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Dutch-TT Assen: Wo bleiben die starken Lokalhelden?

Kolumne von Günther Wiesinger
Dutch-TT in Assen: Auf Erfolge von heimischen Fahrern dürfen die Fans auch 2015 nicht hoffen

Dutch-TT in Assen: Auf Erfolge von heimischen Fahrern dürfen die Fans auch 2015 nicht hoffen

Vor 30 Jahren fuhren die niederländischen Stars in Assen sogar in der 500er-WM reihenweise GP-Siege ein. Jetzt gibt es in diesem Land keinen einzigen Stammfahrer mehr, der die ganze Saison absolviert.

Assen. Dutch-TT. Jedes Jahr am letzten Juni-Wochenende.
Donnerstag 7 Uhr früh. 12 Grad. Der niederländische Sommer ist hereingebrochen.

Im Badezimmer in unserem etwas herunter gekommenen Hotel in Gieten läuft der Heizkörper auf Hochtouren.

Wie gesagt: Wir sprechen vom 25. Juni.

Der Himmel ist bewölkt. Man weiss in dieser Gegend nie, ob es in den nächsten fünf Minten regnet.

Wasserdichte Schuhe, Goretex-Regenjacke, am besten eine wasserabweisende Hose und Kopfbedeckung sind in Assen Pflicht.

Denn es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung.

Seit 1949 wird hier die Weltmeisterschaft ausgetragen, nie haben die Niederländer pausiert.

In der Blütezeit erschienen am Renntag mehr als 150.000 Zuschauer.

Wir erinnern uns an die niederländischen 500-ccm-Helden Wil Hartog (der «weisse Riese», weil er sich immer in ganz weisses Leder kleidete), Boet van Dulmen und den leider tödlich verunglückten Jack Middelburg in den 1970er und 1980er-Jahren.

Die «Fliegenden Holländer» stellten das Establishment in der 500-ccm-Klasse auf den Kopf – inklusive Barry Sheene und Kenny Roberts.

Auf den gefährlichen Strassenkursen von Hengelo über Raalte bis Tubbergen traten an den GP-freien Wochenende zahlreiche WM-Piloten an, Weltmeister und GP-Sieger.

Inzwischen ist es ruhig geworden um den niederländischen Motorrad-GP-Sport. Im Vorjahr gab es mit Bryan Schouten noch einem Stammfahrer in der Moto3, auch Jasper Iwema und Scott Deroue leisteten ein paar WM-Auftritte.

Aber die Talente sind dünn gesät. Scott Deroue hat im Red-Bull-Rookies-Cup geglänzt, sich aber in der WM nie durchgesetzt.

Selbst das niederländische Moto3-WM-Team RW Racing (vormals Molenaar-Team) muss Ausländer engagieren wie den Belgier Livio Loi.

Einige Talente sind in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben. Joey Lutjens zum Beispiel, Hugo van den Berg, Jasper Iwema. Jarno Janssen, heute umsichtiger Teammanager bei RW Racing, kam über Achtungserfolge nicht hinaus.

Nach der Ära mit Wilco Zeelenberg (GP-Sieger Nürburgring 250 ccm/1990) sowie den Brüdern Jürgen und Patrick van den Goorbergh ist in den Niederlanden nicht mehr viel passiert. In der Moto2-WM gab es überhaupt noch nie einen niederländischen Fixstarter.

Irgendwann braucht die Dutch-TT wieder einen aussichtsreichen Lokalmatador.

Auch der ehemalige Gespann-Weltmeister Egbert Streuer begeisterte jahrelang die Massen bei seinem Heim-GP, aber die Gespanne sind nach dem Sachsenring-Drama von 2014 endgültig aus dem GP-Sport verbannt worden.

Momentan macht der 16-jährige Bo Bendsneyder im Red Bull Rookies-Cup gute Figur. Und irgendwann wird Michael van der Mark (22) den Weg von der Superbike-WM in die MotoGP-Klasse finden.

Bis dahin werden die treuen niederländischen Fans einfach Rossi, Lorenzo und Márquez anfeuern.

Assen ist für jeden GP-GP, der etwas auf sich hält, an jedem letzten Juni-Samstag im Jahr einfach ein Pflichttermin.

Die Sonnencreme und die kurzen Hosen kann man getrost daheim lassen.

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