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Stefan Bradl (Aprilia): «Diese Resultate tun gut»

Von Günther Wiesinger
In Texas: Stefan Bradl im Rennen hinter Yonny Hernandez

In Texas: Stefan Bradl im Rennen hinter Yonny Hernandez

«Vom Feinsten.» So bezeichnet Aprilia-Werkspilot Stefan Bradl die Ausbeute aus den letzten zwei WM-Läufen. «Wir haben bisher gute Arbeit geleistet», freut sich der Bayer.

Stefan Bradl (26) hat bei den letzten fünf Grand Prix für das Aprilia Racing Team Gresini saisonübergreifend drei Top-Ten-Plätze geholt: Platz 10 in Sepang 2015, Platz 7 in Las Termas 2016, Platz 10 in Austin 2016.

Das ist mal eine beachtliche Bilanz. «Wenn mir vor zwei Monaten jemand prophezeit hätte, dass ich bei den ersten drei Rennen einmal Siebter und einmal Zehnter werde, hätte ich das sofort unterschrieben», versichert der Bayer. «Solche Resultate tun gut.»

Diese Ergebnisse tun seinem Selbstvertrauen gut. Und sie sind nützlich beim internen Zweikampf gegen den Teamkollegen Alvaró Bautista, der als grösster Kontrahent für den zweiten Aprilia-Teamplatz für 2017 gilt, nachdem Sam Lowes bereits für einen Platz fix vorgesehen ist.

Doch in Texas scharten sich Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano sowie Teambesitzer Fausto Gresini und die technischen Abteilungsleiter nach den Trainings und dem Rennen in erster Linie um Stefan Bradl.

Bradl geniesst diese Aufmerksamkeit, sie spornt ihn an, das Dasein in einem Werksteam mit einer vielversprechenden neuen Werksmaschine – das baut ihn auf und weckt die Motivation und Begeisterung, die bei Forward-Yamaha im ersten Halbjahr gelitten hat.

Stefan Bradl erlebte vor dem Wochenende einen familiären Verlust, weil sein 83-jähriger Opa (der Vater von Papa Helmut) verstarb. Der Aprilia-Werkspilot hat den Flug nach Sevilla jetzt auf Donnerstag verschoben, um dem Begräbnis am Mittwoch beiwohnen zu können.

Stefan, welches Fazit ziehst du nach den ersten drei Rennen mit der neuen Aprilia? Die RS-GP 16 ist zwar noch keine Top-Speed-Rakete, aber zuverlässig und vielversprechend?

Ja, grundsätzlich lässt sich sagen, dass dieses Motorrad von Anfang an das Niveau einer richtigen MotoGP-Maschine gehabt hat.
Doch vom Gesamtpaket her haben wir bei der Bremsstabilität, von der Fahrbarkeit und vom Handling her, vom Fahrgefühl, von der Vermittlung des Feelings zu den Reifen eine gutes Basis. Das funktioniert alles ganz gut.
Beim Top-Speed müssen wir uns noch bis zum Mugello-GP gedulden.
Man hat bei den ersten drei Rennen gesehen: Es sind uns zwei Top-Ten-Ergebnisse gelungen, auch wenn wir von Ausfällen profitiert haben. Wir hätten aber bei allen drei Rennen aus eigener Kraft in die Punkte fahren können, wie Bautista in Katar bewiesen hat.
Daran sieht man, dass wir nicht so schlecht sind.
Der Rückstand zum Sieger ist natürlich noch zu gross, auch der Zeitrückstand pro Runde. Aber bisher haben wir gute Arbeit geleistet.

Dein Crew-Chief Diego Gubellini meinte, auf den zwei Texas-Geraden hättest du 0,3 und 0,2 sec verloren. Lässt sich das mit dem Motor-Upgrade in Mugello weitgehend wettmachen?

Nein, ich erwarte nicht, dass unser Top-Speed-Rückstand mit dem ersten Upgrade zur Gänze beseitigt werden kann. Aber jedes Zehntel, das ich dann auf der Geraden quasi geschenkt kriege, wird uns näher an die Top-Ten heranbringen.

Nach dem Texas-GP hast du gemeint: Zwei-Top-Ten-Plätze bei den ersten drei Rennen, das hättest du vor dem Saisonstart sofort dankbar unterschrieben?

Ja, sicher, vor allem, weil wir überhaupt nicht gewusst haben, wo wir uns mit diesem völlig neuen Motorradl einordnen können.
Ich will es nicht verschreien. Aber es ist uns von der Standfestigkeit her noch nichts Grosses dazwischen gekommen.
Man merkt auch, dass wirklich von Rennen zu Rennen Feinheiten und Details verbessert werden, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Aber es ist für mich als Fahrer ein schönes Zeichen, wenn immer etwas vorwärts geht.
Für Jerez erwarten wir uns ein paar neue technische Features, von denen ich aber bisher nicht weiss, wie sie aussehen werden.
Bei den Europa-Rennen werden wir sicher regelmässig mit Updates versorgt werden.
Mein Elektronik-Ingenieur Markus Eschenbacher war gleich nach dem Texas-GP im Aprilia-Werk in Noale. Sie haben auf dem Prüfstand Testfahrten gemacht, um ein Mapping für bessere Top-Speed-Werte zu erproben und um eine bessere Fahrbarkeit und Kraftentfaltung des Motors auszutüfteln. Es wird unermüdlich entwickelt.
Wir haben bei den letzten Rennen wertvolle Daten gesammelt, auch von den Beschleunigungsphasen. Es wurden am Rennwochenende einige Daten am Computer verfeinert. Diese Daten werden jetzt bis Jerez komplett ausgewertet, damit wir am kommenden Wochenende bei der Standard-Version der Elektronik gleich auf einem höheren Level anfangen können.

Zu den Features, die verbessert werden müssen, gehört auch die Kupplung. Sie hat dir in Las Termas und Austin Kummer verursacht?

Die Aprilia-Ingenieure haben das inzwischen genau studiert. Unser Kupplungs-Experte war in Argentinien und ist in Texas nicht dabei gewesen. Ich gehe davon aus, dass er heim beordert wurde. Ich denke, dass er die Informationen aus Argentinien und Texas jetzt im Werk ausgewertet und alles genau studiert hat. Deshalb erwarte ich mir für Jerez bei der Kupplung erste Fortschritte und eine Verbesserung, nachdem ich bei den letzten zwei Rennen am Start Probleme gehabt habe.

Wenn man die positiven Aspekte betrachtet: 3 Top-Ten-Ergebnisse bei den letzten fünf Rennen. Kommt der alte Bradl, der sich in den ersten 2,5 Jahren bei LCR-Honda gut geschlagen hat, langsam wieder zum Vorschein?
 
 
 
 
 
 

(Er seufzt). Ja... Die Ergebnisse waren okay und haben mir natürlich gut getan. Der Übersee-Trip mit Argentinien und Amerika war vom Feinsten. Das hat alles so weit gepasst.
Die Rennergebnisse sind entscheidend, und sie waren sehr gut. Wir haben uns klar gesteigert, wir sind systematisch vorwärts gekommen. Mir hat auch die Arbeitsweise gefallen. Das ist wichtig und gibt dem Fahrer natürlich Selbstvertrauen.
Entscheidend wird sein, dass wir an diese Ergebnisse anknüpfen. Jerez wird wieder eine ganz andere Strecke sein, wo die Motorleistung nicht ganz so entscheidend ist. Wir werden sehen, wie wir dort zurechtkommen.
Ich habe bei den letzten zwei Rennen geschaut, dass ich geduldig bleibe, dass ich sitzen bleibe und auf meine Chance warte. Ich habe mir eingeschärft, eine ordentliche erste Rennhälfte zu fahren und die Position in der zweiten Rennhälfte etwas zu verwalten. Das ist mir in den letzten beiden Rennen sehr gut gelungen, während es in Katar noch völlig daneben gegangen ist. Dort war ich einfach zu ungeduldig; dort ist mir das noch nicht so locker von der Hand gegangen. Deshalb tun die beiden letzten Ergebnisse gut.
Aber ich will jetzt nicht behaupten, dass ich in Jerez gleich wieder versuche zu attackieren und auf «Teufel komm raus» zu fahren.
Es hat sich gezeigt, dass man auch vom 16. Startplatz aus gut in die Punkte fahren kann.
Man darf nicht erwarten, dass uns die Top-Ten-Ergebnisse jetzt serienweise in den Schoss fallen.
Wir müssen uns vor Augen halten: Argentinien war ein kurioses Rennen mit dem Pflicht-Boxenstopp zum Reifenwechsel. In Texas haben wir eine gute Vorstellung abgeliefert, haben aber auch von Stürzen profitiert.
Für uns gilt nach wie vor: Wenn wir in die Punkte kommen, haben wir unser Soll erfüllt.
Bei den nächsten Rennen werden wir versuchen, unsere Leistung auszubauen. Wir werden sehen, wie die Upgrades vom Aprilia-Werk ausschauen und wie sie sich bewähren. Dann können wir vielleicht bald ohne so viele Ausfälle unter die ersten zehn fahren und mit den Satellitenteams wie zum Beispiel Pramac-Ducati mitfighten.

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