Lucio Cecchinello: «Stoner wäre ein Titelanwärter»
2016 wird Cal Crutchlow sein zweites Jahr im LCR-Team absolvieren. Der Brite hat sich hohe Ziele gesetzt, beim Sepang-Test lag er mit dem harten Hinterreifen nur 0,1 sec hinter Honda-Werksfahrer Marc Márquez.
Vor dem Phillip Island-Test sprach Teamchef Lucio Cecchinello mit «motogp.com» über Crutchlows Vorbereitung, den Sepang-Test und die Honda RC213V.
Wie hat sich Cal auf die Saison 2016 vorbereitet?
Jeder Fahrer hat sein eigenes Trainingsprogramm, welches normalerweise um die Elemente Laufen, Rennrad fahren und Fitnessstudio für das Krafttraining gebaut ist. Cal fährt gern Offroad, aber seine wahre Leidenschaft liegt beim Rennrad. Er baut sein Training darauf auf. Rennradfahren kann für einen MotoGP-Fahrer sehr nützlich sein, denn neben der Kraft in den Beinen, die dabei gefördert wird, trainiert man auch die Arme, gewöhnt sich an den Sattel und sitzt zusätzlich in der gleichen Sitzposition wie auf dem Motorrad. Damit werden auch die Nackenmuskeln trainiert.
Cal ist am letzten Tag in Sepang die viertschnellste Zeit gefahren und war insgesamt Sechster bei diesem Test. Wie bewertest du diesen Test?
Der Test in Malaysia ist um einiges besser gelaufen, als wir gedacht hatten. Eines der Probleme, welches uns Sorgen gemacht hatte, war die neue Elektronik in der Honda. Es stimmt schon, dass wir damit ein großes Problem haben und, dass das Motorrad noch nicht dort ist, wo es sein sollte, aber das Team und HRC haben einen großartigen Job gemacht. Uns ist vom ersten bis zum letzten Tag ein großer Schritt gelungen. Die Zeit von Cal am letzten Tag bestätigt dies. Er fuhr auf dem harten Reifen die viertschnellste Zeit und war nur eine Zehntelsekunde hinter Márquez. Das ist eine ganz kleine Lücke, damit können wir sehr zufrieden sein.
Habt ihr schon die RC213V für 2016 erhalten?
Wir konnten noch nicht das komplett neue Motorrad probieren. Die Entscheidung, welche Teile am letztendlichen Motorrad eingesetzt oder weggelassen werden, steht noch aus. HRC untersucht das Motorrad Schritt für Schritt, um die Fehler aus dem letzten Jahr zu vermeiden und das Risiko eines nicht konkurrenzfähigen Motorrades zu minimieren. Darum haben wir in Malaysia eine Evolution des 2015er-Chassis, des 2015er-Motors, aber auch einen 2016er-Motor probiert. Wir hatten auch ein neues Fahrwerk. In anderen Worten: Wir haben sehr hart gearbeitet, um das Motorrad von dort, wo es letztes Jahr war, weiterzuentwickeln und das beste Set-up für unseren Fahrer zu finden. Gemeinsam mit HRC werden wir diese Arbeit in Australien fortsetzen, um die Balance zwischen Chassis, Leistung, Elektronik und Stabilität weiter zu verbessern, die wir am letzten Tag in Sepang schon hatten.
Wie werden sich die technischen Änderungen für 2016 auf die Meisterschaft auswirken?
Ich denke, es wird eine hart umkämpfte und spannende Meisterschaft. Die Regeländerungen, gerade bei der Elektronik, werden das Feld näher zusammenrücken lassen. Ducati und Suzuki werden auch auf Honda und Yamaha weiter aufholen. Trotzdem sehe ich aber Lorenzo, Rossi, Márquez und Pedrosa als die vier Top-Piloten, die um die Weltmeisterschaft kämpfen werden. Und wenn Stoner in Katar am Start stehen würde, dann wäre er der Fünfte in diesem Bunde.
Und was ist mit Cal?
Wie es bei uns aussehen wird, ist um schwieriger vorauszusagen, denn aus dem Sepang-Test können wir nicht allzu viel herauslesen, da müssen wir noch bis Phillip Island und in Katar warten, um sicherer zu sein, was wir erreichen können. Das Ziel bleibt, so viele Podestplätze wie möglich einzufahren. Ich denke, dass zwei, drei oder gar vier Podestplätze möglich sind. Damit das aber klappt, muss etwas passieren oder die Werks-Jungs müssen bei einigen Rennen Probleme haben, denn die vier bereits genannten Fahrer sind sehr schwer zu schlagen, auch für so gute Fahrer wie Cal. Realistisch gesehen, ist es unser Ziel, in den Rennen irgendwo zwischen Platz 5 und 7 zu sein und die Weltmeisterschaft auf Rang 5 oder 6 zu beenden.