Marc Márquez & Valentino Rossi: Wölfe im Schafspelz?
Er löste Freddie Spencer als jüngsten Königsklasse-Weltmeister ab, gewann in einer Saison mehr Rennen als Mick Doohan, fuhr genauso viele Poles ein wie der Australier, ist der erste Rookie-Weltmeister seit Kenny Roberts, jagt den dritten Titel in Folge wie einst Wayne Rainey und ist so beliebt wie Valentino Rossi oder Kevin Schwantz. Marc Márquez ist ein Phänomen. Er schrieb bereits fast alle existierenden Statistiken neu.
Márquez scheint all diese Champions in einer Person zu vereinen. Doch welche Werte und Charaktereigenschaften teilen Márquez und Persönlichkeiten wie Roberts, Spencer, Rainey, Schwantz, Doohan oder Rossi? Wir haben analysiert, was die Stars gemeinsam haben.
Valentino Rossi: Márquez’ lebendes Idol
Es ist einfach, Ähnlichkeiten zwischen Márquez und Rossi festzustellen. Einige sind sehr offensichtlich: Sie sind beide nette, höfliche Jungs mit einem scheinbar unzerstörbaren Lächeln auf dem Gesicht, die eine magnetische Anziehungskraft auf Fans haben.
Marc ist nun, was Valentino einst war: ein sehr junger Weltmeister. Beide sind enorm talentierte Fahrer. Diese Gemeinsamkeiten kann jeder benennen. Doch einige Ähnlichkeiten sind nicht so offensichtlich.
Hmm… Wie formuliere ich das, damit die Fan-Massen beider Fahrer nicht zu verärgert sind… Lasst uns sagen, dass Vale und Marc den aggressivsten Fahrstil der Klasse haben – bei weitem. Aggressivität, die manchmal auch einen Flirt mit der Grenze zwischen korrekt und nicht korrekt mit sich bringt. Ein perfektes Beispiel: Jerez – die letzte Kurve.
2005: Sete Gibernau kommt als Erster zur letzten Kurve, doch Rossi klebt an seinem Hinterrad. Der Spanier bremst erst im letzten Moment und versucht, die Türe zuzuhalten, doch ein entschlossener Rossi sticht in die Kurve, ohne sich zu kümmern, ob sich bereits irgendjemand auf der Ideallinie befindet. Die Bikes kollidieren. Rossi innen, Gibernau außen – Sete wird hinausgedrängt, Valentino gewinnt das Rennen.
2013: Nach einem intensiven Kampf kommen Jorge Lorenzo und Marc Márquez zur letzten Kurve vor dem Zielstrich. Jorge hat nach einem Fehler von Marc ein paar Meter Vorsprung, doch der entschlossene Marc bereitet sein Manöver bereits in der vorletzten Kurve vor. Wie Sete 2005 bremst Lorenzo spät, doch er ‹lässt die Tür offen›. Auch Márquez zögerte nicht. Er fuhr in die letzte Kurve mit allem, was er hatte. Paradoxerweise wurde diese Kurve am Tag zuvor zur «Lorenzo Corner» getauft. Nun drückte Márquez die Yamaha mit der Nummer 99 aus der Kurve und schnappte sich Platz 2 hinter Sieger Dani Pedrosa.
Dies ist nur eine ähnliche Attacke von Rossi und Márquez. Es gibt viele mehr wie die Überholmanöver 2008 und 2013 in der Corckscrew von Laguna Seca. (2008 Rossi gegen Stoner, 2013 Márquez gegen Rossi) Erinnert ihr euch?
Zusammengefasst: Valentino und Marc sind die Könige, was Werbung, PR und Fans angeht. Beide gehen mit einem ständigen Lächeln auf den Lippen durch ihr Leben. Beide sind weltweite Idole. Auf der Strecke glänzen sie durch extremes Können und unbewirrbare Entschlossenheit. Diese Einstellung kann auch Probleme mit den lieben Kollegen verursachen… Wölfe im Schafspelz? Wäre es zu hart, die beiden talentiertesten Fahrer der letzten zwei Jahrzehnte so zu nennen?