Stefan Bradl: «Márquez hat das Rennen nicht diktiert»
Valentino Rossi führt mit 36 Jahren in der MotoGP-Weltmeisterschaft, der Movistar-Yamaha-Werkspilot hat zwei der ersten drei Rennen 2015 gewonnen.
«Die Leistung, die Valentino jetzt bei den ersten drei Rennen gezeigt hat, war sensationell. Meistershaft. Er ist wieder der Alte, absolut, er befindet sich in seiner stärksten Phase überhaupt, finde ich, denn in der MotoGP gab es noch nie so viele starke Fahrer und Motorräder, seit Rossi in der MotoGP fährt», zeigt Stefan Bradl Respekt vor dem Idol seiner Jugend. «Dass er sich erstens bei Yamaha gegen Jorge Lorenzo so durchsetzt, das ist aller Ehren wert. Man kann ihn momentan nicht genug loben.»
Wie schätzt Stefan Bradl die Kollision zwischen Marc Márquez und Rossi in der vorletzten Runde des GP von Argentinien ein?
«Es war zu 100 Prozent die Schuld von Márquez. Es gab schon vorher die Berührung, dann biegen sie gemeinsam ein in die Linkskurve, Rossi ist ein bisschen weiter am Ausholen, aber Márquez fuhr im hinten über das Rad drüber. Rossi konnte Márquez gar nicht sehen, er wusste gar nicht, wo sein Gegner ist.»
Da Rossi mehr als 4 Sekunden auf Marc Márquez gutgemacht hatte, wirkte das Aufbäumen des Weltmeisters irgendwie merkwürdig, denn der Yamaha-Star war teilweise 0,7 Sekunden schneller gefahren als der Spanier, Rossi hatte in dieser Phase einen deutlich höheren Speed.
«Das Hauptproblem für Márquez war, dass er dieses Rennen nicht im Griff gehabt hat», meint Stefan Bradl. «Das hat ihm am meisten weh getan, mehr als der Sturz oder die Niederlage. Es hat ihn gestört, dass nicht er dieses Rennen diktiert hat, sondern ein anderer. Das war für ihn das Allerschlimmste. Okay, Rossi hatte eine andere Strategie. Aber Márquez war so weit vorne, dann hat ihn Valentino Stück für Stück eingeholt. Das hat ihm das Genick gebrochen. Es ist lange her, seit es ein Rennen gegeben hat, wo er selber nichts mehr drauflegen hat können, vielleicht durch die Wahl des weichen Hinterreifens. Ich bin überzeugt, Márquez hätte sich in Argentinien nicht mit dem zweiten Platz abgefunden.»
Der spanische Repsol-Honda-Werkspilot hat sich in Doha in der ersten Runde einen schwerwiegenden Fehler geleistet, er kollidierte dann dort mit Bautista und wurde nur Fünfter. In Texas zeigte der Champion ein makelloses Rennen, aber nach dem Desaster beim Argentinien-GP kommt der WM-Favorit nur als WM-Fünfter nach Jerez, er liegt 30 Punkte hinter Rossi.
«Aber in der WM ist noch lange nichts entschieden», gibt Bradl zu bedenken. «Rossi hat selber gesagt, der WM-Stand ist nach drei Rennen unwichtig...»
«Aber Dovizioso ist für mich auch stark, bei drei Rennen dreimal Zweiter», sagt Bradl anerkennend.