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KTM: Das neue Chassis kommt erst für 2016

Von Günther Wiesinger
Miguel Oliveira auf der Red Bull-Ajo-KTM: Dank Chassis-Updates wieder konkurrenzfähig

Miguel Oliveira auf der Red Bull-Ajo-KTM: Dank Chassis-Updates wieder konkurrenzfähig

Eigentlich wollte KTM in Mugello allen zwölf Moto3-WM-Fahrern neue Chassis liefern. Inzwischen zeichnet sich ab: Fenati, Oliveira und Co. fahren 2015 mit den aktuellen Fahrwerken weiter.

Nach den Siegen der KTM-Fahrer Romano Fenati in Le Mans und Miguel Oliveira in Mugello wurde das Projekt «neues Chassis» bei KTM auf die lange Bank geschoben.

«Momentan sind wir uns nicht sicher, ob wir den Teams und den zwölf WM-Fahrern 2015 noch ein neues Chassis liefern», erklärte KTM-Renndirektor Pit Beirer gegenüber SPEEDWEEK.com. «Weil die Fahrer momentan relativ zufrieden sind. Momentan gibt es zwar gewisse Kritiken am Chassis, und sie waren am Anfang extrem berechtigt. Aber das Chassis ist momentan für manche Fahrer gelegentlich auch eine gute Ausrede. Wenn es mal einen Tag nicht so gut läuft, ist gleich wieder das Chassis Schuld. Und am nächsten Tag können wir wieder gewinnen mit dem Motorrad. Ich glaube, dass wir in der Moto3-WM momentan sehr nahe dabei sind. Mit dem zweiten Platz von Oliveira in Jerez haben wir eigentlich die entscheidenden Schritte eingeleitet. Es hat sich bewahrheitet, dass die kleinen Updates funktionieren. Seither haben wir zwei Siege geholt, Oliveira ist WM-Dritter. Also sind wir dabei. Das Eis ist dünn da oben an der Spitze; Honda hat die Messlatte hochgelegt. Aber ich möchte jetzt nicht an jedem GP-Wochenende mit jedem Fahrer bei einem schlechten Resultat wieder über das Chassis diskutieren.»

«Wir haben nämlich auch bei einem neuen Chassis eine gefährliche Komponente. Wenn du ein neues Chassis bringst, können die Fahrer damit nicht sofort mit 100 Prozent Risiko auf die Piste rausknallen und sofort wieder voll ans Limit gehen. Sie müssen das Limit zuerst reduzieren und wieder ein neues Set-up erarbeiten. Jetzt such mir einen Fahrer, der mit dem alten Chassis gewinnen kann und jetzt ein Rennen fahren soll, bei dem er dem Chassis nicht vertraut. Selbst wenn wir jetzt ein besseres Chassis haben – wann sollen wir es bringen? Der Fahrer muss dann weg vom Limit und versaut vielleicht ein, zwei Rennen, bis er aus dem neuen Chassis das Maximale rausholt. Ehrlich gesagt: Wir sind im Moment ein bisschen zu gut, dass es mir leicht fallen würde, jetzt ein neues Chassis unter die Leute zu bringen. Wenn wir weiter in der Situation von Katar und Texas wären, würde jeder das neue Chassis wollen und nehmen. Aber im Augenblick wissen unsere Fahrer, sie können mit dem gewinnen, was sie haben. Wir sind von unserer Seite jetzt sehr vorsichtig und pushen nicht in die Richtung eines neuen Chassis.»

Moto3-Projektleiter Christian Korntner erklärte ausserdem, bei zwölf Piloten (zwei davon auf den baugleichen Husqvarna) erhalte man bei Tests zehn oder zwölf unterschiedliche Meinungen, man müsse Piloten mit vielen unterschiedlichen Fahrstilen zufriedenstellen.

Beirer: «Wir haben uns jetzt drei Jahre hintereinander jeweils im Sommer für unser neues Chassis entschieden. Drei Jahre lang waren im Sommer immer alle Fahrer der Meinung, das neue Chassis sei schlechter. Es war aber in Wahrheit besser, die Rundenzeiten belegen es ja. Im Sommer hast du das Problem, dass die aktuellen Rennfahrer keine Lust haben, für dich ein neues Chassis zu entwickeln. Du gehst auf irgendeine Rennstrecke, die Rundenzeiten sind viel langsamer als die besten Rennzeiten, die Fahrer sind weit weg vom Limit. Dann nimmst du schlechtere Fahrer, die pushen vielleicht, sind aber auch langsamer als die Topzeiten. Du bekommst also null Referenz. Du hast keine Rundenzeiten, die dir klar sagen: Dieses Chassis ist drei Zehntel schneller, deshalb kommt es. Es gibt keine klare Entscheidung. Du musst immer selber interpretieren, welche Aussagen die zehn oder zwölf verschiedenen Fahrer gemacht haben. Die Summe dieser ganzen Märchen muss der Ingenieur interpretieren und in den Bau eines neue?n, konkurrenzfähigen Chassis umwandeln. Das ist nicht einfach. In diesem Jahr war das Chassis anfangs nicht so gut wie erwartet, wir haben bei der erhöhten Steifigkeit übers Ziel hinaus geschossen. Aber vorher hat unser System drei Jahre lang funktioniert...»

«Wir könnten jetzt morgen testen gehen mit unseren letzten Chassis-Updates, aber wir werden keinen Fahrer finden, der schneller fährt als bei den letzten Rennen», meint Pit Beirer. «Das Chassis ist sehr kritisch, weil der Fahrer bei einer neuen Version wieder ein Gefühl kriegen muss, wann ihm das Vorderrad weggeht und wann ihm das Hinterrad weggeht. Er muss fast einen Sturz mit einkalkulieren, bis er wieder weiss – hier ist das neue Limit»

Laut Reglement darf KTM nur ein neues Chassis während der Saison liefern, allen Kunden muss es gleichzeitig zugänglich gemacht werden. Beirer: «Wenn es so gut läuft wie jetzt, sage ich bis zum Saisonende 'nein' zu einem neuen Chassis. Wir werden dann mit unseren Ingenieuren brutal am runden Tisch entscheiden, welches Chassis für 2016 kommt. Das wird dann im November auf der Strecke sein.»

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