Kouichi Tsuji (Yamaha): Weniger Druck vom Management
Yamaha-Projektleiter Kouichi Tsuji
Der Japaner Kouichi Tsuji, Projektleiter von Yamaha Factory Racing in der MotoGP-WM, hat mit Jorge Lorenzo und Valentino Rossi im Vorjahr die Fahrer-WM, die Marken-WM und die Team-WM gewonnen.
Bei der heutigen Movistar-Yamaha-Teamvorstellung in Barcelona räumte Tsuji ein, sein Team sei 2015 unter einem starken Leistungsdruck gestanden. «Yamaha hat 2015 das 60-jährige Firmenjubiläum gefeiert. Deshalb hat das Top-Management eine erfolgreiche Saison erwartet... Wir standen vor dem Saisonbeginn unter einer enormen Anspannung. Das Jubiläum sollte mit einer erfolgreichen MotoGP-Saison verknüpft werden. Schliesslich ist es uns gelungen, sehr gute Resultate zu erzielen, nicht nur in der MotoGP, sondern in verschiedenen Motorsportserien auf der ganzen Welt. Ehrlich gesagt, in der MotoGP war es fast ein bisschen zu viel. Das haben wir nicht erwartet.»
Die Werks-Yamaha YZR-M1 hat im Vorjahr dominiert, es wurden elf von 18 Rennen gewonnen, in Le Mans und Barcelona gelangen sogar Doppelsiege durch Lorenzo und Rossi.
Was wurde an der M1 für die Saison 2016 verbessert? Tsuji: «Beim Sepang-Test ab 1. Februar wird sich herausstellen, ob wir bei der Weiterentwicklung im Winter die richtige Richtung eingeschlagen haben. Dort wird eine erste Standortbestimmung erfolgen. In dieser Saison ändert sich technisch einiges. Wir steigen auf Michelin-Einheitsreifen um, dazu kommt erstmals die Einheits-Elektronik von Magneti-Marelli. Seit Beginn der MotoGP-Viertakt-WM in der Saison 2002 waren wir in einer einzelnen Saison nicht mit so gravierenden Änderungen konfrontiert. Das bedeutet, dass wir herausfinden müssen, welchen Weg wir bei der Entwicklung einschlagen müssen. Deshalb ist der Sepang-Test sehr wichtig. Wir werden dort sehr viel zu tun haben, wir werden viel ausprobieren müssen.»
Ist es schwieriger, einen technischen Vorsprung in der MotoGP zu verwalten oder ist es schwieriger, einen Rückstand aufzuholen, wie es jetzt Honda tun muss?
Tsuji: «Der Unterschied ist für die Entwicklungs-Ingenieure nicht gross. Wir bemühen uns immer, das Motorrad besser zu machen, so gut wie können. Aber es gibt einen Unterschied: Wenn wir nicht vorne waren, spüren wir grossen Druck vom Top-Management. Sie stellen dann Fragen und erkundigen sich dann, was wir treiben. Da wir 2015 an der Spitze waren, ist die Situation ruhiger.»
Was sind die grössten technischen Herausforderungen für 2016? Die Reifen? Die Elektronik?
«Wir haben in der MotoGP seit 2009 die Einheitsreifen von Bridgestone verwendet. Vorher haben wir gab es den Reifenkrieg, es gab viel mehr unterschiedliche Reifen, die in den GP-Trainings ausprobiert werden mussten. Wir mussten das Bike den Reifen anpassen», entgegnet Tsuji. «Dann ist die Yamaha sieben Jahre lang auf die Erfordernisse der Bridgestone-Reifen angepasst worden. Jetzt haben wir die Herausforderung, dass wir uns mit dem neuen Reifenhersteller anfreunden und gleichzeitig die neue ECU entwickeln müssen. Das sind sehr grosse Veränderungen, mit denen wir in diesem Jahr zurechtkommen müssen.»