Cal Crutchlow: «Wir werden auf den Geraden ermordet»
Cal Crutchlow in Katar
Am Freitag hatte LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow erklärt, wenn das Motorrad perfekt funktionieren würde, würde er sich sogar 1:53er Zeiten zutrauen.
Im Qualifying 2 am Samstag schaffte er aber nur 1:55,352 und den zehnten Startplatz, er büsste 0,809 sec auf die Bestzeit von Yamaha-Star Jorge Lorenzo ein.
«Wie gesagt, wir können das Problem hier nicht lösen. Es geht um Teile, die wir hier nicht vorrätig haben, deshalb können wir hier nichts ändern. Unsere Motorbremse ist weiter inkonstant, da geht es auf und ab, wir müssen die Probleme mit mehr fahrerischem Einsatz ausgleichen. Es geht nicht in erster Linie um die Elektronik. es geht um Hardware-Teile auf dem Motorrad. Wir müssen geduldig sein und warten und machen, was wir machen können. Momentan sind der Speed auf den Geraden und die Beschleunigung unsere grössten Probleme. Wir werden auf den Geraden ermordet! Ihr könnt euch das nicht vorstellen... Und nicht nur von den Ducati, auch von Yamaha und ssogar von den Suzuki. Von allen! Am Ende der Geraden ist es nicht so schlimm, aber bei der Beschleunigung, da hapert es gewaltig. Im dritten, vierten und fünften Gang. Wir können die Power auch nicht in einen anderen Bereich verlagern, wir fahren mit maximaler Leistung. Bei 320 km/h brauchst du für jeden zusätzlichen Stundenkilometer rund 2 PS mehr, mindestens. Einige Bikes leisten diese Power, einige nicht. Und ich bin nicht der einzige Honda-Fahrer, der sich beklagt. Schaut euch den letzten Sektor an. Dani Pedrosa ist klein und leicht, aber er ist im letzten Sektor einer der Langsamsten. Ich bin dort Schlusslicht, und Marc ist dort ganz knapp vor Dani. Und ihr könnt euch vorstellen, dass wir alle dort in den Kurven viel riskieren.»
«Das ist nicht die grossartigste Situation, aber wir müssen mit dem fahren, was hier haben. Diese Zielkurve hier ist schlimm für uns. Auf andren Pisten wie in Barcelona oder Phillip Island biegt man viel schneller auf die Zielgerade ein, dort wäre das Power-Problem weniger spürbar. Marc fährt gut, er fährt jetzt wieder besser, ich denke, er hat ein bisschen Motivation gefunden. Dani ist auch gut unterwegs, er liegt zeitmässig gut dabei. Ich habe gemeint, ich könne auch nahe an die Spitze herankommen. Ich habe mir definitiv eine 1:54er-Runde zugetraut, keine Zweifel», meinte Cal.
«Ich bin meine beste Runde in der zweiten fliegenden Runde gefahren, das machen mit den Michelin-Reifen jetzt fast alle Fahrer so. Es ist recht schwierig, in der ersten Runde einen Topzeit zu fahren. Mit der Honda kannst du in der dritten und vierten Runde keine schnelle Zeit mehr fahren. Du musst zuerst deinen Puls wieder runterbringen, denn du brauchst deine ganze Kraft, um dieses Ding zu bändigen. Unser Bike erfordert wie im Vorjahr sehr viel körperliche Anstrengung, ich würde sogar sagen, es ist mühsamer als 2015. Aber wenn wir schnell fahren wollen, müssten wir das Bike eigentlich ein bisschen sanfter behandeln. Je mehr du pusht, umso geringer ist die Chance auf eine Topzeit. Es wird auf jeden Fall ein langes Rennen. Doch ich bin etwas zuversichtlicher als nach Platz 15 am Freitag. Ich habe eine recht vernünftige Pace. Ich kann nur hoffen, dass mir ein guter Start gelingt und ich mir vor ein paar Gegner schieben kann. Denn das Überholen ist mit diesem Motorrad schwierig.»
Ist das Honda-Paket langsamer als im letzten Jahr?
Crutchlow: «Ich weiss es nicht. Schaut auch die Zahlen an. Es ist nicht meine Aufgabe, das zu bewerten. Suzuki hat einen Schritt nach vorne gemacht, die anderen Hersteller auch. Letztes Jahr hatte die Honda genug Power, wir hatten Beschleunigung, alles hat wirklich gut geklappt. Ich dachte, wenn ich 3 oder 4 kg abnehme, werde ich wie eine Rakete unterwegs sein.»
Fakt ist: Honda hat wie Yamaha 2 Liter mehr Treibstoff und jetzt wie Yamaha sieben statt fünf Motoren, trotzdem sind die Ducati deutlich schneller. Sie haben aber 22 Liter wie ab dem Katar-GP 2015 und sieben statt zwölf Motoren!
Doch vielleicht muss Ducati die Power und die Drehzahl im Rennen gegenüber dem Quali deutlich reduzieren. Das wird sich heute Abend ab 19 Uhr herausstellen.
«Bei Honda wird unermüdlich gearbeitet. Und wir wussten, dass diese Strecke hier für uns mühsam werden würde», sagt Crutchlow. «Honda hilft uns so gut wie möglich, aber wir wissen, dass wir bei HRC als Team nicht Priorität haben. Es werden dauernd Daten analysiert, auch bei Dani, Marc, Tito und Jack. ich weiss, dass sie beim Werksteam hier etwas geändert haben, was wir jetzt nicht haben können. Also müssen wir Geduld zeigen. Was im Rennen möglich ist? ich habe null Ahnung. Ich habe mir vorgenommen, vom Quali bis zum Rennstart nichts zu essen, denn ich muss so aerodynamisch und leicht wie möglich sein... Dabei bin ich schon 4 kg leichter als 2015. ich war seit zehn Jahren nicht mehr so leicht. Den Bart habe ich auch vor dem Quali rasiert, das hat anscheinend geholfen. Ich muss mich um jedes Zehntel kümmern...»