Stefan Bradl: «Ich dachte an einen Motorschaden»
Im Regenrennen von Japan: Stefan Bradl vor Loris Baz
Als Stefan Bradl am Sonntag in der sechsten Runde des MotoGP-Rennens in Motegi/Japan versehentlich den Knopf für den Pitlane-Limiter drückte, löste dieses Missgeschick eine verhängnisvolle Kettenreaktion aus.
«Ich bin aus Turn 4 rausgefahren, das ist eine Dritte-Gang-Kurve», schildert der Aprilia-Werksfahrer. «Dann habe ich in den vierten und fünften Gang hochgeschaltet. Bei diesem Beschleunigungsvorgang dachte ich, ich brauche wegen des nachlassenden Hinterreifens mehr Traktionskontrolle. Du musst diesen TC-Knopf blind drücken, zum Hinschauen hast du keine Zeit. Denn das Motorrad hat gerade ein Wheelie gemacht, ausserdem haben sich die abgenützten Regenreifen schon schmierig angefühlt. Ich habe also gerade hochgeschaltet, als ich irrtümlich den blauen Knopf für den Pitlane-Limiter gedrückt habe, der normal in der Boxengasse den Speed auf 60 km/h reduziert. Dieser Limiter lässt sich aber nur im ersten Gang aktivieren, es ist also vorerst nichts passiert. Es blinkt auch oben links im Cockpit ein Licht, wenn der Pitlane-Limiter aktiviert wurde. Dieses Licht habe ich zuerst in der Hektik nicht gesehen. Ich war ja mitten im Gedränge, es war ein ganzer Pulk von Fahrern unmittelbar vor mir. Die nächste Kurve war dann ausgerechnet eine Erste-Gang-Kurve. Als ich dort innerhalb von ein bis zwei Sekunden, das geht ja mit dem Seamless-Getriebe blitzartig, vom fünften Gang zurückgeschaltet und schliesslich den ersten Gang reingeballert habe, hat sich plötzlich der Pitlane-Limiter aktiviert. Da ich aber zu diesem Zeitpunkt noch mit 130 oder 140 km/h gefahren bin, ist die Elektronik ziemlich durcheinander geraten. Ich hatte also zum Beispiel plötzlich keine Motorbremse zur Verfügung... Die Drehzahl ist hoch gejagt worden. Durch den Pitlane-Limiter hat der Motor selbst Zündung weggenommen... Das Hinterrad hat nahezu blockiert. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, was passiert war. Ich habe jedenfalls vom Motor her ein Geräusch gehört, das ich nicht identifizieren konnte. Ich dachte an einen Motorschaden; also habe ich die Kupplung gezogen und bin geradeaus gefahren.»
«Erst als ich mitten im Kiesbett war, hatte ich endlich mal Zeit, um auf das Dashboard zu schauen, da sah ich das Licht vom Pitlane-Limiter blicken. So wurde mir klar, dass ich den blauen Knopf gedrückt hatte statt dem gelben von der Traktionskontrolle», schilderte Bradl.
Der Bayer weiss aus seiner Zeit bei Honda und Yamaha, dass es bessere Lösungen gibt als jene von Magneti Marelli. «Bei Yamaha sind zum Beispiel die wichtigen Knöpfe alle links, weil man die linke Hand zum Kuppeln kaum braucht. Links sind also die Knöpfe für die Traktionskontrolle, die Motorbremse und das Motorenmapping. Mit der rechten Hand betätigt man bei Yamaha den Killschalter, mit dem man den Motor bei der Rückkehr an die Box abstellt, und den Pitlane-Limiter. So besteht keine Verwechslungsgefahr. Bei Honda ist der Knopf für die Pitlane zwar auch links, aber er ist durch eine Plastikabdeckung geschützt, man kann ihn also nicht aus Versehen aktivieren. Nur bei Magneti Marelli sind alle Knöpfe links...»