Wilco Zeelenberg: Wie ihn Jorge Lorenzo beeindruckt
Wilco Zeelenberg mit Jorge Lorenzo
Wilco Zeelenberg ist seit 2010 Manager des Movistar-Yamaha-Werksteams an der Seite von Jorge Lorenzo. Dreimal in sechs Jahren wurde der MotoGP-Titel gewonnen – 2010, 2012 und 2015.?Bevor Lorenzo am Saisonende zu Ducati wechselt, soll Titel Nummer 4 gesichert werden.?
Auf technische Abenteuer lässt sich das Team dabei nicht ein, denn mit der neuen Einheits-Software und den Michelin-Reifen haben Lorenzo und Yamaha schon genug Unwägbarkeiten zu bekämpfen.?«Auf jeder GP-Strecke, auf der wir jetzt auftreten, müssen wir das Motorrad neu erfinden, wegen der Elektronik und der Reifen», sagt Wilco Zeelenberg. «Wir können also beim Motorrad keine umfassenden Neuheiten einfliessen lassen. Denn wir wüssten nicht, wie so ein Update mit dem existierenden Package harmonieren würde. Wir hätten keine Ahnung, wie so ein modifiziertes Motorrad in Le Mans reagieren würde. Wir befinden uns in einem Jahr, wo man eine gewisse Basis beibehalten muss. Man muss dann beobachten, wie das Bike auf den kommenden Strecken reagiert und welche neuen Reifen Michelin bringen wird.»?
Lorenzo sah 2016 schon mehrmals stark aus, er fuhr auch in manch einem Jerez-Trainings beträchtliche Abstände zur Konkurrenz heraus. Er sagte dann in Jerez, sein natürliches Talent habe ihm erlaubt, in den schnellen Kurven deutlich schneller zu sein wie die Gegner.?
Wilco Zeelenberg ist beeindruckt von der Fahrweise Lorenzos und von der Art und Weise, wie er sich in den letzten zwölf Monaten fahrerisch auf ein höheres Niveau gehievt hat.?«Bei den heutigen MotoGP-Motorrädern, besonders mit diesen elektronischen Systemen, musst du dauernd neu dazulernen», ist sich Zeelenberg bewusst. «Jorge hat im Vorjahr mit den damaligen Reifen eine Möglichkeit gefunden, schneller zu fahren und das Motorrad auf bessere Art und Weise abzubremsen. So ist ihm in der Saison 2015 ein großer Sprung gelungen. Im Vorjahr hat ihm aber auch der Extra-Edge-Grip der Bridgestone-Hinterreifen geholfen. Sobald wir aber wenig 'edge grip' hatten, konnte er diese Vorteile nicht wie gewünscht ausspielen.»?
Deshalb ist es verwunderlich, dass Jorge Lorenzo mit der härteten Hinterreifenkonstruktion von Michelin (seit dem Samstag-Training in Texas im Einsatz) nicht stärker leidet. «Das liegt daran, dass Bridgestone für 2014 nach dem Australien-Problem den härteren Compound auf die äussersten Seitenflanken gepflastert hat», hält Zeelenberg fest. «Dadurch hatten wir vor zwei Jahren plötzlich nicht genug 'edge grip'. Das ist heute anders. Jorge kann ordentliche Schräglagen fahren mit den aktuellen Michelin-Reifen. Die 'drive area' ist mit den härteren Hinterreifen viel schlechter als beispielweise in Katar. Aber wir kennen die Ursache. Es liegt an der härteren Konstruktion. Aber immerhin hat sich Michelin bemüht, die Mischung weich genug zu gestalten. So können wir zumindest Rennen damit bestreiten und anständige Rundenzeiten erzielen.»