Livio Suppo (HRC): «War wichtig, Ducati zu helfen»
Mit Marc Márquez kommt der WM-Favorit auch 2015 aus dem Honda-Lager. Der zweifache MotoGP-Weltmeister und Repsol-Honda-Teamkollege Dani Pedrosa sollen 2015 das Yamaha-Duo aus Jorge Lorenzo und Valentino Rossi besiegen. Doch auch Ducati zeigte bei den Tests Stärke. HRC-Sportdirektor Livio Suppo verriet nun, wie stark die Gegner aus seiner Sicht sind.
Die Vorsaison-Tests sind nun Geschichte. Verliefen sie wie erwartet?
Es war ein positiver Winter für uns. Beide Fahrer sind mit der Entwicklung der Maschine zufrieden. Sie denken, dass die 2015er-Maschine bereits jetzt besser ist als jene aus dem letzten Jahr, obwohl sie das Bike nur auf zwei Strecken getestet haben.
Wie bewertest du die Gegner in dieser Saison?
Im Fall von Yamaha sind die Tests schwer zu bewerten. Ihre Pace war nicht schlecht, weder in Sepang noch in Katar. Daher bin ich davon überzeugt, dass sie in den Rennen stark sein werden. Ducati war die größte Überraschung. Sie haben beeindruckt – in Katar noch mehr als bereits in Sepang. Chapeau: Sie haben einen exzellenten Job gemacht. Suzuki ist mehr oder weniger da, wo ich sie erwartet habe. Im Winter hatten sie keine Probleme mit der Standfestigkeit mehr wie Ende 2014 in Valencia. Sie haben also einen Fortschritt erzielt. Aprilia ist ein Jahr früher zurückgekehrt und bezahlt dafür.
Einige Fahrer denken, dass Ducati nun einen zu großen Vorteil hat.
Diese Regel wurde eingeführt, um ihnen zu helfen, also ist es sinnlos, sie nun anzuzweifeln. Sie haben einen guten Job gemacht. Man muss bedenken, dass die Regel dafür gedacht ist, denen zu helfen, die in Schwierigkeiten waren. Dieselbe Regel besagt auch, dass die Vorteile nach und nach erlöschen, je besser die Resultate werden. Im nächsten Jahr wird sich die Regel ändern. Dann sind der zusätzliche Sprit, der den größten Vorteil darstellt, und die Möglichkeit der Motorenentwicklung während der Saison nicht mehr erlaubt. Dann muss man abwarten. Wenn sie allerdings die ersten zehn Rennen gewinnen...
In einem technischen Sport wie unserem wollen wir jedoch so viele Hersteller wie möglich. Das war der Grundsatz dieser Regel. Es ist wichtig, ihnen zu helfen, wenn sie Schwierigkeiten haben. Sie haben die Regel am besten genutzt und umgesetzt.
Haben sich Marc Márquez oder seine Herangehensweise nach diesen zwei so erfolgreichen Jahren verändert?
Seine Herangehensweise ist noch dieselbe. Er ist noch immer hungrig nach Erfolg. Er hat zwei Titel in der Königsklasse in Folge gewonnen. Das ist keine einfache Sache. Zuletzt hat Valentino das 2008 und 2009 geschafft.
Wie sieht es bei Dani aus, nachdem sich in seiner Box personell nach dem Abgang von Mike Leitner viel verändert hat?
Er hat nun einen anderen Crewchief, zwei neue Mechaniker und einen anderen Mann für das Data Recording. Es ist eine große Veränderung, doch meiner Meinung nach, profitiert er davon. Er ist sehr ruhig und arbeitet sehr gut. Sein vorheriger Crewchief war exzellent, aber vielleicht braucht es nach so vielen Jahren eine Veränderung. Valentino zeigte im letzten Jahr eine ähnliche Umstrukturierung, die zunächst abträglich erschien. Am Ende war sie das jedoch nicht. Valentino erlebte eine sehr gute Saison. Ich hoffe, dass dies auch bei Dani der Fall ist.
Es sieht aus, als würde es in dieser Saison sehr eng werden. Beim Katar-Test befanden sich am zweiten Tag 14 Fahrer innerhalb einer Sekunde. Ist das nur der Fall, weil alle Teams bei einem Test so viel Zeit für die Maschine haben oder wird der Kampf wirklich härter?
Es wird enger werden, denn Ducati hat sich verbessert, Suzuki ist nicht schlecht, obwohl sie vorher keiner auf der Liste hatte, und die Open-Honda ist stärker. Die Abstände werden kleiner sein als in den letzten Jahren. Die echte Situation kann man jedoch erst bei den Rennen beurteilen, denn an einem Rennwochenende haben die Teams weniger Zeit, daher stechen jene heraus, die schnell das richtige Set-up finden.
Bei den Regeln für 2016 haben die Hersteller eine Einigung erreicht?
Die wichtigsten Punkte wurden bereits festgelegt, aber wir müssen uns bei manchen Details noch einig werden wie der Anzahl der Motoren. Doch das wird das Hauptziel nicht beeinträchtigen, das eine identische Software für alle ist. Und der neue Reifenlieferant, der nicht Teil des Regelwerks ist, ist trotzdem sehr wichtig.