Marc Márquez: Kind oder lächelnder Attentäter?
Marc Márquez hat viele Namen. Die Spanische Presse nennt ihn «El Niño», das Kind. Die englischen Journalisten haben ihn «Smiling Assassin», also der lächelnde Attentäter, getauft. Diesen Namen erhielt er, da er im normalen Leben ein netter Kerl ist, aber auf der Strecke durch Killerinstinkt glänzt. Andere nennen ihn «Márquez the Merciless», also den Gnadenlosen. All diese Bezeichnungen zeigen, dass man sich in einem Punkt einig ist: der 21-jährige Spanier ist ein Phänomen.
Marcs Vater bestätigte vor dem Silverstone-GP, dass sich die Gegner oft von dem immerwährenden Lächeln und seiner Bescheidenheit blenden ließen. «Wenn er den Helm aufsetzt, ist Marc nicht mehr nett. Rennsport ist eben Rennsport. Er fährt immer, um zu gewinnen.»
Auch Teamkollege Dani Pedrosa weiß, dass Márquez alles für den Sieg tut: «Marc fährt immer am Limit. Es sieht aus, als würde er ständig stürzen, aber er tut es nicht.» Márquez kratzt mit dem Ellbogenschleifer über den Asphalt, reißt die Maschine nach oben und verschwindet unter einem lauten Aufschrei des Motors seiner Repsol-Honda. So kennen Fans und Beobachter den furchtlos wirkenden Spanier.
«Man wird wegen den anderen Fahrer immer schneller. Sie machen dich schneller», erklärte Márquez seine Entwicklung gegenüber der «New York Times». Sein erstes Dirtbike erhielt er im Alter von vier Jahren. Das erste Motocross-Rennen folgte mit acht Jahren. Dabei gewann er eine Förderung des Spanischen Motorradsportbundes in Höhe von 3 500 Euro. Márquez hat ein einfaches Motto, das ihn von Anfang an zum Erfolg führte: «Ich versuche, immer Spaß am Rennsport zu haben. Wenn man Spaß hat, dann fällt einem alles leichter.»
Viele Beobachter handeln Márquez als neuen MotoGP-Superstar, der langfristig in die Fußstapfen des neunfachen Weltmeisters Valentino Rossi treten wird. In Spanien spielt Márquez in puncto Bekanntheit bereits in einer Liga mit Tennis-Star Rafael Nadal, Fußballer Andrés Iniesta und Formel-1-Pilot Fernando Alonso.
Vor allem seine Bodenständigkeit scheint Márquez so beliebt zu machen. Er wohnt noch immer in seinem Heimatdorf Lleida in der Nähe von Barcelona im Haus seiner Eltern. Er fährt auch keinen Ferrari oder Lamborghini wie andere Sportstars, sondern gibt sich mit einem Honda Civic, der zu seinem HRC-Vertrag gehört, zufrieden. Zudem besitzt Márquez keinen Motorradführerschein und daher auch keine Straßenmaschine.
Mit seiner zehn Rennen andauernden Siegesserie brach Márquez 2014 erneut Rekorde. Auch Valentino Rossi weiß: «In diesem Jahr vollbringt Marc etwas sehr Besonderes.»