Sieger Valentino Rossi: «Musste Maximum rausholen»
Die letzte Kurve: Rossi wurde von Márquez in den Kies geschickt, blieb aber trotzdem siegreich
111. GP-Sieg, wieder einer von beträchtlichem Wert, wie schon damals 2009, als Valentino Rossi GP-Sieg Nummer 100 in Assen sicherstellte.
«Ich wusste, dass ich hier eine grossartige Chance auf den Sieg vorfinden würde, denn ich war hier in Assen vom ersten Training weg konkurrenzfähig», stellte der italienische Movistar-Yamaha-Werkspilot fest, der mit 36 Jahren seinen siebten Frühling erlebt.
«Ich wusste, ich kann hier von A bis Z das Maximum geben. Wenn du dich auf dem Motorrad wohlfühlst, kannst du auch um den Sieg fighten. Ich bin ein gutes Rennen gefahren, ich war sehr konzentriert. Und ehrlich gesagt: Wenn du vom besten Startplatz wegfahren kannst statt aus der dritten Reihe, wird die Aufgabe ein bisschen einfacher. Ich musste in der Anfangsphase keine Gefechte austragen, ich konnte pushen und meine Pace einschlagen. Gleich am Beginn habe ich gesehen, dass Jorge dicht hinter mir lag. Da wurde mir klar, dass ihm vom achten Startplatz weg eine starke erste Runde gelungen war. Ich hatte einen guten Speed und wusste, ich kann etwas Distanz zwischen Marc und mich legen.»
«Ich habe bis zum äussersten Limit gepusht, aber Marc blieb mir immer dicht auf den Fersen. Ich habe dann einige sehr schnelle Runden gedreht, aber ich war nicht schnell genug, um Marc abschütteln zu können. Ich machte mir Sorgen, denn ich war fahrerisch genau so am Limit wie das Motorrad... Ich änderte dann meine Taktik und liess Márquez vorbei. Von hinten sah ich, dass er sehr flott unterwegs war. Aber ich war mir bewusst, dass ich bessere Zeiten fahren könnte als er.»
«In der vorletzten Runde habe ich mit 1:33,673 min meine schnellste Rundenzeit gedreht. Ich hatte dann einen kleinen Vorsprung auf Marc. Und ich habe dann noch einmal probiert, in der letzten Runde noch einmal genau so schnell zu fahren, aber ich war am Limit. Ich hoffte, Marc würde trotzdem nicht mehr nahe genug herankommen. Doch im letzten Abschnitt in der letzten Runde hat er sich gesteigert. Also habe ich die letzte Schikane absolut am Limit angebremst. Ich sah dann das Motorrad von Marc innen neben mir, aber er war zu spät dran, denn ich befand mich bereits in der Kurve. Wir haben uns berührt, also musste ich die Maschine aufrichten und eine Abkürzung nehmen. Ich hatte Glück, dass ich problemlos durchs Kiesbett steuern konnte, denn du weißt nie, wie tief es ist. Das war ein grossartiges Gefecht. In den letzten Duellen hatte meistens Marc die Oberhand behalten, wenn wir uns befetzt haben wie heute... Es war deshalb wichtig, ihn einmal direkt zu besiegen.»
Rossi hat seinen WM-Vorsprung von einem auf 10 Punkte ausgebaut. Rossi: «Es war wichtig heute für mich, vor Jorge ins Ziel zu kommen, denn bei den letzten vier Rennen hat er 28 Punkte auf mich aufgeholt. Ich denke, dieser Sieg hat sich schon in Barcelona abgezeichnet. Dort haben wir das Setting geändert, seither geht es aufwärts. Das neue Chassis, das wir in Aragón vor zehn Tagen getestet haben, war über die Renndistanz auch nützlich und hilfreich. Ich bin schon im Barcelona-Rennen stark gewesen, aber es hat dort nicht ganz gereicht, um Jorge zu besiegen. Aber ich liebe diese Piste in Assen, die M1 ist immer sehr wettbewerbsfähig hier. Das war mein neunter GP-Sieg hier. Genau so viele Siege wie in Mugello... Assen ist eine meiner Lieblingsstrecken. Es war wichtig, dass wir hier das Maximum herausgeholt haben. Aber wir müssen uns nichts vormachen: Es werden auch Strecken kommen, wo wir mehr Mühe haben werden als hier.»
Übrigens: Repsol-Honda-Teamchef Livio Suppo verzichtete nach dem Studium der Videoaufzeichnungen auf einen Protest wegen der Abkürzung von Rossi. Márquez hatte den Yamaha-Star touchiert und dadurch dessen Ritt durch das Kiesbett verursacht.