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Thomas Scholz/Bridgestone: «Ab Argentinien war Ruhe»

Von Günther Wiesinger
Thomas Scholz

Thomas Scholz

Brigestine musste bei den ersten Tests und Rennen 2014 viel Kritik wegend er neuen hitzbeständigen Hinterreifen einstecken. «Aber ab Argentinien war eigentlich Ruhe», sagt Bridgestone-Koordinator Thomas Scholz.

In der Saison 2016 tritt der französische Reifenhersteller Michelin in der MotoGP-WM statt Bridgestone (seit 2009 Alleinausrüster) als Lieferant der Einheitsreifen an. Es wird dann 17 Zoll-Reifen statt 16,5 Zoll geben.

Thomas Scholz, Chief Coordinator bei Bridgestone Motorsport, gibt sich selbstbewusst. «Ich denke, wenn Michelin konsequent arbeitet, könnten sie nach zwei, drei Jahren an unsere Rundenzeiten rankommen», sagt Scholz im Interview mit SPEEDWEEK.com.

Die jüngsten Testzeiten der Michelin-Fahrer lassen aber vermuten, dass die Franzosen schon 2015 dicht dran sein werden...

Weil der Reifenkrieg eskalierte und nach Casey Stoners Titelgewinn auf Ducati 2007 alle Spitzenfahrer zu Bridgestone drängten, wurden für 2009 in der MotoGP-WM Einheitsreifen eingeführt. Michelin bewarb sich nicht, man war gegen die Einheitsreifen.

Valentino Rossi setzte damals durch, dass Rookie Jorge Lorenzo 2008 mit Michelin fahren musste, er vertraute auf Bridgestone – und gewann damit die MotoGP-Weltmeisterschaft.

Bridgestone-Chefkoordinator Thomas Scholz spricht über die Blütezeit des Reifenkriegs.

Thomas, 2008 steckte Michelin bei einigen Rennen arg in der Klemme. Zum Beispiel in Laguna Seca. Diese Piste ist nicht mehr im Kalender. Welche Strecken könnten 2016 bei der Rückkehr für Michelin besonders schwierig werden? Bei Phillip Island werden sie gewarnt sein?

Ja, sie müssen auf möglichst vielen verschiedenen Strecken testen. Das Grundproblem bei Michelin 2008 war ja, dass sie gut funktioniert haben, wenn sie an einem Wochenende die richtigen Reifen rausgefummelt haben.
Aber das Problem war die Einsatzfähigkeit und die Bandbreite, es gab kein ausreichend grosses Einsatzspektrum.
Da haben wir eine Lösung gefunden, die so dominierend war, dass ab Mitte 2008 erstens unsere Qualifyer deutlich besser wurden. In diesem Bereich hatten wir Anfang 2008 noch erhebliche Schwierigkeiten gehabt. Mitte des Jahres hatten wir das Problem im Griff. Somit hatten wir unsere Fahrer schon mal am Grid weit vorne.
Wir hatten natürlich nur die richtig starke Fahrer, Stoner und Rossi, dazu Hopkins. Aber wir konnten uns vor allem mit Stoner und Rossi gut positionieren.
Michelin hat ab Mitte 2008 richtig Schwierigkeiten gekriegt.
Das Drama, fand ich, war nicht Laguna Seca. Das Drama war Brünn.
Dort ist Michelin komplett eingegangen. Brünn war damals neu asphaltiert worden. Michelin hat dort getestet, trotzdem hatten sie dann keinen Reifen, der dort funktioniert hat.
Im Rennen waren dann die Top-8-Fahrer alle auf Bridgestone unterwegs. Michelin ist dort komplett eingebrochen.

Michelin hat am Höhepunkt des Reifenkriegs oft in Europa noch nach dem Freitag-Training in Clermont-Ferrand für Samstag oder Sonntag neue Reifenmischungen produziert und sie zu den Rennen gekarrt. So etwas werden wir 2016 nicht mehr erleben?

Nein, das ist vorbei. Denn das System mit der Zuteilung der Reifen und dem Einscannen für jedes Team am Mittwoch, das wird ja beibehalten.
Michelin hat ja schon angekündigt, dass sie für alle Fahrer pro Grand Prix drei verschiedene Vorderreifen und zwei verschiedene Hinterreifen bringen wollen –also ein System wie jetzt.
Es war zu hören, dass sie künftig keine Reifen mehr nach dem Freitag-Training produzieren wollen. Aber solange sie garantieren könnten, dass sie nachgelieferten Reifen allen Fahrern zur Verfügung gestellt werden könnten, wäre es okay. Deshalb heisst es ja Einheitsreifen...

Momentan liefert Bridgestone pro Weekend drei verschiedene Vorderreifen, zwei verschiedene Mischungen für hinten.

Genau. Insgesamt kriegt jeder Fahrer 21 Slicks pro Wochenende, elf für vorne, zehn für hinten.

Es gab 2014 besonders bei den Wintertests Klagen über die hitzebeständigen neuen Bridgestone-Hinterreifen. Jorge Lorenzo hat am lautesten geschimpft. Er hat sich dann zum Beispiel auch in Silverstone wieder beschwert. Er meinte, ihr habt jene Reifen dorthin gebracht, die eigentlich in Le Mans aussortiert worden waren.

Naja, was heisst alte Reifen? Es waren 2014er-Reifen. Das ist richtig. Der einzige zum Unterschied zum Vorjahr ist bei den Hinterreifen dieses «heat casing», also die hitzebeständige Konstruktion. Die Gummimischung selber ist hinten genau gleich wie 2013.

Diese Hitzbeständigkeit wurde nötig, weil beim aggressiven neuen Asphalt 2013 in Australien die Hinterreifen nach spätestens zehn Runden überhitzten?

Ja, wir mussten dann aus Sicherheitsgründen die Neukonstruktion entwickeln. Wir sind damit eventuell einen Schritt zu weit gegangen. Für 2015 können wir für Australien wieder eine Nummer weicher gehen.
Die Yamaha-Bikes haben auf diese neuen Reifen sensibler reagiert als die Honda. Auch auf dem extrem welligen Belag in Silverstone hatten die Werks-Yamaha anfangs viel Mühe.

Die Kritik an den neuen Hinterreifen ist ab Le Mans 2014 leiser geworden, dort gab es eine neue Generation?

Die Kritik wurde eigentlich schon beim dritten Rennen in Argentinien leiser. Seit dem Samstag in Las Termas war eigentlich Ruhe an der Reifenfront.
Wir bekamen von den Fahrern nichts mehr Negatives zu hören. Auch bei Rennen wie in Brünn hatten Lorenzo und Yamaha das Setting gut im Griff.

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