde auch 2015 bei Ducati fahren, also auch das zweite Jahr seines Zwei-Jahres-Vertrags abdienen.

«Why I have decided to stay with Ducati», lautete dann letzten Mittwoch die Titelschlagzeile über einem grossen Interview in der britischen Wochenzeitschrift «Motor Cycle News». Kurz gesagt: Warum ich bei Ducati bleibe.

Crutchlow (28) hatte wochenlang fast täglich in firmenschädigender Weise über Ducati gelästert.

Es war Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna und Sportdirektor Paolo Ciabatti bereits im Juni anzusehen, dass sie inständig hofften, Crutchlow möge von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen und nach der ersten Saison bei Ducati aussteigen. Ducati selbst verfügte über diese Möglichkeit, ihn loszuwerden, nicht. Die Roten hatte im Vorjahr einige Zugeständnisse machen müssen, um Crutchlow nach vier Podestplätzen in der ersten Saisonhälfte 2013 zu Ducati locken zu können.

Dazu gehörte auch eine höchst lukrative Gage: 5 Millionen Euro für zwei Jahre.

Crutchlows Manager Bob Moore sah sich in den letzten MOnaten nach anderen Möglichkeiten um, doch der redselige Brite gilt inzwischen als schwer vermittelbar.

Die Werksteams von Repsol-Honda (Marc Márquez, Pedrosa) und Movistar-Yamaha (Lorenzo, Rossi) sind besetzt.

Und bei den Kundenteams wie LCR-Honda oder Gresini-Honda passten Crutchlows Gehaltsvorstellungen nicht ins Budget.
Sein Transfer zu LCR-Honda war deswegen bereits im Juli 2013 einmal gescheitert.

Bei den MotoGP-Kundenteams sind Jahresgagen von 300.000 bis 500.000 Euro an der Tagesordnung.

Das Yamaha-Werk und HRC zeigten kein Interesse an Crutchlow. Seine mangelnde Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber ist den Managern ein Dorn im Auge, auch wenn seine fahrerischen Fähigkeiten über alle Zweifel erhaben sind – solange er nicht auf einer Ducati sitzt.

Jetzt könnte trotzdem noch einmal Bewegung in den Transfermarkt kommen.

Cal Crutchlow kann bei Ducati Corse bis 31. Juli von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen. Daran ändern auch seine mündlichen Aussagen vom vorletzten Wochenende nichts.

Und jetzt könnte noch ein Aufsehen erregender «last minute»-Transfer stattfinden.

Falls sich LCR-Honda und Stefan Bradl für 2015 nicht bald einig werden, wird LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello natürlich sein Angebot an Cal Crutchlow erneuern.

Für Ducati wäre ein Weggang Crutchlows eine Erlösung. Dann könnte das Werksteam – wie geplant – mit Dovizioso und Iannone besetzt werden. Pramac-Ducati-Teambesitzer Paolo Campinoti müsste dann einen Ersatz für Iannone suchen als zweiten Fahrer neben Yonny Hernandez. Es sind noch Fahrer wie Bautista, De Angelis, Petrucci, Smith, Aegerter und De Puniet auf dem Markt.

Und Stefan Bradl, an dem Ducati bisher freilich wenig Interesse hatte.

Crutchlow könnte das bisher für 2015 fahrerlose LCR-Honda aus einem Dilemma befreien. LCR plant ein Zwei-Fahrer-Team, doch auch Moto3-Star Jack Miller zögert mit der Zusage.

Falls Miller und Crutchlow zusagen, hätte LCR einen Red-Bull-Athleten (Miller) und einen Monster-Fahrer unter Vertrag.

Eine komplizierten Geschichte, wenn es um Teamfotos, Press Releases, Boxendekoration und andere Einzelheiten geht. Aber das ist gewiss kein unlösbares Problem.

Die Frage ist eher: Ist Crutchlow und seinem Manager Bob Moore eine Factory-Kunden-Honda eine Gehaltseinbusse von rund 2 Millionen im Jahr wert?

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